Michael Antwerpes: Hallo und Herzlich willkommen aus dem wunderschönen Wallonien in Belgien. Heute wollen wir uns aber nicht auf die Landschaft konzentrieren, sondern auf den Radsport. Wir stehen hier im Zielbereich in Saintes, wo die Etappe heute enden wird, doch alles zeigt doch auf eine Sprint Ankunft hin. Doch zu meiner linken steht als Experte ein sehr bekanntes Gesicht, Erik Zabel ist heute bei mir, und wir werden jetzt im Vorfeld nochmal über die heutige und gestrige Etappe sprechen, bevor es live in die Schlussphase geht. Hallo.
Erik Zabel: Ja, hallo auch von mir. So, jetzt zum Thema, viel Zeit ham wir ja jetzt nicht: Ich denke auch dass es eine Sprintankunft wird, wenn man das Profil der heutigen Etappe sieht, vielleicht könnte die Regie es mal kurz einblenden:
Ja, da isses. Ja, wie man sieht haben die Ausreißer heute wohl keine so große Chance, denn seit Kilometer 110 geht es nur Bergab, und da kommt das Feld förmlich wie eine Wand auf die Ausreißer zugerollt, die werden wohl aber erst mal an der langen Leine gelassen, und dann kurz vorm Ziel eingeholt. Und dann wird es ein ähnliches Finale wie gestern geben.
A: Sie sprechen das gestrige Finale an, das war ja sehr hektisch und fast hätte Loddo den gesamten Milramzug und damit das halbe Feld umgerissen, als er sich verschaltete und fast stürzte. Ist das normal? Weil, sowas passiert ja nicht oft…
Z: Ja, auf den ersten Etappen solcher Rundfahrten und vor allem Sprintakünften, kann das schon mal passieren. Die Sprinterelite war gerade bei der Tour, deshalb fahren hier auch keine Cav’s, Hushovds und Farras mit, sondern die ganzen Sprinter, wie zum bespiel Bozic, der gestrige Sieger, sind Hochmotiviert und dann lässt manchmal die Konzentration nach.
A: Also könnte sowas heute auch passieren?
Z: Theoretisch schon, praktisch denke ich eher nicht, denn es ist selten, aber wie gesagt manchmal passierst.
A: Ja, also gestern gewann Bozic, der heute im Leadertrikot unterwegs ist, meinen sie er behält dieses Trikot?
Z: Ja. Er ist ein hervorragender Sprinter, der heute auch wieder weit vorne landen wird, und ein Ausreißer wird nicht durchkommen, denn es sind so viele Sprinterteams unterwegs, wie Topsport, BMC, Skil, Milram, Ag2r, die alle Ambitionen auf den Sieg haben, und die werden hervorragend Nachführen werden.
A: Dann danke ich ihnen für das kurze Gespräch, wir schauen uns jetzt erst mal an, was im bisherigen Rennen passiert ist, und dann geben wir ab in die Schlussphase des Rennens. Lang ist es ja nichtmehr.
Zitat
Die zweite Etappe der Tour de Wallonie von Braine le Compte nach Santais, könnte auch nur 16 Kilometer lang sein, denn soweit liegen die beiden Orte auseinander. Doch die Fahrer fahren eine große Runde und fahren 185 Kilometer mehr. Am Start Borut Bozic im Malloit Jaune des gesamtführenden. Er wird versuchen, heute wieder zu gewinnen. Das richtige Team hat er ja dafür. So in Braine le Compte ging es heute Mittag los, fünf Kilometerlang wurde sich belauert, dann schaffte es Marcel Wyss von Vorarlberg sich abzusetzen. Zu ihm gesellten sich noch Vandousselare von FDJeux, Gabovskyy von Qickstep und Cataldo von Columbia. Skil führte locker nach, ließ die Gruppe erst mal wegkommen. So kamen die vier dann nach 12 Kilometern an die erste Bergwertung, die sich Wyss vor Vandousselare und Cataldo sicherte. Die Gruppe harmonierte gut, der Vorsprung wuchs weiter an. Die darauffolgende Sprintwertung sicherte sich Gabovskyy vor Wyss und Vandousselare. So ging es dann auch weiter und an der nächsten Sprintwertung war der maximalvorsprung von 5:58 erreicht. Die Sprintwertung gewann Vandousselare. Unter den Skilzug im Hauptfeld mischten sich dann einzelne Milram, Garmin und BMC Fahrer, die das Tempo leicht erhöhten. Dir Bergwertung entschied Wyss für sich, die letzte Sprintwertung Cataldo. So gewann jeder mindestens einmal eine Wertung. Dann, 20 Kilometer vor dem Ziel, als der Vorsprung nur noch 1:43 betrug, versuchte Gabovskyy die Gruppe zu sprengen und startete einen Angriff der jedoch scheiterte. So haben die Ausreißer jetzt nur noch einen Vorsprung von 23 Sekunden und es sind noch gut 5 Kilometer
Ja, herzlich wollkommen auch von mir und es sind nur noch 5 Kilometer!
Noch 5 Kilometer
Im Feld wird jetzt ordentlich nachgeführt. Topsport, Katusha und Ag2r sehe ich da auf dem ersten Blick, hinten formieren sich schon erste Züge von Skil, Milram und Garmin. Oh…jetzt geht BMC an die Spitze, halten das Tempo hoch, 18 Sekunden haben die vier da vorne noch, das wird wie von Zabel angesprochen nicht reichen. Anscheinend können wir die Hoffnung auf einen deutschen Etappensieg ganz begraben, denn es scheint so, als ob Hondo nun Anfahrer für den schlecht in Formen Napolitano ist. Weiter hinten sehe ich Arashiro von Garmin, der wohl wieder für Hutarovich anfahren wird, Eckhout und Bozic an einer sehr guten Position. Jetzt sind’s nur noch 13 Sekunden für die Ausreißer.
