Herzlich Willkommen zur sehr knappen Zusammenfassung der dritten Etappe des Grand Prix Tell!
Erstmals stand heute eine wirklich topografisch schwere Etappe auf dem Programm. Es warteten heute drei Bergwertungen auf die Fahrer, doch besonders der Schlussanstieg machte das Rennen natürlich spannend und sorgte für den ersten richtigen Schlagabtausch der Favoriten im Kampf um den Gesamtsieg. Die Favoriten auf den Tagessieg waren dabei wohl allen voran der Etappensieger des gestrigen, zweiten Tagesabschnitts, Peter Velits sowie einige andere starke Bergfahrer wie etwa Chris Froome, Thomas de Gendt, Anthony Roux, Remy di Gregorio oder auch Jelle Vanendert, die allesamt auch schon Erfolge bei den Profis vorzuweisen haben. Doch auch einige andere Fahrer machten sich heute Hoffnungen auf den Tageserfolg oder wenigstens auf eine klare Verbesserung der eigenen Position in der Gesamtwertung.
Der erste Angriff auf den Tagessieg erfolgte dann bei Kilometer 4, als sich der Pole Jaroslaw Marycz aufmachte, die Ausreissergruppe des Tages zu initiieren, doch der Pole samt 5 Begleitern wurde nicht ziehen gelassen von den Favoritenteams, da die Gruppe scheinbar zu groß und somit zu gefährlich für die Favoriten war. Bereits die nächste, also die zweite Attacke des Tages, war dann aber von Erfolg gekrönt. Überraschend startete sie der australische Sprinter Matthew Goss, der auf solch, eher schweren Etappen, ja eigentlich nicht zu den Stärksten der U24-Zunft gehört. Er hatte es jedoch, soviel war später zu sehen, auf die Sprintwertungen abgesehen. In Steven Cozza, Geraint Thomas und Alexander Khatuntsev fand er bei seinem Fluchtunternehmen im Übrigen vier recht prominente, und vor allem recht bergfeste Fluchtkameraden. Hier die Gruppe in der Übersicht:
Zitat
Ausreisser
COZZA Steven (QST)
GOSS Matthew Harley (TSV)
THOMAS Geraint (SIL)
KHATUNTSEV Alexander (LAN)
Es war jedoch bereits früh zu sehen, dass diese Gruppe sich mit TV-Präsenz und Punkten bei den Zwischenwertungen begnügen müsste, denn das Peloton ließ gar keine Zweifel zu, ob heute Ausreisser oder die Favoriten siegten. Besonders das Team Acqua é Sapone um ihren französischen Kapitän Anthony Roux, aber auch die Teams von Caisse d´Epargne, für Peter Velits, Francaise des jeux, für Remy di Gregorio und Agritubel, für Maxime Bouet, beteiligten sich konsequent an der Nachführarbeit. Acqua é Sapone war übrigens in Kennaugh, Merino, van Poppel und Bonnafond gleich mit vier Leuten in der Tempoarbeit, sie schienen sich, einiges vorgenommen zu haben.
In der nächsten Phase floss das Rennen dann eigentlich wirklich zäh dahin, weil das Feld die Ausreisser an der kurzen Leine hielt und eigentlich alles auf den Schlussanstieg zu warten schien. Nicht einmal die Zwischenwertungen boten Spannung, weil sich keiner der vier Fahrer, außer Matthew Goss bei den Sprintwertungen, für die Punkte interessierte, sodass Goss ohne Gegenwehr die Sprintpunkte einstreichen konnte, und die restlichen, vor allem Bergpunkte, schiedlich und friedlich untereinander aufgeteilt wurden. Alle Zwischenwertungen gibt´s nachher im Teletext in der Übersicht.
