Martin startet durch

Youngster jetzt auch mit Meisterschaftstitel prämiert

Tony Martin (Bouygues Telecom) hat den Deutschen Meistertitel im Einzelzeitfahren gewonnen. In der „Berg- und Rosenstadt“ Sangerhausen setzte er sich gegen seinen härtesten Konkurrenten Bert Grabsch (Columbia) durch und konnte den nächsten großen Erfolg seiner noch jungen Karriere feiern.



Auf den 40 Kilometern rund um Sangerhausen konnte er nach und nach einen Vorsprung von 14 Sekunden auf Grabsch herausfahren, der wiederum auf den Drittplatzierten Marcel Kittel (NETApp) fast eine Minute Vorsprung hatte. Tony Martin zeigte sich überaus glücklich über seinen ersten Meisterschaftstitel und war von der Atmosphäre an der Strecke positiv überrascht. Nach der deftigen Niederlage in seiner Heimatstadt Cottbus konnte sich Martin nun in der Nähe von Grabschs Heimatort revanchieren. „Die Fans an der Strecke feuerten aber jeden Fahrer unglaublich laut und frenetisch an, es war einfach eine Traumfahrt. So ein Rennen fährt man nicht jeden Tag.“

Das konnten auch Andreas Klöden und Linus Gerdemann von sich behaupten. Klöden wurde nur Achter, Gerdemann verpasste gar als Zwölfter die Top Ten. „Ich weiß nicht, was heute los war“ zeigte sich ein sichtlich enttäuschter Gerdemann ratlos. „Ich habe von Anfang an heute keinen Tritt gefunden, jedoch fängt die Saison erst an und jetzt gilt es nach vorn zu schauen.“ Armin Loos, Organisator der ersten Deutschen Meisterschaft in Sangerhausen zeigte sich zufrieden mit dem heutigen Ablauf und blickt zuversichtlich auf das Highlight der Veranstaltung, das Highlight des gesamten Sangerhausener Jahres.

Die über 1000 Jahre alte Stadt in Sachsen-Anhalt, die auch über die Grenzen der Region für ihr Europa-Rosarium bekannt ist, wird auch am Freitag Schauplatz des Straßenrennens sein. Zwei kurze aber sehr giftige Anstiege stehen den fahrern dort als Scharfrichter im Weg, besonders spannend dürfte das Uphill-Finish auf dem Weg zum Ziel in der Alten Promenade sein. Gerald Ciolek vom Team Caisse d’ Epargne rechnet sich gute Chancen aus, seinen Titel zu verteidigen. „Der Kurs ist im Gesamten relativ flach, aber trotzdem können zwei Anstiege dafür sorgen dass ein paar Fahrer federn lassen werden. Ich hoffe, dass ich den Anschluss halten kann, denn die letzten ansteigenden Meter zum Ziel liegen mir definitiv.“ Start des Straßenrennens am Freitag wird um eld Uhr sein, vor den Fahrern liegen dann 205 Kilometer, die auf dem 21 Mal zu absolvierenden und fast zehn Kilometer gefahren werden.

Infos unter: http://www.dm2010-sgh.de

Live Ticker-Protokoll Straßenrennen



Herzlich Willkommen aus Sangerhausen zum Straßenrennen der deutschen Meisterschaft 2010. Das kleine Städtchen in Sachsen-Anhalt ist in diesem Jahr zum ersten Mal Ausrichter eines sportlichen Ereignisses dieser Größenordnung. Bereits am Dienstag fand das Einzelzeitfahren statt, das Tony Martin vor Bert Grabsch und Marcel Kittel gewann. Heute ist die Begeisterung noch größer, denn auf den 21 Runden rund um Sangerhausen wird heute der Mann gesucht, der danach für zwölf Monate das deutsche Meistertrikot tragen darf.

Die Strecke ist 9,74 Kilometer lang, insgesamt wird eine Distanz von 204 Kilometern gefahren. Zwei Anstiege stehen an, gleich zu Beginn geht es hinauf zum Wahrzeichen der Stadt, dem Rosrium, außerdem steht unmittelbar vor dem Ziel eine 400 Meter lange und zehn Prozent steile Rampe auf dem Programm. Beide Anstiege folgen kurz nacheinander und so kann man sich hier schon absetzen, von der Schwierigkeit her erinnert es etwas an die Anstiege von Paris-Tours oder denen der flämischen Klassiker, denn auch dort gibt es ja Anstiege ohne Kopsteinpflaster.

