Hallo und herzlich Willkommen, verehrte Zuschauer, zur Trofeo Melinda 2008. Wir befinden uns hier in Italien, in Umbria, einer Provinz, mitten im Stiefel, etwas nordöstlich von Rom. Diese Provinz gab dem Rennen bis 1992 auch seinen Namen. Bereits 1910 waren damals knapp 90 Starter zum Giro dell´ Umbria ins Rennen gegangen. Berühmte Sieger gab es erst später, doch mittlerweile lesen sich die Vorjahressieger schon ganz ordentlich. Mauro Gianetti (1999), Francesco Casagrande (2001;2003) oder auch Damiano Cunego sind nicht nur Radsportexperten ein Begriff. Im Vorjahr jedoch gewann etwas überraschend Santo Anza, der auch in diesem Jahr an den Start gehen wird. Jedoch nicht mehr für das Team Dinquivanni, sondern für das Team Scott, das ja nach der Tour umbenannt wurde. Genug zur Historie, kommen wir zur Gegenwart. Anders als in großen Teilen Europas ist das Wetter in Umbria recht angenehm, bei 20° und einer Mischung aus Wolken und Sonne. Das Rennen startet in gut 10 Minuten, weshalb wir noch einmal auf das Profil schauen können. HIER sehen Sie es, eine etwas eigenartige Darstellung, wie ich finde. Unnötig kompliziert, aber Sie haben ja mich, der ich es Ihnen erklären werde.
Also, die ersten sieben Achtel des Profils werden ganz normal gefahren, aber der rote Bereich stellt eine Runde dar, die 3 mal gefahren wird. So weit, so gut. Jetzt wollen wir Fahrräder sehen, damit gebe ich ab, live, zum Rennstart.
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1 Santo Anza (Ita) Serramenti PVC Diquigiovanni- Selle Italia 5.04.40 (38.2 km/h)
2 Luca Mazzanti (Ita) Ceramica Panaria - Navigare
3 Volodymyr Zagorodny (Ukr) OTC Doors - Lauretana 0.03
4 Pasquale Muto (Ita) Miche 0.05
5 Paolo Bailetti (Ita) Team L.P.R.
6 Gilberto Simoni (Ita) Saunier Duval - Prodir
7 Fortunato Baliani (Ita) Ceramica Panaria - Navigare
8 Félix Rafael Cardenas Ravalo (Col) Barloworld
9 Ruslan Pidgornyy (Ukr) Tenax Salmilano
10 Ivan Rovny (Rus) Tinkoff Credit System
Mit der Einblendung des Vorjahresergebnisses melden wir uns hier live aus Italien, das Rennen ist vor 3 Minuten gestartet und pünktlich zum Sendestart sehen wir hier die ersten Attacken. Allessandro Maserati von Karpin sehe ich da. Hinter ihm kommt Guillaume Levarlet von der französischen Francaise des Jeux-Equipe. 2 weitere Fahrer schließen auf und die erste Gruppe ist gebildet.
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Alessandro Maserati (KGZ)
Dirk Müller (ELK)
Guillaume Levarlet (FDJ)
Hugo Sabido (FDJ)
Jean-Charles Senac (GCE)
Sieht ganz gut aus, vielleicht können sie sich lösen. Joah...
Aber da formiert sich ein Zug im Feld, Topsport Vlaanderen bolzt jetzt hier wild Tempo. Ein mörderisches Tempo was die da fahren. Der Vorsprung schmilzt wieder, ja. Sie gucken sich schon um, noch 7 Sekunden. Anscheinend will Topsport selbst in der Gruppe vertreten sein. Und da sind sie auch schon eingeholt, die Ausreißer. Keine 10km hat ihre "Flucht" gedauert. Und da ist sofort die Attacke, von Topsport, die meine Vermutung bestätigt, Luca Celli löst sich da. Das sieht wieder gut aus, auch Guido Trentin geht jetzt.
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Luca Celli (TSV)
Guido Trentin (SDV)
Francesco de Bonis (GST)
Sergio Henao Montoya (BMC)
Simone Masciarelli (VGB)
So, das ist sie also, die 2.Gruppe. Bleibt abzuwarten, ob sie wegkommt, aber es sieht so aus, als würde keine Fraktion im Feld arbeiten. Ich sehe da zwar, Milram, Gerolsteiner und Bouygues vorne, aber wirklich aufzuholen scheint man nicht. Nein. Die Gruppe ist schon über eine Minute weg, das ist im Moment noch sporarisch, im Feld. Nachdem wir Sie nun über den ersten Rennverlauf informiert haben, geben wir jetzt zurück nach Paris um das Hockeyfinale der olympischen Spiele rechtzeitig präsentieren zu können.
Deutschland beweist seine Weltklasse im Hockey und gewinnt zum 15.Mal in Peking Gold.