Noch 4 Kilometer
So, jetzt ist das Tempo unheimlich hoch, gerad führt Doi nochmal nach, der jetzt an Veikkanen übergibt. Milram jetzt mit mehreren Fahrern vorne. Auch Katusha aus Russland zeigt sich sehr präsent da vorne. Die Ausreißer gruppe rückt jetzt in sichtkontakt, denn es gibt seit langem mal wieder eine Gerade. 8 Sekunden, man kann sagen die sind jetzt schon eingeholt, doch es wird gefightet da vorne. Man gibt nicht so schnell auf. Auch wenn’s jetzt nur noch 5 Sekunden sind.
Noch 3 Kilometer
So, genau jetzt sind die Ausreißer gestellt, die Sprintvorbereitungen sind im vollen Gange und jetzt wird es nochmal so richtig spannend. Zwei große Sprintzüge gibt es, vorne rechts fährt Katusha auf, weiter hinten links, Milram. Dazwischen gibt es kleiner Fahrergruppen eines Teams. Das Tempo ist unglaublich hoch, 60 Km/h müssten das schon sein und hoffentlich gibt es keinen Sturz, denn die Straße ist sehr eng hier in Saintes.
Noch 2 Kilometer
2000 Meter noch, doch wo sind die beiden deutschen Teams? Team NetApp ist vllt schon zu weit hinten. Vachon wird wohl den Sprint antreten, Milram hat sich in zwei züge geteilt, sie werden wohl für Usov und für Napolitano anfahren. Doch auch die beiden sind wohl zu weit hinten um noch zu gewinnen. Ganz vorne fährt im Moment Skil, wobei die beiden Sprinter Bozic und van Dijk weiter hinten sind. Auch Topsportt ist sehr präsent.
Noch 1 Kilometer
Jetzt durchquert, oder eher durchrast, das Fahrerfeld den Bogen! Nur noch einen einzigen Kilometer! Net App ist jetzt weiter nach vorne gekommen, man kann schon fast sagen, sie hätten eine optimale Position, doch dieses junge deutsch Team hat nicht die richtig guten Sprinter, Tosport fährt auf Links, der Napo-Hondo Milram Zug auf Rechts. Jetzt zieht Hondo den Sprint an, doch sofort ziehen die Skilfahrer an ihm vorbei, auch NetApp weit nach hinten gerutscht. Doch jetzt zündet Kenny de Haes den Turbo zieht vorbei, wird das reichen? Goss kommt auf Links das wird ganz knapp da vorne, doch de Haes war zu früh im Wind, Goss gewinnt ganz knapp vor de Haes und van Dijk von Skil. Darauf folgen Bonnet, Bozic und Napolitano, van Avermaet auf 7, Hutarovich auf 8. Blyte und Vachon komplettieren die Top10. Zweimal Skil unter den ersten 10, zwei deutsche Teams unter den 10 und Goss als Sieger. Mit den Fakten gebe ich wieder ab zu Michael und Erik!
A: Ja…was für ein finale. An Spannung kaum zu überbieten. Doch es war kein deutscher unter den ersten 15. Woran hat‘s gelegen?
Z: (lach) Ja, ich denke, das können Sie sich selber denken. An der Taktik natürlich. Bei Milram hat halt Hondo nur angezogen und auch bei NetApp, hat Klemme für Vachon angezogen und nicht umgekehrt. Ich denke bei NetApp war das auch ok, nur Napo ist völlig außer Form, da wäre für mich Hondo de bessere Alternative.
A: Wo du das Thema Form ansprichst, es gab ja schon gute Fahrer wie der Angesprochene Napolitano, wie van Avermaet, wie Bonnet oder vor allem bei Henderson, der ja sonst überragend fährt, aber jetzt nur 15. Wurde. Bei ihm kann’s ja nicht an der Form liegen oder?
Z: Also bei den ersten drei denke ich schon, dass es an der Form liegt. Sie waren nicht so gut vorbereitet wie Bozic oder van Dijk von Skil. Bei Henderson müssen Sie bedenken, dass der die Tour gefahren ist, die ist Sonntag zu Ende gegangen und heute ist Dienstag. Das war vorgestern. Der Junge sitzt sozusagen seit dem dritten Juli mit nur zwei Ruhetagen auf dem Rad, und dass spürt man schon in den Beinen. Darum war ich ja auch von Cavendish’s Endschnelligkeit in Paris so beindruckt, denn er als nicht so guter Bergfahrer hatte da auch schon so einiges in den Beinen stecken, und dann sowas hinzulegen ist unglaublich. Aber wir sind ja hier in Wallonien und nicht in Paris und Goss hat gewonnen, nicht Cavendish.
A: Sie sprechen Matt Goss an, der hier hauchdünn vor Kenny de Haes gewonnen hat. War das Taktik oder war das Glück?
Z: Es war beides, im Sprint gehört immer beides dazu. Natürlich hat Topsport Vlaanderen eine Superleistung gebracht und Goss hatte den Vorteil, so spät in Wind zu kommen. Doch was wäre, wenn de Haes auch später in den Wind gekommen wäre, dann hätte vielleicht er oder ein ganz anderer gewonnen, weil sich eine ganz andere Rennsituation ergeben hätte. Also es gehört immer beides dazu.
A: Keine Stürze heute, keine besonderen Geschehnisse, alle Wertungen und Ergebnisse, sowie Interviews und Videos finden Sie wie immer auf unserer Internetseite sport.ard.de, wir beide sagen tschüss bis zum nächsten mal.
Z: Tschüss!
Das Tagesergebniss von heute
Der Sieger von Topsport Vlaanderen: Matt Goss!