Herzlich Willkommen zur Zusammenfassung der dritten Etappe der Tour of Qinghai Lake. Nachdem gestern die erste wirklich schwierige Etappe bei dieser Rundfahrt absolviert wurde, machten die Fahrer sich heute auf ein recht abwechslungsreiches, aber nicht allzu schweres Teilstück dieser chinesischen Rundfahrt auf.
Die Etappe wurde heute morgen bei sonnigen 22° Celsius gestartet und die Fahrer schienen alle bester Laune, was zu Beginn dieser Rundfahrt ja nicht unbedingt der Fall war, weil sich viele Fahrer erst an die enorme Höhe gewöhnen mussten. Auch heute lag der Start in Xuhua-Zhaba-Ping'an immerhin 1800 Meter über dem Meeresspiegel, doch die meisten Fahrer dürften sich mittlerweile an die ungewohnten Bedingungen hier im fernen Osten gewöhnt haben.
Das heutige Teilstück führte die Fahrer über eine 173,3 Kilometer Strecke mit Ziel in Xining. Auf dem Weg dorthin galt es, zwei Sprint- und zwei Bergwertungen zu absolvieren. Die beiden Berge hatten die Kategorie 1 und sogar die HC-Kategorie, doch vergleichbar mit den Pyrenäen-Riesen der Tour de France waren sie in keinem Fall. Weil zudem das Tagesziel auch noch ungefähr 70 Kilometer von der letzten Bergwertung entfernt war, schienen die Zeichen eher auf Sprintsieg als auf Gesamtwertungsfavoritensieg zu stehen, doch insgesamt war die Etappe bei diesem durchaus interessanten Profil sehr offen.
Bereits bei Kilometer 3 des Tages bildete sich auf Initiative von Hugo Sabido, der die erste Attacke des Tages setzte, die obligatorische Ausreissergruppe. Ihm folgten mit Francesco Reda, Philipp Walsleben und dem Spanier Antuna von Rock Racing drei Fahrer. Das Peloton schien sofort mit der Zusammensetzung dieser Gruppe recht zufrieden zu sein, sodass man das Quartett erstmal fahren ließ.
Zitat
Ausreissergruppe
Francesco Reda (BMC)
Andres Avelino Antuna (RRC)
Philipp Walsleben (KAT)
Hugo Sabido (VAC)
Man konnte jedoch gleich beobachten, dass die favorisierten Teams im Feld genau darauf achteten, dass der Vorsprung der Ausreisser nicht zu groß wurde. Sie hielten Sabido und Co regelrecht an kurzen Leine, sodass ihre Kapitäne noch Chancen auf den Etappensieg hatten. Besonders engagiert zeigten sich in der Nachführarbeit Topsport Vlaanderen, Ag2r la Mondiale und BBox Bouygues Telecom. Im Falle eines Massensprints war der junge Weißrusse Hutarovich wohl klarer Favorit, sodass die Nachführarbeit von BBox sehr verständlich war, Ag2r und Topsport beteiligten sich wohl eher aus Gesichtspunkten in Sachen Gesamtwertung an der Nachführarbeit.
Die Ausreisser ließen sich durch die konsequente Fahrweise der Favoritenteams, die sie durch ihre Teamwagen sicher mitgeteilt bekamen, nicht entmutigen, sondern fuhren ein ordentliches Tempo, sodass sie immerhin fast 90 Kilometer lang an der Spitze des Rennens waren. Ihr maximaler Vorsprung von 3:12 Minuten war dann jedoch aufgebraucht und sie wurden vom großen Feld geschluckt. Die Ergebnisse der Zwischenwertungen gibt´s aus Zeitgründen später im Videotext.
Der erste Berg des Tages war also absolviert und es gab keine Angriffe. Entweder die starken Bergfahrer hatten sich ihre Körner also für den zweiten Anstieg aufgehoben, oder sie wurden von der großen Distanz bis zum Ziel abgeschreckt, wie auch immer. Im Peloton setzte sich an Berg Nummer 2 dann erstmal BBox Bouygues Telecom an die Spitze und versuchte das Feld bei moderatem Tempo zu kontrollieren. Dem belgischen Team Topsport Vlaanderen schien das Tempo jedoch wohl zu moderat, sodass sie sich dazu entschieden, an die Spitze zu gehen. Sie schlugen ein recht hohes Tempo an und die ersten Fahrer hatten Probleme am Ende des Pelotons, die Favoriten der Gesamtwertung konnten jedoch noch mühelos mithalten. Auch bei der Attacke des Kapitäns dieses Teams, Johann Tschopp, ergab sich zwar eine weitere, deutliche Selektion, doch der Großteil der Favoriten konnte dranbleiben an Johann Tschopp. Ein Großteil heißt aber auch, dass es Favoriten gab, die dies nicht schafften. Das war relativ überraschend der Kanadier Ryder Hesjedal, der den Angriff von Tschopp entweder nicht ernst nahm oder ihn einfach verschlief. Die, für sein Team, unangenehme Konsequenz aus der Attacke des Schweizers war jedoch eine bärenstarke 10-köpfige Spitzengruppe, in der sich sämtliche aussichtsreiche Fahrer im Kampf um den Gesamtsieg befanden. Außer Ryder Hesjedal eben. Hier die Übersicht der neuen Spitzengruppe:
Am zweiten Berg machte dann Topsport Tempo und sortierte das Feld aus. 5 km vor dem Gipfel folgte eine Attacke von Tschopp (TSV). Er setzte sich mit folgender Gruppe ab:
Zitat
Johann Tschopp (TSV)
Frederik Kessiakoff (TSV)
Xavier Tondo Volpini (BMC)
Inigo Cuesta (ALM)
Ruben Plaza (ALM)
David Garcia (KAT)
Aleksandr Dyachenko (KAT)
Sergio Pardilla (BBO)
Branislau Samoilau (VGB)
David Lopez Garcia (VGB)
Eine in ihrer Zusammensetzung nicht unbedingt überraschende Gruppe, denn alle Fahrer dieser Gruppe, sind ausgemachte Bergspezialisten. Besonders stark, doppelt, vertreten waren die Teams von Ag2r la Mondiale, Katyuscha, Vorarlberg und Topsport Vlaanderen, deren Tempo also wenigstens einen Zweck erfüllt hatte. Auffällig zudem in der Gruppe, dass gleich sechs Spanier unter den zehn Spitzenreitern waren, sonst war keine Nation doppelt vertreten.
