Ich begrüße sie recht herzlich zur Trofeo Laigueglia 2010! Vorjahressieger Filippo Pozzato ist heuer zwar nicht am Start, dennoch kann das Starterfeld mit einigen hochkarätigen Namen aufweisen. An erster Stelle wären da sicherlich die beiden Katyusha-Kletterer Franco Pellizotti und Michele Scarponi zu nennen, allerdings ist die Frage ob es dem Profil für die beiden nicht etwas an Selektivität fehlt. Selektiv ist es zwar, aber genug für einen der beiden? Und wo wir gerade über das Profil sprechen, hier ist es erstmal:
Einige Anstiege dabei, die es wirklich in sich haben. Interessant dürfte auch das Finale mit der Cima Paravenna werden, ob es da die Fahrer, die im Sprint keine Chancen hätten, wohl mit einer Attacke versuchen werden? Man könnte auch mit einem Sprint rechnen, dafür bräuchte es aber einige Teams, die voll und ganz auf einen solchen setzen und das Feld zusammenhalten wollen.
Auch was die Continental-Tour-Wertung angeht, ist das Rennen natürlich wichtig, steht es doch auf einer gleichen Stufe wie beispielsweise die Gesamtwertung der Mittelmeer-Rundfahrt. Der Sieger würde 80 Punkte bekommen. Hier haben wir mal eine Einblendung von den derzeitigen Top5 in der Teamwertung:
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01 Rock Racing 425
02 Ag2r - La Mondiale 365
03 Vorarlberg - Corratec 226
04 Team NetApp 188
05 Skil Shimano 159
Nach derzeitigem Stand würden also Rock Racing und Ag2r aufsteigen. Letztere wären mit Sicherheit eine Überraschung, wurde vor der Saison doch noch Vorarlberg als quasi sicherer Aufsteiger gehandelt. Allerdings ist die Saison ja auch noch lang, entschieden ist da natürlich noch überhaupt nichts. Von den Top5 steht nur das deutsche Team NetApp, ebenfalls eine der Überraschungen der bisherigen Saison, nicht am Start.
Kommen wir aber nun zum Rennverlauf. Den ersten Teil werden wir Ihnen noch in der Zusammenfassung präsentieren, zum Schluss gehen wir für die letzten Kilometer live auf die Strecke.
Unmittelbar nach dem Start setzte der Italiener Luca Barla (Vorarlberg) seine Attacke, ihm folgten Wouter Poels (Vacansoleil) sowie Vitaliy Buts (ISD-Neri) - und schon hatte sich die Gruppe des Tages gefunden! Alle waren einverstanden und die Gruppe konnte innerhalb weniger Kilometer zwei Minuten auf das Hauptfeld herausfahren. Entlang der ligurischen Küste war es zu Beginn recht windig, doch schon bald ging es ins hügelige Hinterland. Der Vollständigkeit halber hier die Zusammenstellung der Ausreißergruppe:
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Luca Barla (VBG)
Vitaliy Buts (ISD)
Wouter Poels (VAC)
Bald hatte die Gruppe den Passo Ballestrino mit gut vier Minuten Vorsprung passiert, allerdings konnten Sie ihren Vorsprung bereits jetzt nicht mehr ausbauen, da im Hauptfeld viele Teams an einem möglichst zeitigen Einholen der Gruppe interessiert waren. Bereits am Ballestrino fuhren mit Skil-Shimano und Vorarlberg zwei Teams nach vorne um am Anstieg für ein erhöhtes Tempo zu sorgen, eine erste Andeutung auf das was sich noch ereignen sollte?