Gerald Ciolek ist der Titelverteidiger, daher und aufgrund des ihm sehr günstigen Profils ist er heute Favorit. Mit Klöden und Wegmann hat er zwei ausgezeichnete Helfer an seiner Seite, die beide selbst schon das meistertrikot tragen durften. Außerdem sind hier Andreas Klier und Marcus Burghardt am Start, zwei ausgezeichnete Fahrer wenn es um die flämischen Klassiker geht. Auch sie dürften also für Milram bzw. Columbia gute Chancen haben den Titel zu holen. Davon abgesehen sind noch sehr viele weitere Fahrer hier am Start, die allesamt Kandidaten für den Sieg sind. Auch Sprinter haben gute Chancen, jedoch könnte sich eventuell auch ein Kletterer an diesem Doppelanstieg absetzen, wenn seine Attacke nur stark genug ist.



Wir befinden uns aktuell auf der drittletzten Runde, eine dreiköpfige Spitzengruppe fährt fast drei Minuten vor dem Feld, dazwischen befindet sich noch Astana-Verfolgerduo, das jedoch bald gestellt werden sollte. Markus Eichler, Dominik Nerz und Dominik Klemme sind ganz vorne, im Moment befinden sie sich auf der langen Gegengeraden.Ganz vergessen habe ich Martin Reimer und Carlo Westphal, die jetzt erstmal an Kim Lachmann und Andreas Henig heranfahren. Beide haben sich am letzten Anstieg zum Ziel hinauf abgesetzt.

Noch 24km
So kurz bevor es heiß wird, hier nochmal für Sie die Möglichkeit sich den Kurs genau anzuschauen:

http://www.dm2010-sgh.de/strecke/strasse...n/streckenvideo

Noch 22km
Die beiden Astana-Fahrer hatten in einer sehr hektischen Anfangsphase den Zug verpasst, allerdings gehörten sie hier sowieso zu den Außenseitern also machten sie sich mit dem Mut der Verzweiflung schon früh gemeinsam auf die Verfolgung. Aufschließen konnten sie nicht, aber Westphal und Reimer harmonieren gut und ziehen sie einfach mit. Im Feld arbeiten Fahrer wie Burghardt, Greipel und Klöden, also sind schon einmal drei häufig genannte Tipps recht unwahrscheinlich. Vor Allem bei den Columbia-Fahrern überrascht mich das sehr, Gerdemann scheint der Kapitän zu sein.

Noch 21km
Aktuelle Abstandsmessung bevor man jetzt gleich wieder nach Sangerhausen einfährt und sich den Doppelanstieg nochmal genau beschauen kann. Vorne eine Dreiergruppe, die vier Verfolger eineinhalb Minuten dahinter. Mit etwas mehr als zweieinhalb Minuten Rückstand dann das Feld.

Jetzt ein Kreisel, dann geht es rechts und dann folgt auch gleich der Anstieg.

Klemme macht Druck, Nerz und Eichler kämpfen um den Anschluss.

Noch 20km
Noch zwei Runden!! Nerz musste jetzt ein paar Meter reißen lassen und das gilt es jetzt für ihn zu hoffen dass er nicht den Anschluss verliert. Eigentlich müsste die Gruppe aber noch weiter zusammenarbeiten.

Vorne geht es jetzt rein in den Anstieg zum Rosarium.



Eichler macht jetzt keine Führungsarbeit sondern lässt Klemme arbeiten. Nerz kommt dadurch näher.

Westphal, Henig, Lachmann und Reimer gehen über die Ziellinie mit 1:36 Minuten Rückstand.

Zurück in der Spitzengruppe: Klemme erhält den Druck weiter aufrecht. Mir ist nicht ganz klar warum er einen Zusammenschluss mit Reimer vermeiden will? Nerz verliert Meter um Meter.

Und da kommt ein langgezogenes Feld über die Ziellinie auf der alten Promenade. 2:22 Minuten beträgt der Rückstand, Martin hat das Tempo angezogen.

