Herzlich Willkommen zum Giro di Toscana 2008!
Dieses Eintagesrennen, dass zum ersten Mal 1923 ausgetragen wurde, findet jährlich im sonnigen Italien, um das zu präziseiren in der namensgebenden Region, der Toskana, statt. Seit 2005 zählt das Rennen zur UCI Europe Tour und ist in die Kategorie 1.1 eingestuft. Rekordsieger ist der Italiener Gino Bartali mit fünf Siegen, gefolgt von Francesco Moser mit vier Erfolgen. Aus Deutschland konnte Rudi Altig das Rennen 1966 gewinnen und ist damit bis heute alleiniger Deutscher Sieger in den Annalen des Rennens. Durchaus prominente Fahrer sind das also, und auch heute sind wieder prominente Namen am Start, zum Beispiel Mosquera, Karpets, Ballan, Brown oder Piepoli. Dies ist auch die letzte Gelegenheit, sich auf den großen Giro, der eben nicht nur in der Toskana ausgetragen wird und weitaus länger ist, vorzubereiten. Das Profil des heutigen Tages gibt auch durchaus Anlass, die Rennhärte und Form zu testen. Gerade die Anfangsphase des Rennen hoch zum Passo del Spino hat es in sich, das sind hohe Steigungsprozente. Nach dieser schweren Anfangsphase wird das Rennen im Verlauf dann aber auch immer leichter, sodass die letzten 100 Kilometer flach oder sogar abschüssig sind. Somit haben Ausreisser sowie Sprinter ihre Chance und uns erwartet ein abwechslungsreiches Rennen!
Die ersten 10 Kilometer haben die Fahrer hinter sich, bei Kilometer 36 beginnt die von mir schon angesprochene Steigung hoch zum Passo del Spino. Momentan haben wir eine hektische Situation, eine riesige Gruppe fährt vor dem Feld, fast jedes Team stellt ein Mitglied in der Gruppe, so kann das Rennen schon früh entschieden werden. Eigentlich dürften die Topfavoriten nicht zufrieden sein mit der Gruppe, umso überraschender, dass die Gruppe weggelassen wird.
Zitat
Ausreissergruppe
LOSADA ALGUACIL Alberto (KGZ)
PRIAMO Matteo (LAM)
EIBEGGER Markus (ELK)
VILA ERRANDONEA Francisco Javier (TSL)
DA DALTO Mauro (SIT)
TRENTIN Guido (LPR)
FINOT Frederic (BTL)
BALIANI Fortunato (CSF)
VERDUGO MARCOTEGUI Gorka (BAR)
ARDILA CANO Mauricio Alberto (C.A)
Damit sind nur Tinkoff und Caisse d´Epargne ohne Mitglied in der Spitzengruppe, die für mein Empfinden sehr stark besetzt ist. Wenn die beiden Teams da die ganze Zeit alleine hinterherfahren wird das mit dem Einholen eine ganz enge Kiste, auch wenn es mehr als selten ist, dass solche Eintagesrennen durch frühe Gruppen entschieden werden. Die Teamchefs haben offenbar heute andere Strategien, abgesehen eben von den beiden "Pechvögel"-Teams Tinkoff und Caisse. Man sollte jetzt aber nicht zu schwarzmalen, wir kommen gerade an den Passe del Spino, 35 Kilometer haben wir hinter uns. An diesem Berg, der wie schon oft gesagt am heutigen Tag, recht schwer und in jedem Falle der anspruchsvollste Anstieg des Tages ist, sind nun die Spitzenfahrer. Baliani und Ardila geben da den Ton an, sie sind neben Vila aber auch die besten Bergfahrer der Gruppe. Hinten im Feld ist nun Nazareno Rossi für Caisse zu sehen, Unterstützung erhält er nur von Tinkoff in Person von Noé, Kunizki und Efimkin. Sie kommen der Gruppe an diesem Anstieg tatsächlich etwas näher, bergauf ist das eben eine andere Rechnung als im Flachen. Am Gipfel ist der Vorsprung nun immer noch bei 1:11 Minuten. Finot und da Dalto hatten in der Spitzengruppe auch schon ihre kleinen Problemchen, konnten sich dann aber mit viel Müh und Not mit der Gruppe über den Gipfel retten. Hinten im Feld haben das nicht alle geschafft, einige prominente Namen gerade auch endschneller Fahrer wie Graeme Brown, Fabio Sacchi oder Alex Usov hat es da gerade schon erwischt. Der Rückstand auf das Hauptfeld ist für die aber nicht so groß, dass sie das nicht mehr schaffen könnten, bis zum Massensprint werden die wohl wieder vorne sein. Dass es bei diesem Massensprint dann um den Sieg geht, ist momentan nicht die wahrscheinlichste aller Varianten, denn auf dem Flachstück, dass dem Passo del Spino folgte, haben die Ausreisser wieder ziemlich an Boden gewonnen, zumal Tinkoff sich etwas zurückgezogen hat, und auch Caisse nun kaum noch vorne zu sehen ist. 3:59 Minuten, das ist der Vorsprung bei Kilometer 90, wo der zweite schwere Anstieg und die einzigste Bergwertung des Tages auf dem Programm steht. Es geht hoch nach Scarpaccia, das relativ steil, aber eben nicht so lange, wie das gerade der Fall war. In der Spitzengruppe wird das Tempo nicht am Anschlag gehalten, jedenfalls nicht an den Steigungen. Man weiß vorne, dass man möglichst jeden braucht, wenn es am Ende auf das Flachstück geht, um das Feld in Schach zu halten. Ausnahme ist dort Fortunato Baliani, der ein unrythmisches hohes Tempo fährt und sich in der Gruppe keine Freunde macht.
