Herzlich Willkommen zur kurzen Zusammenfassung der zweiten Etappe der diesjährigen Route du Sud. Nachdem gestern eine reine Flachetappe diese viertägige französische Rundfahrt eröffnete, stand heute schon eine deutlich schwierigere Etappe auf dem Programm. Diese führte die Fahrer über 143,8 Kilometer von Pau nach Pierrefitte Nestalas. Dabei waren bei Kilometer 58 und 100,7 die beiden einzigen Berge des Tages zu absolvieren, doch gerade der letztere Berg hatte es schon in sich. Während der erste Anstieg nur einer der dritten Kategorie war und die Bezeichnung "Berg" kaum verdient hatte, war der zweite Berg der legendäre Col du Tourmalet, der auch bei der Tour de France schon oft befahren wurde und zu den schwierigsten und bekanntesten Anstiegen des Planeten gehört.
Da nach dem Gipfel dieses Berges aber noch mehr als 40 Kilometer zu absolvieren waren, war der Ausgang dieser Etappe schwer vorauszusagen. Da waren zum einen die reinen Bergfahrer, die am Tourmalet große Löcher reißen wollten, dann die starken Sprinter unter den Bergfahrern, die auf einen Sprint ohne mitgekommene Sprinter hofften, sowie die bergfesten Sprinter höchst selbst, sowie zum Beispiel Assan Bazayew, die sich ebenfalls Chancen auf den Tagessieg ausrechneten. Dabei sind natürlich auch die Ausreisser nicht zu vergessen, die wie bei jeder Etappe zu beachten waren. Und die heutige Ausreissergruppe war durchaus stark. Durch eine Attacke des Schweizers Martin Elmiger entstand sie bei Kilometer 10 und setzte sich folgendermaßen zusammen:
Zitat
Spitzengruppe
VANOTTI Alessandro (ISD)
LHOTTELERIE Clément (ALM)
SIJMENS Nico (LAN)
DEMARET Jean-Eudes (COF)
ELMIGER Martin (VAC)
Martin Elmiger war sicher auch der bekannteste der Ausreisser, der stärkste am Berg war wohl der amtierende U23-Weltmeister Clement Lhottelerie. Dazu kamen mit Demaret also ein weiter Franzose sowie Vanotti von ISD und Sijmens von Landbouwkrediet. Diese Gruppe arbeitete zwar ordentlich zusammen, doch es war früh abzusehen, dass man im Peloton heute keine Ausreisser als Tagessieger dulden würden. Sicherlich auch aufgrund der vielen verschiedenen Fahrertypen im Feld, die sich etwas ausrechneten, sicher aber auch, weil ein erfolgreicher Ausreissversuch auf dieser Etappe wohl die Vorentscheidung in der Gesamtwertung bedeutet hätte. So setzte man im Feld also energisch nach und hielt den Vorsprung zu Beginn konstant bei ca. 3 Minuten. Da wohl auch die Ausreisser recht früh merkten, dass sie heute kein rechtes Glück haben würden bei der Entscheidung um den Etappensieg kein Wörtchen mitzureden hätten, legten sie ihr Augenmerk neben der möglichst langen Aufrechterhaltung des Ausreissversuchs natürlich auch auf die Zwischenwertungen des Tages. Bei den beiden Sprintwertungen, die die Ausreisser vorne erlebten, bei Kilometer 38 und 63,5, war es ein Trio, das sich um die Punkte stritt. Neben den beiden Franzosen Demaret und Lhottelerie hatte auch der Belgier Sijmens ein Auge auf die Punkte geworfen, sodass es jeweils zu spannenden Sprintduellen kam, die einmal Demaret und einmal Lhotellerie für sich entschieden. Ausführlichere Ergebnisse der Zwischenwertungen sind wie immer dem Teletext zu entnehmen. Und weil Sijmens kein Glück bei den Sprintwertungen hatte, probierte er es bei der Bergwertung bei Kilometer 58 noch einmal und sicherte sich als nominell wohl schwächster Bergfahrer der Ausreissergruppe die Punkte vor Vanotti und Lhotellerie.