In der Folge ging es wieder kurzzeitig zur Küste zurück, in der flachen Passage sorgten vor allem Skil-Shimano, Katyusha und BBox für das Tempo, bevor nach 95 gefahrenen Kilometern der Vorsprung der Gruppe nur noch bei rund zwei Minuten war und mit dem Passo di Ginestro der längste Anstieg des Tages begann. Und hier zeichnete sich nun endgültig eine Tendenz ab. Zunächst fuhr das Team Sky mi Sebastian Lang und Fumiyuki Beppu mit hohem Tempo in den Anstieg herein, bald darauf fuhr das Team Skil-Shimano mit Ricardo van der Velde und Patrick Facchini nach vorne um das Tempo weiter zu erhöhen. Auch Vorarlberg beteiligte sich an der Tempoverschärfung, anscheinend hatten hier viele Teams das Ziel, es zum Ende bloß nicht auf einen Massensprint hinauslaufen zu lassen. Zum Ende des Ginestra fuhren dann die beiden passablen Kletterer Dario Cioni und Manuel Vazquez (beide Katyusha) nach vorne und sorgten mit ihrer erneuten Tempoverschärfung bereits für den ersten Bruch im Hauptfeld, rund 20 der nur 74 an den Start gegangenen Fahrer verloren hinten den Anschluss, während die Auisreißergruppe nur noch mit zwanzig Sekunden auf die Abfahrt ging. Das zweite Hauptfeld konnte in der Abfahrt zwar den Anschluss wiederherstellen, allerdings ging es dann auch schon in den Stellanello rein, ein zwar weniger langer, aber dafür umso steilerer Anstieg.
Katyusha nimmt das Rennen in die Hand
Und nun wurden die Tempoverschärfungen auch umso heftiger. Zunächst wurde die Ausreißergruppe - schon knapp 60 Kilometer vor dem Ziel! - ein- und überholt, woraufhin es Mauro Facci und Gerben Löwik (beide Vacansoleil) kurz versuchten, aber umgehend wieder gestellt wurden. Danach spaltete sich auch das Hauptfeld wieder, nun waren es bereits um die 30 Fahrer, die den Anschluss verloren. Wieder war es unten im Anstieg zunächst Sky (nun mit Vandborg und Thomson) sowie kurz darauf Katyusha - wieder mit Cioni und Vazquez - die für das hohe Tempo sorgten. Auch Ag2r und Vorarlberg fuhren nun nach vorne, während dann Rock Racing mit Evgeny Sokolov, Leonardo Giordani und Markel Irizar aus einem hohen ein enorm hohes Tempo machten. Immer mehr Fahrer verloren den Anschluss, immer mehr Sprinter mussten bereits die Segel streichen, unter ihnen Yury Mitlushenko, Steffen Radochla, Oscar Gatto (bis gestern noch bei der Volta ao Algarve am Start) und Manuel Belletti. Auf die nun folgende Abfahrt ging nur noch ein Feld mit rund 30 Fahrern, was nun wieder etwas größer wurde. In der kurzen Ebene zwischen Stellanello und dem letzten entscheidenden Anstieg, der Cima Paravenna, hielt Sky das Tempo weiterhin hoch.
Und nun ging es in die Cima Paravenna, den letzten Anstieg des Tages, etwa acht Kilometer lang, allerdings auch fast 30 Kilometer vor dem Ziel gelegen. Nun wollten einige Teams für die endgültige Vorentscheidung sorgen, allen voran wollte ISD - umso mehr wohl, da man seinen Sprinter Mitlushenko verloren hatte - nun alles auf eine Karte setzen und fuhr zunächst mit Andriotto und Vermote in den Anstieg rein, bevor dann Damiano Caruso dafür sorgte, dass das Feld immer kleiner wurde. Nachdem Rock Racing noch kurz nach vorne gekommen war, waren es nun auf einmal die beiden hügelstarken Italiener Alessandro Bertolini und Santo Anza von Skil-Shimano, die für das endgültige Bilden einer Spitzengruppe sorgten. Just in dem Moment attackierte niemand geringeres als Franco Pellizotti (Katyusha), Gesamtvierter des vergangenen Giros! An seinem Hinterrad konnte nur sein Teamkollege Michele Scarponi folgen, so dass fortan ein Katyusha-Duo an der Spitze des Rennens war. Dahinter bildeten sich mehrere Gruppen. Pellizotti und Scarponi konnten ihren Vorsprung stetig ausbauen, so dass am Gipfel der Cima Paravenna folgende Rennsituation vorhanden war:
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Franco Pellizotti (KAT)
Michele Scarponi (KAT)
+0.23
Alessandro Proni (ISD)
Leonardo Bertagnolli (SKY)
Luca Paolini (SKS)
Alessandro Bertolini (SKS)
Mauro Finetto (VBG)
Luca Mazzanti (RRC)
+0.40 (auf Pellizotti/Scarponi)
Daniele Colli (VAC)
Morris Possoni (VAC)
Damiano Caruso (ISD)
Steven Cummings (SKY)
Emanuele Sella (BMC)
Santo Anza (SKS)
Gianluca Brambilla (BBO)
Giorgio Brambilla (BBO)
Francesco Ginanni (BBO)
Matteo Montaguti (RRC)
Francesco Gavazzi (ALM)
Manuel Quinziato (ALM)
Mickael Delage (ALM)
In der Folge entwickelte sich nun eine höchstpannende Verfolgungsjagd. Das Katyusha-Duo an der Spitze harmonierte prächtig, während man sich in der zweiten Gruppe nicht ganz einig war. Hier fuhren nur Bertolini, Proni und Bertagnolli richtig mit. In der dritten Gruppe hingegen fuhren die Helfer von Ginanni (BBO) - die beiden Brambillas - sowie Quinziato unjd Delage (ALM) für Gavazzi und Possoni (VAC) volles Tempo um wieder nach vorne aufzuschließen. In der Abfahrt blieben die Abstände noch eher gleich, danach im Flachen verlor die zweite Gruppe an Boden, während die dritte näher herankam.
So kam es 15 Kilometer vor dem Ziel zum Zusammenschluss der zweiten und der dritten Gruppe, die nun mit rund 25 Sekunden Rückstand das Katyusha-Duo jagten, wo Pellizotti sich nun komplett für Scarponi aufopferte, damit der Vorsprung bestehen blieb.
Momentan befinden sich die Fahrer 10 Kilometer vor dem Tagesziel und nun können wir live auf die Strecke gehen.
9,5 Kilometer sind es noch um genau zu sein und das Spitzenduo behauptet weiterhin einen Vorsprung von zwanzig Sekunden. Allerdings arbeiten jetzt hinten deutlich mehr Fahrer mit. Morris Possoni, Mickael Delage und Giorgio Brambilla mussten zwar schon abreißen lassen, allerdings sind es weiter sein Namensvetter Gianluca, der Ag2r-Fahrer Quinziato sowie seit dem Zusammenschluss auch Santo Anza (Skil-Shimano) und die beiden Sky-Fahrer.
7 Kilometer noch und Sekunde um Sekunde wird der Vorsprung kleiner, jetzt sind es nur noch 16 Sekunden. Vorne hat aber die ganze Zeit vor allem Pellizotti Tempo gemacht, vielleicht hat Scarponi selbst noch Reserven. Nun fäht das Spitzenduo über den letzten kleinen Hügel, hier geht es immerhin noch mal 50 Höhenmeter hoch.
Und schon ist die Gruppe auch hier, 6 Kilometer nur noch! Und Attacke von Mauro Finetto aus der Verfolgergruppe heraus! Luca Mazzanti von Rock Racing setzt hinterher, nun auch Bertagnolli, allerdings halten Quinziato und Anza sein Hinterrad. Nein, Bertagnolli fährt sie da wieder heran und ja, nun ist die Gruppe wieder zusammen. Dennoch hatte diese Attacke ihre Auswirkungen. Zum einen haben Sella und auch Gianluca Brambilla nun den Anschluss verloren, zum anderen ist der Vorsprung auf nur noch 12 Sekunden geschrumpft.
Und vorne passiert es jetzt: Pellizotti ist am Ende, nun lässt er Scarponi alleine ziehen. Scarponi tritt noch mal an, er scheint hier wirklich noch einiges drauf zu haben, allerdings ist hinten die Jagd in vollem Gange.