Das nächste "Highlight", bzw. wenigstens interessante Geschehnis, war die Tatsache, dass Matthew Goss bei der Bergwertung der zweiten Kategorie bei Kilometer 93,1 den Anschluss an den, am Berg deutlich stärkeren, Rest der Gruppe verlor und so ziemlich rasch in den Untiefen des Pelotons verschwand und nur noch ein Spitzentrio unterwegs war. Das störte Cozza, Khatuntsev und Thomas jedoch nicht wirklich. Gestört haben dürfte sie jedoch, dass ihr Vorsprung bei der Bergwertung bei Kilometer 126,3 schon fast gänzlich aufgebraucht war. Zudem bekamen sie von hinten, aus dem Peloton, prominenten Besuch, denn bereits an diesem, also am vorletzten Berg des Tages, attackierte aus dem Peloton heraus der gestern enttäuschende Patrick Gretsch um die verlorene Zeit wieer reinzuholen. Diese Attacke hatte schon etwas von einer Verzweiflungstat, doch der Thüringer konnte immerhin schnell zu dem Spitzentrio aufschließen und es nach einer kurzen Ruhepause in dessen Windschatten, hinter sich lassen. Natürlich ist Gretsch ein exzellenter Fahrer in der Ebene als Zeitfahrspezialist, doch selbst ihm gelang es nicht mehr, seinen Vorspring bis zum Schlussanstieg noch nennenswert zu vergrößern, weil das Tempo im Peloton, immer noch vor allem durch Acqua é Sapone, bei denen mittlerweile auch Geniez und Leezer im Tempo zu finden waren, sehr hoch war. So ging Gretsch mit lediglich 10 Sekunden Vorsprung in den Schlussanstieg, die auch ratzfatz wieder wegwaren, weil am Schlussanstieg so richtig die Post abgehen sollte. Die erste der wirklich zahlreichen Angriffe, setzten die Franzosen Jeannesson und di Gregorio zusammen, die sich zwar zu zweit nicht wirklich absetzen konnten, die Führungsgruppe aber dennoch ordentlich dezimierten, sodass kurz nach dem Beginn des Schlussanstieges folgende Rennsituation bestand:
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Spitzengruppe
AUGUSTYN Jon-Lee (QST)
VAN WINDEN Dennis (TSV)
KRITSKIY Timofey (KAT)
VELITS Peter (GCE)
FREI Thomas (BMC)
DE GENDT Thomas (LAN)
ROLLAND Pierre (FDJ)
DI GREGORIO Rémy (FDJ)
JEANNESSON Arnold (AGR)
BOUET Maxime (AGR)
VANENDERT Jelle (TSV)
FROOME Chris (SIL)
TAARAMAE Rein (KAT)
FRÖHLINGER Johannes (GCE)
ROUX Anthony (ASA)
+0:08 Min.
Verfolgergruppe
KVIST Thomas Vedel (AGR)
KOSYAKOV Dmitry (KAT)
ROVNY Ivan (LAN)
MEERSMAN Gianni (FDJ)
SIMON Julien (GCE)
WYSS Marcel (FDJ)
Wie man sieht, waren also noch alle großen Favoriten vorne dabei. Überraschend, wenn überhaupt, die Absenz von Marcel Wyss in der Spitzengruppe, wobei man sagen muss, dass fast alle Fahrer aus der Spitzengruppe auch bei den Profis schon zu glänzen wussten.
Das Rennen begann dann aber erst richtig, Fahrt aufzunehmen, denn es folgte nun Attacke auf Attacke. Der nächste, der es probierte, war der junge Belgier Jelle Vanendert, der im Übrigen noch einen jüngeren und vielleicht ähnlich talentierten Bruder hat. Doch seine Attacke brachte, wie die nächste von Maxime Bouet noch nicht den erwünschten Effekt, der sicherlich aus einer Dezimierung der ersten Gruppe auf unter 5 Leute bestanden hätte, doch der Rest der Spitzengruppe konnte sich immer wieder rankämpfen. Das Tempo war dennoch recht hoch, wenn auch nur in Schüben. Denn zwischendurch wurde es immer recht langsam, dann aber wieder ruckartig angezogen. So auch 1,5 Kilometer vor dem Ziel vom Prologsieger Rein Taaramae, der hier wirklich in einer grandiosen Form zu fahren scheint. Sein Angriff hatte schon eine deutlich größere Wirkung auf den Rest des Fahrerfeldes, denn er selektierte noch einmal ordentlich aus:
Zitat
Spitzengruppe
VELITS Peter (GCE)
DI GREGORIO Rémy (FDJ)
BOUET Maxime (AGR)
VANENDERT Jelle (TSV)
FROOME Chris (SIL)
TAARAMAE Rein (KAT)
DE GENDT Thomas (LAN)
ROUX Anthony (ASA)
+12 Sek.
Verfolger 1
FRÖHLINGER Johannes (GCE)
ROLLAND Pierre (FDJ)
AUGUSTYN Jon-Lee (QST)
FREI Thomas (BMC)
+7 Sek.