Wartete nun auf die Fahrer: Der legendäre Col du TourmaletNachdem die Ausreisser aber ihrerseits ein wenig "Spaß hatten", drehte das Feld weiter auf, sodass es am Fuße des Tourmalets schließlich um die Ausreisser geschehen war und diesen nichts anderes übrig blieb, als sich artig bei den Mitflüchtlingen zu bedanken und ihr weiteres Dasein in hinteren Gefilden der Etappe zu fristen. Der Col du Tourmalet, mit 2114 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Straßenpass der französischen Pyrenäen, sorgte dann wie erwartet aber für Spannung im Renngeschehen. Attacke folgte auf Attacke: Direkt unten am Fuße des Berges war es der Franzose Cyril Dessel von BBox Bouygues Telecom, der den ersten Versuch startete. Er hatte mit Fränk Schleck und Daniel Martin zwar starke Teamkollegen dabei, man schien aber Dessel vor der Tour de France, bei der er wohl meist im Wind arbeiten müsste, noch einmal seine Freiheiten zugestehen zu wollen. In jedem Fall konnte Dessel ein recht anständiges Loch reißen und fand mit Christophe Moreau einen Landsmann, der mit ihm ein ordentliches Tempo an den Tag legte. Diese beiden französischen Oldies wurden vom Feld auch erstmal fahren gelassen, gerade weil sie mit BBox Bouygues Telecom und Ag2r la Mondiale zwei der stärksten Teams im Feld entstammten und sich so die Nachführarbeit erst organisieren musste. so war das französische Gespann bereits 40 Sekunden vor dem Feld, als man sich hinten entschloss, wieder ein wenig aufzudrehen, was man auch prompt tat. Besonders Saxo Bank und Caisse d´ Epargne zeigten sich dabei rege beteiligt, sodass der Vorsprung von Moreau und Dessel auch rasch wieder weg war und die beiden zur Hälfte des Anstieges eingeholt waren. Den Moment des Einholens nutze mit Ivan Parra gleich ein weiterer Oldie zur Attacke, doch das Tempo war noch zu hoch, sodass der Kolumbianer, der früher beim Giro d´Italia für Furore sorgte, keine Lücke reißen und sich nicht absetzen konnte. Nach diesem Versuch kam aber gleich der nächste sobald das Tempo wieder ein wenig eingeschlafen war. Diesmal war es Xavier Tondo Volpini 5 Kilometer vor dem Gipfel des Bergeszusammen mit dem jungen Peter Velits. Die beiden konnten sich erstmal absetzen, doch im weiteren Verlauf des Berges zeigte sich, dass die beiden als zu gefährlich erachtet wurden, sodass es diesmal im Wesentlich BBox Bouygues Telecom und Ag2r la Mondiale waren, eben noch beide selbst in der Offensive, die das spanisch-slowakische Duo stoppten und dafür sorgten, dass eine recht große Gruppe geschlossen über die Kuppe des Tourmalets rollte. Wer auf Attacken der ganz großen Namen, wie etwa Fränk Schleck oder Valverde gewartet hatte - der wurde klar enttäuscht.
Als Tondo und Velits gestellt waren kurz vor dem Gipfel machte sich dann aber Christophe Kern von Acqua é Sapone noch einmal auf, scheinbar für die recht üppigen Bergpunkte auf dem Tourmalet. Von hinten kamen jedoch noch andere Fahrer, die die Punkte wollten. Allen voran Ivan Parra, der Christophe Kern noch kurz vor der Linie erreichte und ihm so die volle Punktzahl streitig machte und sie für sein ISD-Team holte. Kern bleib also nur der zweite Platz für Cyril Dessel, der ebenfalls großes Interesse an den Punkten zu haben schien. Weitere Platzierungen gibt´s später im Videotext.
