Herzlich Willkommen zur kurzen Zusammenfassung der dritten Etappe des sogenannten "Baby-Giro d´Italias". Heute wartete auf das Starterfeld erstmals eine ziemlich anspruchsvolle Etappe, denn es waren unter anderem zwei sehr schwere Berge zu absolvieren auf dieser Etappe von Lonato del Garda nach Asiago über 166,6 Kilometer. Die beiden Berge waren die bis dato deutlich schwersten bei dieser Rundfahrt und hatten ihre Gipfel jeweils bei den Kilometern 108,7 und 155,6. Gerade der zweite Anstieg von dessen Gipfel es also lediglich 10 Kilometer bis ins Tagesziel waren, bot sicher viele Möglichkeiten zur Offensive.
Die Favoriten am heutigen Tage waren genaugenommen auch die Favoriten auf den Rundfahrtsieg. Da wären zum Beispiel Jackson Rodriguez und Rein Taaramae zu nennen, die beide auch schon bei den Profis glänzen konnten, mit Fahrern wie Timofey Kritskiy, Jonathan Castroviejo, Ben Hermans, Vitaliy Buts, Rasmus Guldhammer und vielen anderen war die Favoritenliste jedoch unüberschaubar lang, sodass man sich als neutraler Zuschauer auf eine spannende und abwechslungsreiche Etappe freuen konnte. Gestartet wurde diese am Vormittag bei Sonnenschein und angenehmen 23° Celsius. Anders als besonders gestern war die Anfangsphase des Rennens heute relativ hektisch. Es gab das übliche Tauziehen zwischen Favoritenteams und potenziellen Ausreisserkandidaten nach dem Ende der neutralisierten Phase bei Kilometer 2 des Tages. Letztendlich war es dann mit Sacha Modolo ein Italiener vor heimischem Publikum, der die erfolgreiche Ausreissergruppe des Tages initiierte. Die Bouygues-Ausleihe an das russische Katyuscha-Team probierte es seines Zeichens heute zum zweiten Mal und mit Erfolg. Ihm folgte ein Quartett, sodass es heute mit immerhin fünf Fahrern eine recht große Ausreissergruppe, gerade in Anbetracht des recht kleinen Starterfeldes gab. Hier die Übersicht über die Gruppe:
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Ausreissergruppe
Jan Ghyselinck (TSV)
Sacha Modolo (KAT)
Nikolas Maes (SIL)
Tom Stamsnijder (ASA)
Dominik Nerz (VGB)
Wie man sieht wurde Modolo also gleich von drei Benelux-Fahrern begleitet, von denen besonders Jan Ghyselinck, aber auch Tom Stamsnijder im Junioren-Bereich einiges an Erfolgen vorzuweisen haben. Und mit Dominik Nerz vom österreichischen Vorarlberg-Team hatte es also auch ein Fahrer aus Deutschland in die Ausreissergruppe geschafft.
Inittierte heute die Ausreissergruppe: Sacha ModoloIm Peloton ließ man heute allerdings bereits früh keinerlei Zweifel aufkommen, wer heute um den Tagessieg fahren sollte. Landbouwkrediet, Rock Racing, Silence-Lotto, BBox Bouygues Telecom, sie alle halfen bei der nötigen Tempoarbeit im Feld, sodass der Vorsprung der Gruppe sich bei ungefähr 2:30 Minuten auf einem sehr geringen Niveau einpendelte. Das konnte den Favoriten natürlich nur recht sein, da man sich so am Ende auf den Kampf Mann gegen Mann konzentrieren konnte und nicht noch irgendwelche Ausreisser im Kopf haben musste. Die Ausreisser bekamen natürlich früh von ihren sportlichen Leitern aus den Teamwagen übermittelt, dass man im Feld nicht locker ließ und das Unternehmen "Ausreissersieg" heute unter einem schlechten Stern stand. Das nagte bereits früh sichtlich an der Motivation der einzelnen Fahrer aus der Spitzengruppe, denn das Tempo dort war nicht besonders hoch. Es beteiligten sich zwar alle Fahrer brav, aber nicht mit letztem Nachdruck wie es schien, vielleicht hatten sie schon das Gruppe hinauf zum letzten Anstieg des Tages im Kopf, vielleicht wollten sich einige auch schonen, damit sie am Ende nicht sofort vom Feld stehen gelassen würden. Wenigstens die ersten beiden Zwischenwertungen des Tages sicherten sich die Ausreisser noch, bevor sie ca. bei Kilometer 130 eingeholt wurden. Zum einen die Sprintwertung bei Kilometer 72,3, zum anderen die erste und damit vorletzte Bergwertung bei Kilometer 108,7. Doch auch diese Zwischenwertungen sorgten nur für wenig Begeisterung unter den Ausreissern, sie wurden beide ohne besondere Kenntnisnahme oder Anstrengung auch nur eines Fahrers überquert. Wenigstens teilten sie die Punkte recht fair auf, sodass alle Fahrer wenigstens bei einer Zwischenwertung mit Punkten belohnt wurden. Die Sprintwertung gewann Tom Stamsnijder, die Bergwertung sicherte sich Dominik Nerz. Hier die Wertungen in der Übersicht:
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Sprintwertung Kilometer 72,3
1. Tom Stamsnijder (ASA)
2. Jan Ghyselinck (TSV)
3. Nikolas Maes (SIL)
Bergwertung Kilometer 108,7
1. Dominik Nerz (VGB)
2. Sacha Modolo (KAT)
3. Jan Ghyselinck (TSV)
Zu beobachten am Berg war, wie Nikolas Maes als einziger Ausreisser einige Probleme bekam, er tat sich schwer, trotz des nicht allzu hohen Tempos bei den Ausreissern, den Anschluss zur Gruppe zu halten. Ob eine allgemein schlechte Form, ein Hungerast oder eine unzureichende Tagesform Schuld war - über den Grund können wir nur spekulieren. Verspekuliert indes hatten sich also die Ausreisser, sie wurden bei Kilometer 130 eingeholt und hatten somit ihr Tagewerk verrichtet. Sie wurden von der Favoritengruppe im Übrigen direkt stehen gelassen und suchten sich ein angenehmen Plätzchen im Grupetto, wo unter anderem auch der nominell stärkste Sprinter dieser Rundfahrt, Matthew Goss, weilte.
Doch das Grupetto interessiert uns nur am Rande, die Post ging natürlich an der Spitze ab, wo sich bereits am ersten Anstieg eine Vorselektion ergeben hatte. Die abgefallen Fahrer konnten aber in der anschließenden Abfahrt und dem Flachstück zum letzten Berg des Tages wieder aufschließen, wurden jedoch fast postwendend an eben jenem Anstieg wieder abgehängt, sodass bei Kilometer 144, also 11 Kilometer vor dem Gipfel des Berges folgende Gruppe an der Rennspitze war:
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Rennspitze
Steven Kruijswijk (TSV)
Jelle Vanendert (TSV)
Rasmus Guldhammer (ASA)
Jackson Rodriguez (ASA)
Frederik Willmann (ASA)
Mathias Frank (VGB)
Branislau Samoilau (VGB)
Christoph Sokoll (VGB)
Simon Geschke (VGB)
Jonathan Castroviejo (RRC)
Christian Meier (RRC)
Tejay van Garderen (RRC)
Guillaume Bonnafond (BBO)
Damiano Caruso (BBO)
Ben Hermans (BBO)
Thomas de Gendt (LAN)
Alexander Khatuntsev (LAN)
Craig Lewis (SIL)
Timofey Kritskiy (KAT)
Rein Taaramae (KAT)
Johannes Fröhlinger (GCE)
Julien Simon (GCE)
Vitaliy Buts (ISD)
Dmytro Grabvoskyy (ISD)
Wie zu sehen ist, war das Vorarlberg-Team zahlenmäßig mit Frank, Samoilau, Geschke und Sokoll stärksten vertreten, sie hatten als einziges Team noch vier Fahrer vorne dabei. Immerhin jeweils drei Fahrer hatten die Teams von Acqua é Sapone, Rock Racing und BBox Bouygues Telecom in der Führungsgruppe, wo das Tempo nun stetig angezogen wurde und alles nur auf die erste Attacke zu warten schien. Doch diese Attacken ließen seltsamerweise lange auf sich warten. Am gesamten Anstieg, immerhin einer der schwersten dieser Rundfahrt, ließ sich nicht ein Fahrer dieser Gruppe zu einer Attacke hinreißen. Schon sehr seltsam, wenn man sieht wie groß die Gruppe zu einen ist, und wenn man sieht, dass heute eine von wenigen Möglichkeiten für die reinen Bergfahrer bestand gegenüber den guten Zeitfahrern mit Aussichten in der Gesamtwertung Zeit gutzumachen. Verstehe sie, wer will, diese Radsportler, ich tue es manchmal nicht. Aber so ging es halt in dieser großen Gruppe über die Kuppe des Berges und die Zeichen schienen auf Gruppensprint gestellt, in den man wohl ohne Zweifel Jackson Rodriguez hätte favorisieren können. Selbst andere endschnelle Fahrer wie Vanendert oder auch der Franzose Julien Simon hätten gegen Rodriguez wohl nicht die besten Chancen gehabt. Die Bergpunkte sicherte sich übrigens der Franzose Guillaume Bonnafond von BBox Bouygues Telecom quasi im Vorbeigehen bzw. Vorbeifahren vor Julien Simon und Christoph Sokoll.