Zurück in Italien, mittlerweile befinden wir uns schon im Rundenbereich, die letzten 3 Runden sind soeben angebrochen, das heißt also "nur noch" 90km. Jetzt gehen wir hier in die Steigung des Rundkurses und hinten im Feld wird mittlerweile ordentlich Tempo gemacht, auch Haussler gibt jetzt Gas für Gerolsteiner. Der Vorsprung beträgt nur noch 23 Sekunden. Zwischendurch waren es einmal 5:21. Um die Ausreißer ist es also fast geschehen. Dabei sah es eigentlich ganz gut aus, nach nicht einmal 20km Flucht war der Vorsprung auf über 4 Minuten gewachsen, aber dann ließen scheinbar die Kräfte doch nach. Ja! So ist es, denn in DIESEM Moment werden die 5 an der Spitze eingeholt, genau 2 Kilometer vor der ersten Zieldurchfahrt. Da jetzt mit weiteren Attacken zu rechnen ist, wäre es natürlich fahrlässig, Sie ganz uninformiert zu lassen und so machen wir Splitscreen-Werbung. Wir melden uns sofort, wenn etwas Entscheidendes passiert.
Mit traumhaften Bildern melden wir uns zurück aus der Werbung.
Attacken gab es noch keine, aber hinten haben die ersten Fahrer Probleme dem Tempo zu folgen. Wobei dieses noch deutlich höher sein könnte, aber... UND DA IST DIE ATTACKE!! Sergej Klimov vom BMC Cycling Team attackiert hier am Beginn des 2. Schlussanstieges. Hinter ihm jetzt Aitor Perez Arrieta, der sich wohl auch Chancen ausrechnet. Und... Ja, sie kommen schon etwas weg. 12 Sekunden. Allerdings sehen wir jetzt hinten Scott an der Spitze des Feldes, die wie von der Tarantel gestochen den Berg hochheizen, mit Neuerwerbung Clancey, dem Routinier Niermann, Sokolov und Calzati. Und folgerichtig ist es auch um die beiden da vorne wieder geschehen. Aber Scott macht keine Anstalten das Tempo zu drosseln, sodass das Feld nunmehr stark selektiert ist.
Einige Fahrer mussten dem hohen Tempo von Scott Tribut zollen
Da wir jetzt das 2. Mal durchs Ziel fahren und die Abfahrt für die Fernsehzuschauer eher nicht interessant ist, informieren wir Sie mal eben über mögliche Favoriten für den Schlussanstieg und somit die ganze Etappe. Die namhaftesten sind wohl Andreas Klöden, Fränk Schleck, aber auch ein Paolo Bettini dürfte den meisten ein Begriff sein. Mein Geheimfavorit ist allerdings die bergfeste Sprinthoffnung Leonardo Duque, der schon einige gute Resultate auf schweren Etappen vorzuweisen hat. Manager Kai wäre natürlich sehr erfreut über einen Sieg, des 28-jährigen, hat in Joaquin Rodriguez, Schleck und mit Abstrichen auch Paul Voss noch viele andere Sieg bzw. Top 10-Kanditaten. Wir werden es sehen, in genau 300m beginnt die letzte Steigung. Sofort attackiert der Vorjahressieger Santo Anza!! Matthias Frank und Eddy Ratti gehen mit, auch Ryder Hesjedal kann folgen.
Aber die altbekannten 3 Teams, Milram, Bouygues und Gerolsteiner haben eigene Siegambitionen und geben dem Quartett vorne nicht die geringste Chance. Damit dürfte Santo Anza wohl seine Körner verschossen haben, ob da die Taktik von frank_schleck nicht doch ein wenig zu aggressiv war? 6km noch. Langsam wird es richtig spannend und da kommt die aus deutscher Sicht angenehme Überraschung! Andreas Klöden attackiert und reißt eine Lücke. Jedoch können 12 Fahrer folgen, Bouygues Telecom ist noch sehr zahlreich vertreten.
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Andreas Klöden (SDV)
Thomas Rohregger (ELK)
Andrea Tonti (TSV)
Stijn Devolder (GST)
Jure Golcer (ASA)
Jose Serpa (FDJ)
Vincenzo Nibali (FDJ)
Steve Morabito (BMC)
Paolo Bettini (MRM)
Joaquin Rodriguez (BTL)
David Moncoutié (BTL)
Fränk Schleck (BTL)
Hier die Gruppe im Überblick, da bieten sich jetzt so einige taktische Spielchen für Bouygues Telecom. Santo Anza fehlt, ich lag also richtig.
Konnte sich nicht richtig absetzen: Andreas Klöden
Wo ist er denn jetzt? Ich hoffe, die Regie blendet es gleich ein.
Ja, da ist es ja, 15 Sekunden hinter den obigen, mit 7 anderen.