Noch 19km
Tony Martin also mit dem Versuch einer Attacke, aber sofort klebten zig Fahrer an seinem Hinterrad und jetzt herrscht großes Anschauen.

Noch 16km
Nerz hat die Spitzengruppe wieder erreicht, aber der Preis war ein hoher. Eichler sah sich offensichtlich in einer Gruppe allein mit Klemme chancenlos gegen ihn und das Feld und nun kämpfen sie zu Dritt. Jedoch ist der Vorsprung vor Allem auf die Verfolger arg geschmolzen, das Hauptfeld ergab sich in Uneinigkeit. Martin und später auch Russ verschärften das Tempo, jedoch klebten unzählige Fahrer an ihren Hinterrädern. So gab es nach der Kuppe am Rosarium das große Umschauen und bis die Tempoarbeit wieder organisiert war konnten immerhin die Verfolger weiter wegfahren.

Greipel ist aus dem Feld herausgefallen und hat nun das Rennen aufgegeben, also noch ein Arbeiter weniger.



Noch 13km
Der Vorsprung ist geschmolzen auf nur noch 1:46 Minuten. Dagegen sind die Verfolger immer noch 20 Sekunden zurück, müssten aber schon nochmal rankommen.

Das wird eine ganz enge Kiste heute.

Noch 12km
Attacke von Gerdemann aus dem Feld heraus.

Ein Topsport-Fahrer, logischerweise Martens, setzt nach.

Noch 10km
Und die drei vorne kommen jetzt zum vorletzten Mal an den Schlussanstieg. Alle drei sind beisammen, aber auf der langen Geraden kurz zuvor konnten sich die vier dahinter förmlich heransaugen. Auch Gerdemann und Martens haben sich doch abgesetzt.

Glocke zur letzten Runde.

Und sofort dahinter jetzt die Verfolger, Westphal und Reimer machen hier den Stich hinauf immer sehr gut Druck.

Weitere Aufgaben: Nico Keinath (NET), Bert Grabsch (THR)

Noch 9km
Für Gerdemann und Martens gibt es die Glocke. 1:09 Minuten zur Spitze, aber sie holen rasch auf.

Jetzt das Feld! Wieder Bbox, diesmal Voigt!



Die Glocke ertönt als Voigt, Wegmann, Sinkewitz und Co. hier richtig deftig hinauffahren. Und da gibt es jetzt auch den Riss im Feld, Burghardt verliert zum Beispiel den Anschluss und fährt gequält und weit hinter an der Kamera vorbei.

Das ist also die entscheidende Phase des Rennens, weit versplittert das Rennen und das nur durch diese beiden krzen Stiche. Ciolek fährt gut im Feld mit aber es wird sehr eng mit den vorne fahrenden.

Noch 8km
Gleich die Spitze an der Probstmühle und dann werden sie auch zu Siebt sein. Das Feld ist nu stark ausgedünnt, denn auch auf dem Weg zum Rosarium gab es wieder eine deftige Tempoverschärfung von Sinkewitz.



Noch 7km
Sieben Mann an der Spitze: Reimer und Klemme von NETApp, Nerz von Vorarlberg, Westphal für Landbouwkrediet, Eichler für Milram und Henig und Lachmann für Astana. Das heißt im Klartext: NETApp ist nun in der Pflicht, Westphal und Eichler hoffen davon profitieren zu können. Nerz und den Astana-Jungs sind glaub ich wenige Chancen zuzurechnen. Der Sieger könnte aus dieser Gruppe kommen, jedoch könnten auch Gerdemann und Martens die verbleibenden 34 Sekunden gut machen, da sie sehr schnell die letzten Anstiege heraufgefahren sind und fast perfekt harmonieren. Und dann natürlich noch die Favoritengruppe. Ciolek, Wegmann, Klöden, Voigt, Fröhlinger, Fothen, Klier und Sinkewitz sind da unter Anderem zu sehen. Martin fehlt dort vorne, die Frage dürfte sein wer die Nachführarbeit organisiert. 52 Sekunden sind viel.

Noch 5km
Klemme arbeitet, aber er will dass auch noch andere etwas tun.

Gerdemann und Martens rücken gefährlich nahe.

