O'Grady feiert Solosieg
Australier schlägt Sprintern im Wind ein Schnippchen
Paris-Roubaix Sieger Stuart O'Grady hat die fünfte Etappe der Katar-Rundfahrt gewonnen. Als Solist setzte sich der Lampre-Pilot vor dem Italiener Manuel Quinziato von Ag2r La Mondiale und Tyler Farrar aus dem Topsport Vlaanderen-Rennstall durch. Nach 142 Kilometern durch die Wüste von Lusail nach Madinat al Shamal kam das Feld vom Wind komplett zerpflückt im Ziel an, bester Deutscher war Marcus Burghardt auf Rang sieben, auch Andreas Klier lieferte ein starkes Rennen ab und platzierte sich am Ende auf dem 13. Platz. Mark Cavendish konnte das Goldene Führungstrikot mit einer Sekunde Vorsprung vor Farrar verteidigen und sieht damit einem Herzschlagfinale vor der abschließenden Etappe entgegen, der bisherige Drittplatzierte und gestrige Etappensieger Hutarovich verlor über eine Minute und fiel in der Gesamtwertung auf Platz acht zurück.
Vor der Etappe hatte es bereits die erste Aufgabe gegeben, Kenny De Haes von Ag2r verließ das Rennen, einen Sturz oder eine Verletzung ließ sich in den letzten Tagen aber nicht ausmachen. Kurz nach dem Startschuss waren es Andriy Grivko (LAM), Adam Blythe (ALM), Artur Vichot (FDJ) und das Landbouwkrediet-Duo Jan Kuyckx mit Maxim Vantomme, die sich fanden und dem Feld gemeinsam davon fuhren. Auf den ersten Kilometern, die mit vielen Richtungswechseln an der Ostküste absolviert wurden, konnten sie einen Vorsprung von mehr als neun Minuten herausfahren, bevor dann im Etappenfinale dieser allmählich schmolz. Statt Seitenwind bot sich nun ein Gegenwindspektakel, dieser kam leicht von der Seite sodass sich sofort Windkanten bildeten. Das Feld zersprang in mehrere Staffeln und begann außeinander zu fallen. Topsport versuchte Mark Cavendish abzuhängen, was ihnen etwa 50 Kilometer vor dem Ziel auch zunächst gelang. In einem spannenden Sekundenkampf jagte das Team HTC-Columbia der Spitzengruppe um Tyler Farrar mit seinen Teamkollegen und Andreas Klier nach. Weit dahinter folgten dann mehrere weitere dieser Staffeln, die aus meist zehn bis 15 Fahrern bestanden. Abgehängt waren unter anderem Francisco Ventoso, Robert Hunter, Sebastian Langeveld, William Bonnet aber auch Robert Förster.
Die Entscheidung der Etappe fiel auf den letzten 30 Kilometern entlang der Küste, als Columbia der Anschluss an den Topsport Vlaanderen-Zug gelang, während die in mehrere Stücke zerrissene Ausreißergruppe nach und nach gestellt wurde. Die schnelle Fahrweise zwang viele Fahrer dazu den Kontakt zu den vorderen Piloten abreißen zu lassen, vor allem den Helfern erging dies so, aber auch Yauheni Hutarovich mit seinen Rock Racing-Helfern oder der deutschen Hoffnung Andreas Klier. 15 Kilometer vor dem Ziel lag mit Jan Kuyckx immer noch ein Ausreißer vorne, ihm folgte eine Favoritengruppe mit Gert Steegmans, Tyler Farrar, Marcus Burghardt, Mark Cavendish, Stuart O'Grady, Luke Roberts und Philippe Gilbert. Zunächst war es Philippe Gilbert der attackierte, er wurde aber von Gert Steegmans wieder eingefangen. Der Antritt O'Gradys nachdem Kuyckx gestellt war erwies sich schließlich als erfolgreich, der Rest der Gruppe pokerte und musste schließlich mit ansehen wie der Australier dem Sieg entgegenfuhr. Schließlich schaffte noch eine kleine Gruppe um die Ag2r-Fahrer sowie Saramotins und Langeveld den Anschluss an die Favoritengruppe. Statt geschlossener Nachführarbeit sorgten viele Attacken, vor allem der beiden FdJeux-Piloten Gilbert und Langeveld, dafür, dass die Gruppe ständig auseinanderfiel und wieder zusammen lief. Absetzen konnte sich letztendlich nur noch Manuel Quinziato, der drei Kilometer vor dem Ziel noch erfolglos den Anschluss an O'Grady suchte. Dieser holte sich aber ungefährdet den Sieg vor Quinziato, den Sprint der nächsten Gruppe gewann Tyler Farrar, nachdem er bereits 400 Meter vor dem Ziel antreten musste, Mark Cavendish aber die Kraft fehlte noch vorbei zu gehen.
"Ich bin wirklich unbeschreiblich glücklich über diesen Sieg, es war wirklich sehr hart und das ganze Team musste hart arbeiten. Vor allem wenn man alleine unterwegs ist muss man gegen den Wind ankämpfen und wenn dann keine Zuschauer am Rand stehen die dich unterstützen ist es wirklich nicht einfach", schilderte Stuart O'Grady das heutige Tagesgeschehen. "Aber heute hatte ich einfach das Glück des richtigen Moments auf meiner Seite und der Rest der Fahrer war mit Sicherheit auch platt und kaputt." Andreas Klier merkte an, dass "an so einem Tag wirklich alles stimmen muss - Taktik, Form und Glück - um zu gewinnen." Er fühlte sich heute gut, verpasste aber "den entscheidenden Moment, und dann war es halt vorbei. Ich musste allein kämpfen und kam dann nicht mehr vorne ran."
Morgen steht der Abschluss der Katar-Rundfahrt an. Nach dem Start in Al Wakra und 40 Kilometern durch die Wüste wird das Feld dann die Schlussrunde in Doha erreichen, die acht Mal zu absolvieren sein wird und das Ende der Katar-Rundfahrt darstellt. Die Rechnung in der Gesamtwertung scheint recht einfach, der Fahrer der beiden Erstplatzierten, der im Ziel weiter vorne liegt wird wohl auch das Rennen für sich entscheiden, wenn nichts Ungewöhnliches passiert. Für Tyler Farrar sowie für Mark Cavendish wäre es ein äußerst seltener Triumph in der Gesamtwertung einer Rundfahrt.