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Stefan Denifl (ELK)
Francesco Gavazzi (MRM)
Stefano Garzelli (MRM)
Patrice Halgand (GCE)
Giampaolo Cheula (BMC)
Santo Anza (SDV)
Ryder Hesjedal (ASA)
Jelle Vanendert (TSV)
Auch Stefano Garzelli musste abreißen lassen, also kein Sieg von ehemaligen Siegern vermutlich. Ja und weitere 20 Sekunden zurück übrigens das Hauptfeld, das jetzt minder interessant sein sollte für uns, da jetzt nur noch 4 km zu fahren sind und DAVID MONCOUTIE ANGREIFT!!!! Aus der Spitzengruppe heraus geht der Franzose! Da nutzt Bouygues Telecom seine taktischen Möglichkeiten clever aus... aber auch ohne die Hilfe von Fränk Schleck und Joaquin Rodriguez Oliver fahren die 9 anderen das Loch wieder zu, lassen dabei aber Körner und viele Reserven. Sofort die nächste Attacke! Es ist abermals Andreas Klöden, nein halt, es ist Andrea Tonti, wie konnte ich die nur verwechseln. Aber er kommt gar nicht weg. Moncoutie jetzt mit Schwierigkeiten nach seiner Attacke. Er verliert hier den Anschluss! Auch Andrea Tontis Attacke kam zu früh. Tonti und Moncoutie jetzt also nicht mehr vorne dabei. Jetzt sind es nur noch 3 km. Kommt es zu einem Sprint, oder gibt es noch eine Attacke? JA! Stijn Devolder, von Gerolsteiner attackiert und da müssen einige Fahrer abreißen lassen! Klöden schafft es die Lücke zu schließen. Frank Schleck ist direkt hinter ihm, Golcer und der "Fast-Gewinner" des weißen Trikots der Tour de France Vincenzo Nibali sind auch noch dabei. Doch Morabito, Bettini u.v.m. fehlen da jetzt. Und kaum ist die Gruppe neu formiert die nächste Attacke! Frank Schleck macht sich jetzt aus dem Staub. Nur noch sein Teamkollege Rodriguez, sowie Klöden können folgen. Wie könnte es jetzt dramatischer sein? Bouygues Telecom natürlich in einer hervorragenden Ausgangsposition. Aber Vincenzo Nibali kann sich auch noch mal rankämpfen. Schleck, Klöden, Joaquin Rodriguez oder doch Vincenzo Nibali? Wer wird Sieger der Trofeo Melinda 2008? Jetzt sehen die Fahrer dort oben schon den "Teufelslappen" und da ist die nächste Attacke! Joaquin Rodriguez Oliver attackiert und ...
kann sich lösen!!! 10 Sekunden der Vorsprung schon! Das reicht wohl. Ja, es reicht, nur noch 500 Meter, da müssten Schleck und Co fliegen. Dennoch noch einmal eine Attacke von Andreas Klöden!! Er nimmt sein Herz in beide Hände und scheint sich erstmals testen zu wollen für die in einer Woche beginnende Spanien-Rundfahrt. Keiner kann ihm folgen und nur noch 3 Sekunden zu Rodriguez. Noch 100m, der Vorsprung liegt immer noch bei 3 Sekunden, das sollte reichen! Und es reicht!!! Joaquin Rodriguez Oliver gewinnt die Trofeo Melinda 2008. 5 Sekunden hinter ihm folgt der sehr stark fahrende Andreas Klöden. Platz drei für... Fränk Schleck! Da konnte sich der Luxemburger noch vor Vincenzo Nibali schieben.
Wir geben ab zur Werbung bis das endgültige Ergebnis steht.
War heute zu stark für den Rest: Joaquin Rodriguez
Da sind wir wieder. Hier noch die Top22 und wir sagen danke fürs Einschalten.
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1. Joaquin Rodriguez (BTL)
2. Andreas Klöden (SDV) +0.05
3. Fränk Schleck (BTL) +0.07
4. Vincenzo Nibali (FDJ) +0.07
5. Jure Golcer (ASA) +0.15
6. Stijn Devolder (GST) +0.15
7. Paolo Bettini (MRM) +0.22
8. Steve Morabito (BMC) +0.22
9. Thomas Rohregger (ELK) +0.22
10. Jose Serpa (FDJ) +0.27
11. David Moncoutié (BTL) +0.27
12. Andrea Tonti (TSV) +0.27
13. Stefano Garzelli (MRM) +0.38
14. Patrice Halgand (GCE) +0.38
15. Ryder Hesjedal (ASA) +0.38
16. Stefa Denifl (ELK) +0.38
17. Giampaolo Cheula (BMC) +0.38
18. Santo Anza (SDV) +0.49
19. Jelle Vanendert (TSV) +0.49
20. Francesco Gavazzi (MRM) +0.55
21. Leonardo Duque (BTL) +1.06
22. Paul Voss (BTL) +1.06