Angriff!

Da musste jetzt eine Reaktion kommen und Eichler zeigt sie. Westphal springt mit. Und damit ist dann auch Klemme und die restliche Gruppe ebenfalls dran.

Nicht zuviel taktieren…

Noch 4km
Da ist es passiert, Gerdemann und Martens schließen auf.

Und Gerdemann wartet gar nicht ab! Sofort die Attacke.

Für Henig war es das.

Noch 3km
Gerdemann hat ein Loch aber Klemme versucht es zu stopfen. Und auch Westphal, Eichler und Martens sowie Reimer wollen Gerdemann nicht den Sieg schenken also hilft hier jeder außer Nerz und Lachmann, die wohl einfach nicht mehr können.

Sie jagen durch die Straßen von Sangerhausen. Die Begeisterung ist unglaublich groß, habe ich das eigentlich schon erwähnt?

Und etwa eine halbe Minute dahinter die Favoritengruppe. Wegmann und Klöden organisieren die Nachführarbeit für Ciolek.

Noch 2km
Aus dem Hubschrauber gesehen sieht es für Gerdemann gar nicht mal so schlecht aus. Allerdings kommen seine Verfolger stetig näher. Taktisch war die Attacke wohl dennoch die richtige.



Vorne ist Zug drin und deshalb kommen die Favoriten auch nicht mehr wirklich näher.

Eine lange Gerade, auf der sie sich allesamt nun befinden. Von vorne stuacht die Perspektive die Situation schon stark ein. Es läuft zwar alles allmählich zusammen, aber bald sind sie auch schon zu Hause. Reimer, Westphal und Martens dürfte man die größten Chancen in einem Sprint aus der ersten Gruppe ausrechnen, kommen sie dahinter wieder ran gilt nur ein Name, nämlich Ciolek. Thomas Foteh ist aber auch nicht zu unterschätzen.

Noch 1km
Die Flamme Rouge, gleich der Kreisel und dann sind es noch 600m.

Klemme klemmt hinter dem Lenker. Unglaublich wie er sich auspowert.

Ich denke für Ciolek und Caisse d’ Epargne wird es wohl nicht mehr reichen.

Zielgerade! Zwei Fahrer haben sich noch einmal aus der Favoritengruppe abgesetzt.

Gerdemann ist gestellt, Klemme eröffnet den Uphill-Sprint!

Noch 300 Meter, zehn Prozent Anstieg!

Jetzt Reimer!

Martens kommt… Martens gegen Reimer!

Ziel
Reimer gewinnt!



Das ist eine Überraschung, aber die gibt es bei den Meisterschaften ja nicht selten. Sehr starker Auftritt.

Martens enttäuscht über Platz zwei, da wäre mehr dringewesen. Für NETApp ist das ein riesiges Debüt.

Auch die Favoritengruppe ist enttäuscht darüber dass sie hier so viele Fahrer nicht mehr stellen konnten. Ciolek sprintet gar nicht mehr mit.

Reimer nun umringt von Journalisten die alle eine Antwort haben will. Natürlich, er „fühlt sich großartig.“

Ciolek und Martens geben ebenfalls Interviews, jedoch sidn sie nicht so glücklich.

Hier die Ergebniseinblendung:

1. Martin REIMER (NET)
2. Paul MARTENS (TSV) s.t.
3. Markus EICHLER (MRM)
4. Dominique NERZ (VBG)
5. Linus GERDEMANN (TCH) + 0:02min
6. Carlo WESTPHAL (LAN) + 0:03min
7. Kim LACHMANN (AST) + 0:05min
8. Matthias RUSS (VBG) + 0:08min
9. Markus FOTHEN (RSH) + 0:10min
10. Dominic KLEMME (NET) + 0:10min

Den Sprint der Favoritengruppe um Rang elf entschied Thomas Fothen für sich.

Die Siegerehrung steht an. Reimer, Martens und Eichler ist das Podium. Noch einmal Gratulation von uns an den Sieger. Das war es damit von uns für heute.



Mit dem Bild des Siegers verabschieden wir uns von den deutsche Straßenradmeisterschaften in Sangerhausen. Ich hoffe sie sind auch das nächste Mal bei unserem Ticker dabei.