An diesem Anstieg kommt das Feld, indem Tinkoff und Caisse d´Epargne es nun offenbar erzwingen wollen, näher. Auch Szmyd und Spilak von Tinkoff machen bereits früh im Rennen hier das Tempo, auch Caisse hat nun einen zweiten Fahrer nach vorn geschickt, nämlich Ivan Santaromita. Der begnadete Bergfahrer ist er aber auch nicht. Die Spitzengruppe kommt nun zum Gipfel und damit zur Bergwertung, die Markus Eibegger vor Alberto Losada und Patxi Vila gewinnen kann. Kein Fahrer wollte diese Punkte unbedingt, die wurden einfach mitgenommen:
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Bergwertung, Scarpaccia
01 EIBEGGER Markus (ELK)
02 LOSADA ALGUACIL Alberto (KGZ)
03 VILA ERRANDONEA Francisco Javier (TSL)
Damit hat der Österreicher wenigstens etwas, dass er hier mitnehmen kann, egal, wie das Rennen ausgehen mag. Am Gipfel wurde auch erneut der Rückstand des Hauptfeldes ermittelt, 3:12 Minuten sind das. Wenn sich da nicht mehr Fahrer im Feld einschalten, wird das nichts werden für das Hauptfeld, denn die Helfer, die Tinkoff und Caisse zur Verfügung haben, mussten sie nun schon recht früh nach vorne schicken, die können dieses Tempo auch nicht das ganze Rennen über gehen. Wir haben nun ein Flachstück vor uns, ehe bei Kilometer 180, damit rund 20 Kilometer vor dem Ziel, ein weiterer Anstieg auf dem Programm steht. Es ist der letzte Anstieg des Tages und die damit letzte Gelegenheit für Fahrer wie Vila, die sich hier nich auf ihren Spurt verlassen können, die Gruppe zu sprengen und vielleicht solo durchs Ziel zu fahren. Der junge Priamo scheint hier übrigens sehr gerne zu fahren, denn bereits im vergangen Jahr erreichte er mit Vincenzo Nibali in einer Mini-Spitengruppe zuerst das Ziel, musste sich Nibali dann aber geschlagen geben. Trotzdem hat Priamo hier sicher gute Erinnerungen, denn der zweite Platz dürfte eine seiner bisher stärksten Platzierungen gewesen sein.
Wir kommen nun gleich an den Anstieg bei 20 Kilometer vor dem Ziel. Rauf nach Cinque Strade geht es da. Die Spitzengruppe ist noch immer vorne und konnte den Vorsprung erneut ausbauen. Beachtliche 6:32 Minuten sind die 10 an der Spitze nun vor dem Feld. Die Tinkofffahrer wirken frustiert, sie haben hier lange gearbeitet, das wird am Ende wohl kaum etwas nutzen, weil außer gelegentlicher Hilfe von Caisse nix mehr war mit Unterstützung aus dem Feld. Die anderen Teams haben wie gesagt alle vorne einen dabei und scheinen damit zufrieden zu sein. Das ist ganz doof gelaufen für Tinkoff und Caisse. Der Sieg wird damit ganz vorne entschieden, das kann man denke ich nun schon sagen. Am letzten Anstieg sind wir nun, und einige Fahrer haben da bereits arg zu beißen. Zu diesen Fahrer gehören allen vorran Finot und da Dalto. Attacke Baliani! Der Italiener will es jetzt wissen, der Angriff hat schon durchaus gefruchtet. Wie eben schon gesagt, da Dalto und Finot sind in Schwierigkeiten, die haben nichts zuzusetzen. Auch Losada bleibt im Sattel und geht nicht hinterher, Trentin und Priamo können ebenso wie Eibegger da nichts mehr ausrichten. Damit also eine ganz neue Situation vorne, stark, wie Baliani da mit einem Angriff die Spitzengruppe sprengt. Auch im Peloton geht es nun ab, Attacke Mazzanti von Slipstream! Der will hier offenbar nochmal um die Plätze fahren, einholen werden sie die Fahrer vorne nicht mehr, das muss auch Mazzanti klar sein. Einige Fahrer gehen mit bei Mazzanti, das Feld wird nun nochmals dezimiert.