Sicherte sich die zweite Bergwertung des Tages: Guillaume BonnafondAufgrund der ziemlich eindeutigen Favoritenstellung von Rodriguez im abschließen Sprint um den Tageserfolg gab es dann noch einige Attacken gegen Ende. Besser spät als nie könnte man sagen, wenigstens gegen Ende kam hier noch mal ein wenig Action rein. 5 Kilometer vor dem Ziel war Craig Lewis vom Silence-Team der erste Fahrer, der versuchte, Jackson Rodriguez und Co abzuschütteln. Ohne Erfolg, denn die Attacke des US-Amerikaners brachte nur eine kleine Lücke, die von Alexander Khatuntsev direkt wieder zugefahren wurde. Kurze Zeit später kam die nächste Attacke, diesmal war es Timofey Kritskiy und diesmal war die Attacke doch erfolgreicher. Der junge Russe konnte schnell einige Meter zwischen sich und die Konkurrenz legen, bevor Konkurrenten nachsetzten. Und das waren nicht irgendwelche, sonders durchaus auch Rundfahrtfavoriten wie Jonathan Castroviejo von Rock Racing, der als erster hinterherfuhr. An das Hinterrad kämpfte sich neben Guillaume Bonnafond von BBox Bouygues Telecom auch Craig Lewis nach seiner zuvor vereitelten Attacke. Und zum Leidwesen der anderen Gruppenmitglieder hatte es auch Jackson Rodriguez in den Windschatten von den Verfolgern von Kritskiy geschafft. Dieses Quartett auf der Verfolgung des russen machte schnell Boden gut und hatte bereits nach kurzer Zeit zum Katyuscha-Profi aufgeschlossen, sodass 3 Kilometer vor dem Ziel ein Quintett an der Rennspitze war:
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Spitzengruppe
Timofey Kritskiy (KAT)
Craig Lewis (SIL)
Guillaume Bonnafond (BBO)
Jonathan Castroviejo (RRC)
Jackson Rodriguez (ASA)
In der Favoritengruppe schaute man sich nun erstmal an und das Tempo schlief kurzzeitig ganz ein, weil die Aktivposten in Sachen Tempoarbeit im Feld Rock Racing und Acqua è Sapone mit ihren beiden Assen vorne natürlich nichts für das Tempo taten. Schließlich entschlossen sich dann besonders die noch breite Vorarlberg-Mannschaft sowie Topsport Vlaanderen dazu, der Gruppe um Jackson Rodriguez hinterherzufahren. Jedoch zu spät, wie sich herausstellen sollte. Denn der Vorsprung der Ausreisser war zu diesem Zeitpunkt bereits zu groß, die fünf Fahrer machten den Tagessieg heute unter sich aus. Und wieder gab´s das gleiche Spiel wie vorher: Niemand wollte mit Jackson Rodriguez auf die Zielgerade. So war diesmal Bonnafond der erste, der sein Heil in der Flucht suchte. Vergeblich jedoch, die Konkurrenz war hellwach. Die nächste Attacke kam dann von Kritskiy, der diese Gruppe ja erst zu Stande gebracht hatte. Und dessen Attacke war stark, der Rest hatte zu kämpfen um dranzubleiben, besonders galt dies für Castroviejo und Craig Lewis. Ebenso Bonnafond hatte Probleme, während auch Rodriguez ein wenig schwächelte, er biss jedoch auf die Zähne. Aber als es auf die Zielgerade ging, war aber immer noch Kritskiy vorne. Der Russe hatte auch zu kämpfen am Ende und es wurde eine sehr enge Angelegenheit. Von hinten kam Rodriguez mit der höchsten Endgeschwindigkeit, der gezwungen war, einen langen Sprint von vorne zu fahren um Kritskiy noch einzuholen. Entweder Rodriguez oder Kritskiy, einer von ihnen sollte die Etappe gewinnen... Kritskiy! Der junge Russe schaffte es tatsächlich noch mit einer halben Radlänge Vorsprung die dritte Etappe dieser Rundfahrt zu gewinnen. Sicherlich verdient, weil er diese Gruppe durch seine Attacke erst ermöglicht hatte. Er verwies Jackson Rodriguez und Guillaum Bonnafond auf die Ränge zwei und drei, Vierter wurde Lewis vor Jonathan Castroviejo.
Dass am Ende das Tempo im Feld noch einmal angezogen wurde, diente in erster Linie dazu, den Rückstand auf das heute erfolgreiche Quintett in Grenzen zu halten. Was auch gelang, denn nur 10 Sekunden nach dem Tagessieger kam die nachfolgende, immer noch sehr große, Gruppe, angeführt von Simon Geschke, ins Ziel. Rang sechs also für ihn und ein kleiner Rückstand obendrauf.
Insgesamt bleibt also festzuhalten, dass diese Etappe attackenmäßig nicht das hielt, was sie versprach und das morgen im Einzelzeitfahren die Karten wohl neu gemischt werden. Das war´s für heute, auf Wiedersehen!
Heute nicht zu schlagen: Timofey Kritskiy