Nachdem dieser Pyrenäenriese also hinter den Fahrern lag, war die Führungsgruppe natürlich auch bedeutend geschrumpft, umfasste trotzdem immerhin noch ca. 35 Fahrer, zu denen große Namen wie Michael Rogers, Alejandro Valverde, Samuel Sanchez Gonzalez, Fränk Schleck und Damiano Cunego gehörten. Reine Sprinter waren nicht mehr dabei, aber Leute wie Bazayew und Gilbert waren mit den ehemaligen Ausreissern nur ein paar Sekunden hinter der Kopfgruppe des Tages. Und, so viel vorweg, sie schafften noch einmal den Anschluss nach vorne, sodass der Weg für ein spannendes Sprintfinale auf dieser Etappe bereitet war. Auf dem Weg ins Tagesziel lag jedoch noch ein "Hindernis", nämlich die dritte und letzte Sprintwertung des Tages die jedoch wieder nur die ehemaligen Ausreisser interessierte und sich so Clement Lhotellerie erneut die volle Punktzahl vor Demaret und dem erneut nur drittplatzierten Sijmens sichern konnte.
Fleißig bei den Zwischenwertungen: Clement LhotellerieAlles wartete im Prinzip nun auf den Sprint, doch da gab es natürlich noch Fahrer, die etwas dagegen hatten. Da war zum einen der Franzose Guillaume Levarlet, der sich vor allem durch einie starke Tour de l´Avenir vor einiger Zeit seinen ersten Profivertrag verdiente und 10 Kilometer vor dem Ziel seine Attacke setzte. Er konnte sich jedoch kaum lösen, besonders weil er keine Fluchtgefährten fand und sich alleine der Übermacht im Feld beugen musste. Die nächste Attacke kam dann erst an der Flame Rouge, wo die Sprintvorbereitung bereits in vollem Gange war. Und dieses Mal war es ein Portugiese, nämlich der Portugiese Rui Costa von Cofidis. Er mag im Bekanntheitsgrad zwar noch hinter seinem Namensvetter, dem ehemaligen Starfußballer, ebenfalls aus Portugal rangieren, doch er wird immer bekannte in ganz Europa, was er vor allem seinen bis dato starken Leistungen im Neo-Jahr zu verdanken hat. Sein Angriff brachte aber nur bedingt mehr ein als der von Levarlet, obwohl der Portugiese etwas explosiver wirkte. Das Tempo in der Favoritengruppe, in der mittlerweile also auch Gilbert und Bazayew abgekommen waren, war viel zu hoch für eine Attacke, sodass es also zum Sprint kommen sollte.
Und in diesem zählten neben Gilbert und Bazayew natürlich die sehr bergstarken und endschnellen Valverde und Cunego zu den Favoriten. Chancen auf den Tagessieg sollten dann aber nur Bazayew und Valverde haben, die sich als deutlich am endschnellsten herausstellten und so beide sehr nahe am Tagessieg waren. Sie gingen fast zeitgleich in den Wind und es wurde eine sehr enge Angelegenheit. Bazayew kam dem noch vor ihm liegenden Valverde immer näher, er hatte deutlich die höhere Endgeschwindigkeit. Aber Valverde konnte sich noch so gerade vor dem Kasachen ins Ziel retten, Sieg für Valverde also! Zweiter dahinter Assan Bazayew, starker Dritter wurde Philippe Gilbert vor Damiano Cunego. Dahinter platzierten sich mit Ruslan Pidgornyy, Alexandre Moos und dem kleinen der Feillus, Brice, drei Continental-Fahrer auf den Plätzen fünf bis sieben.
Was von dieser Etappe also hängen bleibt, ist vor allen Dingen, dass Valverde in guter Form ist, was ihm anhand des wohl nicht vorgesehen Tourstarts jedoch wenig bringt, dass die Favoriten heute nicht attackiert haben, sondern nur locker mitfuhren und dann eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung noch immer nicht gefallen ist.
Das war´s für heute, au revoir.
Heute der sprintschnellste: Alejandro Valverde