Im Feld war jetzt natürlich besonders Rock Racing unter Zugzwang und das spürten sie auch, sodass sie ihr gesamtes Team, außer dem Kapitän Hesjedal, ins Tempo schickten. Also auch ihren stärksten Sprinter Belletti, der heute eigentlich für den Etappensieg sorgen sollte. Doch das Ziel Gesamtpodium war natürlich wichtiger. Im Peloton bekamen sie etwas Unterstützung von BBox Bouygues Telecom, die vorne zwar mit ihrem Kapitän Pardilla vertreten waren, sich aber in einem Sprint mit Hutarovich deutlich größere Chancen auf den Tagessieg auszurechnen schienen. Gelegentlich schaltete sich auch das holländische Team Vacansoleil in die Tempoarbeit ein, da ihr kolumbianischer Kapitän, der bei dieser Rundfahrt bisher einen recht guten Eindruck hinterlassen hatte, in der Führungsgruppe fehlte.
Diesen Teams kam es natürlich sehr entgegen, dass in der Führungsgruppe das Tempo ein wenig raus war. Am Gipfel des Berges betrug ihr Vorsprung noch eine knappe Minute, den sie in der Abfahrt immerhin stabil halten konnten, doch im Flachstück machte sich das Nichtstun einiger Fahrer in die Gruppe deutlich bemerkbar, denn nur wenige Fahrer gingen mit voller Kraft durch die Führung. Andere, wie zum Beispiel Pardilla, hielten sich aus genannten Gründen heraus, indem sie auf ihre Teamkollegen im Feld verwiesen. Aufgrund dieser Uneinigkeit an der Spitze konnte ein tapfer kämpfendes Rock Racing Team den Vorsprung immer weiter verkleinern und letztlich die Lücke, wenn auch erst sehr spät, stopfen. Gerade einmal zwei Kilometer waren beim Zusammenschluss noch zu absolvieren, das könnte man beim Team Rock Racing wohl Maßarbeit nennen.
Der Moment des Zusammenschlusses wurde dann erstmal zum Angriff genutzt. Das Tempo im Feld schlief erstmal kurz ein, da Rock Racing sich fast ganz aus der Führung zurückzog und die Teams der Sprinter sich noch nicht richtig positioniert hatten, sodass der Japaner Fumiyuki Beppu mit seiner Attacke 1,8 Kilometer vor dem Ziel eine kleine Lücke reißen konnte. Doch aus mehreren Gründen, vor allem wohl, weil Beppu kein überragender Roleur ist und die Sprinter heute richtig heiß auf den ersten Massensprint bei der Rundfahrt waren, wurde Beppu 500 Meter vor dem Ziel gestellt. Wenigstens versucht hatte er es.
Doch, das war dann klar, die Sprinter machten heute den Tagessieg unter sich aus. Großer Favorit dabei war der Weirusse Hutarovich, für den sein Team auch relativ viel Kraft auf der gesamten Etappe investiert hatte. Realistisch gesehen, gab es höchstens eine handvoll Fahrer, die ihn schlagen konnten. Dazu zählten neben dem Belgier Roy Sentjens vielleicht noch der durch die Tempoarbeit für seinen Kapitän Hesjedal enorm geschwächte Italiener Manuel Belleti, sowie einige andere, denen aber nur Außenseiterchancen eingeräumt wurden. Yauheni Hutarovich, dem mit Eeckhout und Cadamuro zwei erfahrene Teamkollegen glänzend das Feld bereiteten, ließ jedoch kaum Zweifel am Tagessieger zu und gewann den Sprint äußerst souverän mit einem großen Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Um eben jenen zweiten Platz gab es ein doch sehr enges Duell zwischen Roy Sentjens und Arnaud Gerard, das letztendlich Sentjens für sich entschied und Gerard auf Rang drei verwies. Vierter wurde Marco Marzano von Vacansoleil. Lediglich Platz 6 blieb für Manuel Belleti, der, wie sein gesamtes Team, einfach zu geschwächt durch die ganze Arbeit war, um im Finale noch eine große Rolle zu spielen. Er landete sogar hinter dem Anfahrer von Hutarovich, Simone Cadamuro.
Das vollständige Tagesergebnis gibt´s später wie die Zwischenwertungen im Videotext. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und verabschiede mich mit dem Bild des Siegers, auf Wiedersehen.
Nahm sich nach dem überzeugenden Tagessieg noch Zeit für Autogramme: Yauheni Hutarovich