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Spitzengruppe
VILA ERRANDONEA Francisco Javier (TSL)
BALIANI Fortunato (CSF)
VERDUGO MARCOTEGUI Gorka (BAR)
ARDILA CANO Mauricio Alberto (C.A)
Verfolger I +11 Sek.
LOSADA ALGUACIL Alberto (KGZ)
PRIAMO Matteo (LAM)
EIBEGGER Markus (ELK)
TRENTIN Guido (LPR)
Verfolger II +28 Sek.
FINOT Frederic (BTL)
DA DALTO Mauro (SIT)
Verfolger III +5:13 Min.
PETROW Ewgeny (TCS)
IGNATIEW Michail (TCS)
SELLA Emanuele (CSF)
PIEPOLI Leonardo (CSF)
ELMIGER Martin (C.A)
BARBOSA Candido (BAR)
PIDGORNYY Ruslan (LPR)
BENITEZ ROMAN José Alberto (SIT)
MAZZANTI Luca (TSL)
PELLIZOTTI Franco (GCE)
KARPETS Vladimir (GCE)
MOSQUERA Ezequiel (KGZ)
Noch 15 Kilometer nun, es sieht gut aus für die Spitzengruppe. Die Verfolger versuchen natürlich nochmal, heranzukommen, aber es sieht aus, als wären die Fahrer in der Führungsgruppe frischer und hätten die Anstiege besser verkraftet. Die Verfolgergruppe Nummer zwei kann man denke ich vernachlässigen. Beide haben an den Steigungen zuviel Kräfte gelassen, zudem scheint gerade auch da Dalto nicht seinen besten Tag zu haben. Dann noch die Verfolgergruppe Nummer drei, aber die ist noch immer so extrem weit weg, dass das nichts mehr wird. Die Gruppe vorne wird jetzt durchkommen, da lege ich micht fest. Der beste Sprinter ist wohl Ardila, wobei alle vier nicht die begabtesten sind, was den Endspurt angeht, da gibt es weitaus bessere. Sie haben´s jetzt auch nicht mehr wirklich weit, der Teufelslappen ist erreicht und die taktischen Spielereien beginnen, viel können sie sich nicht erlauben, soweit ist die zweite Gruppe nicht entfernt. Noch 200 Meter nun, Verdugo verliert die Nerven und attackiert als Erster. Vila setzt nach, Ardila und Baliani taktisch klug. Der Sprint ist nun in vollem Gange, Verdugo hat zu früh attackiert, schade für ihn, Vila ist noch immer vorne, von rechts kommt Ardila herangeflogen, Baliani am Hinterrad. Ardila geht nun an Vila vorbei, der verliert an Speed, Baliani versucht alles, um noch vorbeizukommen, Ardila oder Baliani??? Ardila macht´s! Der Kolumbianer gewinnt den Giro di Toscana 2008 im Sprint vor Fortunato Baliani und Patxi Vila. Verdugo wird Vierter, ein sehr gutes Resultat für ihn. Auch die Verfolgergruppe kommt nun ins Ziel, Eibegger sprintet da nochmal und wird Fünfter, starke Leistung vom Österreicher. Er verweist Trentin, Priamo und Losada auf die Plätze, während Finot sich vor da Dalto den neunten Rang sichert. Die größte Verfolgergruppe um die eigentlichen Favoriten für heute wie Petrov oder Pellizotti kommt nun ins Ziel, da wird nochmal gesprintet, Barbosa vor Ignatiev, Mazzanti und Elmiger lautet hier das Ergebnis. das war´s von mir für heute aus der Toskana, danke für Ihr Interessen, auf Wiedersehen!
Ardila siegt in der Toskana!