4 Kilometer und 10 Sekunden! Und was sehen wir da? Der Vorsprung wird nun sogar etwas größer, kann sich Scarponi tatsächlich gegen die Verfolger aufbäumen? Pellizotti wird währenddessen durchgereicht, der ist völlig am Ende. Hinten ist man sich einig, vor allem Skil-Shimano und der weiterhin unermüdliche Manuel Quinziato reiben sich hier auf.
Scarponi durchfährt die 3-Kilometer-Marke, weiterhin sind es 10 Sekunden, momentan kann er seinen Vorsprung noch halten! Ja, es wird eng, es wird verdammt eng! Wer hätte gedacht, dass sich das Katyusha-Duo hier solange gegen die Verfolgergruppe behaupten kann, ja vielleicht Scarponi sogar durchkommt?!
2 Kilometer noch, was für eine Schlussphase. Wir haben eine 14 Fahrer umfassende Verfolgergruppe und vorne weiterhin den Solisten Scarponi, nun sind es noch 8 Sekunden, die Verfolger können haben ihn schon in Sichtweite. Nichtsdestotrotz haben sich die Helfer hier auch schon aufgerieben, wer hat nun noch die größeren Reserven?
Flamme Rouge, 1 Kilometer, Scarponi mit 6 Sekunden Vorsprung!
Scarponi beißt an der Spitze, geht noch mal aus dem Sattel, versucht noch mal das Tempo zu forcieren, versucht den Vorsprung zu wahren! Aber hinten kommen sie unaufhaltsam näher, Quinziato zieht noch mal an, der kann Zeitfahren, die Lücke ist nicht mehr groß, aber sie ist noch vorhanden! 500 Meter und Skil-Shimano zieht jetzt den Sprint an, erst Anza, Scarponi bäumt sich ein letztes Mal auf, noch hat er ein paar Meter. Nun zieht Bertolini an Anza vorbei, fährt nun den Sprint für Paolini an, an dessen Hinterrad Gavazzi, worauf Ginanni folgt. Quinziato muss jetzt abreißen lassen, vorne beginnt nun der Sprint um den Tagessieg!
Scarponi noch ein paar Meter vorne, jetzt geht Paolini aus Bertolinis Windschatten heraus und sprintet los, starker Antritt, aber jetzt geht Gavazzi! Und ja, er schiebt sich an Paolini vorbei...er schiebt sich an Scarponi vorbei...er sprintet zum Sieg!! Scarponi wird auf den letzten Metern noch übersprintet, was für ein Herzschlagfinale! Der Sieger heißt Francesco Gavazzi, Zweiter wird Luca Paolini vor Francesco Ginanni. Scarponi dann auf 4, dahinter eine kleine Lücke, bevor Montaguti vor Finetto und Cummings das Ziel erreicht. Dahinter auch noch Proni, Colli und Mazzanti. 9 Italiener in den Top10, nur der Brite Cummings bricht das Schema.
Ah - und hier haben wir auch das Endergebnis eingeblendet. Damit verabschieden wir uns von einem typisch italienischen Klassiker mit einem wahrlich spannenden Herzschlagfinale!
01 Francesco Gavazzi (ALM)
02 Luca Paolini (SKS)
03 Francesco Ginanni (BBO)
04 Michele Scarponi (KAT)
05 Matteo Montaguti (RRC)
06 Mauro Finetto (VBG)
07 Steven Cummings (SKY)
08 Alessandro Proni (ISD)
09 Daniele Colli (VAC)
10 Luca Mazzanti (RRC)
11 Leonardo Bertagnoli (SKY)
12 Damiano Caruso (ISD)
13 Alessandro Bertolini (SKS)
14 Santo Anza (SKS) 0.03
15 Manuel Quinziato (ALM) 0.07
16 Franco Pellizotti (KAT) 0.22
17 Gianluca Brambilla (BBO) 0.31
18 Emanuele Sella (BMC) 0.35
19 Mickael Delage (ALM)
20 Giorgio Brambilla (BBO) 0.42
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