Verfolger 2
VAN WINDEN Dennis (TSV)
KRITSKIY Timofey (KAT)
JEANNESSON Arnold (AGR)
+8 Sek.
Verfolger 3
KVIST Thomas Vedel (AGR)
KOSYAKOV Dmitry (KAT)
ROVNY Ivan (LAN)
MEERSMAN Gianni (FDJ)
SIMON Julien (GCE)
WYSS Marcel (FDJ)
Da waren es also nur noch acht Fahrer an der Spitze und mit Fahrern wie Thomas Frei, Johannes Fröhlinger oder auch Pierre Rolland, der gestern noch Rang zwei belegte, hatte die Tempoverschärfung von Froome auch prominente Opfer gefunden. Der Etappensieger, soviel war nun klar, würde einer der acht Spitzenreiter sein. Und kein Team war vorne noch doppelt vertreten, sodass nun Mann gegen Mann gefahren wurde und jeder die Karten auf den Tisch legen musste. Man belauerte sich, bei jedoch konstant hohem Tempo, dann noch ein wenig, bis Anthony Roux sich 800 Meter vor dem Ziel ein Herz fasste und durch eine Attacke die ganze Arbeit seines Teams am heutigen Tage belohnen wollte. Und die Attacke verpuffte nicht einfach so, da war schon ordentlich Pepp dahinter! Denn Roux erwischte mit Taaramae und Peter Velits gleich die beiden Topfavoriten auf dem vollkommen falschen Fuß. Lediglich Thomas de gendt, Chris Froome und Remy di Gregorio waren gedankenschnell genug gewesen um dem Antritt von Roux zu folgen und gehörten nun zum neuen Spitzenquartett. Hinten waren die Herren Velits, Bouet, Vanendert und Taaramae natürlich äußerst unglücklich über diese Situation. Besonders der junge Este schien den Rundfahrtsieg schon aus seinen Händen gleiten zu sehen, doch es war noch Zeit, um wieder vorne heranzukommen. Und so war das Tempo in der Verfolgergruppe unheimich hoch. Besonders Velits und Taaramae schlugen ein Mordstempo an, um den Zusammenschluss herbeizuführen, doch auch vorne war noch ein ordentliches Tempo, wenn auch nicht ganz so hoch wie hinten. Und so war abzusehehen, dass es sehr knapp werden würde. Doch dann, 100 Meter vor dem Ziel schafften die Verfolger den Anschluss und waren wieder im Rennen um den Tagessieg. Der nominell stärkste Sprinter und Vortagessieger Velits schien aufgrund der Tempoarbeit jedoch nicht mehr die besten Beine zu haben, sodass Thomas de Gendt mit seinem Antritt erstmal vorbeiging, doch auf der linken Straßenseite war Maxime Bouet auch noch im Rennen um den Tagessieg. De Gendt oder Bouet, einer sollte heute gewinnen. Und es war... Bouet! Maxime Bouet gewann die dritte Etappe des Grand Prix Tell denkbar knapp im Sprint vor Thomas de Gendt und Peter Velits. Dahinter folgten, mit Abständen im unwesentlichen Sekundenbereich mit Taaramae, di Gregorio, Froome, Vanendert und dem am Ende doch sichtlich erschöpften Anthony Roux die übrigen Bestandteile der Spitzengruppe.
23 Sekunden später wurde die erste Verfolgergruppe dann vom Lokalmatador Thomas Frei ins Ziel geführt, der Sieger des diesjährigen Baby-Giros, Timofey Kritskiy, verlor heute 31 Sekunden und führte die zweite Verfolgergruppe ins Ziel. Die gesamten Top 20 gibts aber, wie die Zwischenwertungen, später im Videotext. Hier noch mal die Top Ten in der Übersicht, ehe ich mich für ihr Zusehen bedanke und mich für heute verabschiede.
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01 BOUET Maxime (AGR)
02 DE GENDT Thomas (LAN)
03 VELITS Peter (GCE)
04 TAARAMAE Rein (KAT)
05 DI GREGORIO Rémy (FDJ) alle s.t.
06 FROOME Chris (SIL) +2 Sek.
07 VANENDERT Jelle (TSV)
08 ROUX Anthony (ASA) +4 Sek.
09 FREI Thomas (BMC) +23 Sek.
10 FRÖHLINGER Johannes (GCE)