Le Tour de France - das große Fazit[/size]
Die diesjährige Tour de France hatte wie jede andere natürlich Gewinner und Verlierer, positive wie negative Überraschungen und einige Fahrer, die der „Grand Boucle“ besonders ihren Stempel aufdrücken konnten. Wer bzw. was die Zuschauer am meisten bewegte, überraschte, begeisterte und enttäuschte, hier können Sie es nachlesen! Neben den großen Helden oder den Neuankömmlingen muss aber auch der große Skandal rund um Astana und Manager Tobinho.
Gesamtklassement
Tops:
Andy Schleck
Wer soll schon ein Top sein, wenn nicht der Tour de France Sieger höchstpersönlich? Der Luxemburger konnte besonders auf den ganz schweren Bergetappen überzeugen, zwei von ihnen sogar gewinnen und wichtige Abstände herausfahren, die ihm schließlich genügten, um auch im langen Zeitfahren Cadel Evans auf Distanz zu halten. Erwähnt werden muss allerdings auch der Vorteil, den Schleck durch den Ausstieg Contadors hat. Zum Zeitpunkt des Ausstiegs war die Tour alles andere als entschieden und es steht in den Sternen, wer am Ende in Paris ganz oben gestanden hätte, wenn Contador nicht das Handtuch geworfen hätte.
Jerômé Coppel
Den jungen Franzosen Jerômé Coppel von Francaise des Jeux hatte vor der Tour niemand auf der Rechnung, doch er überzeugte auf ganzer Linie und wurde nicht Siebter in der Gesamtwertung, sondern auch Zweiter in der Nachwuchswertung und hatte die Ehre, als bester Franzose Paris zu erreichen. Während er in der Jugend besonders durch starke Resultate im Einzelzeitfahren auf sich aufmerksam machte, konnte er besonders im Hochgebirge überzeugen und war immer in der Nähe der Topfavoriten zu finden.
Jurgen van den Broeck
Jurgen van den Broeck ist einer der großen positiven Überraschungen der diesjährigen Tour de France. Neben seinem vollkommen unerwarteten sechsten Platz in der Gesamtwertung brachte der Belgier das Kunststück fertig, zwei Etappen nacheinander zu gewinnen. So siegte er auf der 14. Etappe aus einer Aureissergruppe heraus, konnte aber am darauffolgenden Tag diese Leistung erneut toppen, sich als einziger Konkurrent an die Fersen der Schleck-Brüder heften und dann die Etappe gewinnen. Dabei nahm er Weltklassefahrern wie Cadel Evans und Samuel Sanchez fast zwei Minuten ab und legte den Grundstein für seine Platzierung im Gesamtklassement.
Flops:
Alberto Contador
Für Alberto Contador war die Tour de France 2010 von vorne bis hinten verkorkst: Bereits in der ersten Woche büßte er Zeit auf wichtige Konkurrenten ein, war im Hochgebirge nicht dominant wie erwartet und erlebte dann auf der 15. Etappe den wohl größten Einbruch seiner Karriere, als er nahezu drei Minuten auf die Spitze und damit auch den Gesamtsieg verlor - so zumindest die Meinung des Astana-Managers Tobinho, der im Anschluss an diese schwache Leistung seines Leistungsträgers mit der gesamten Mannschaft die weitere Tour boykottierte und ausstieg. Es war natürlich ein Ausstieg mit Beigeschmack und so wird Contador stärker als je zuvor bei der Vuelta Espana erwartet, um es seinen Kritikern zu zeigen.
Lance Armstrong
Der zweite große Geschlagene der Tour ist Lance Armstrong. Nach seiner starken Comebacksaison 2009 stimmte die Form diesmal auch nicht und so musste auch der Tourminator einsehen, dass er mit fast 40 Jahren keine Chance mehr hat, auf dem Podium zu stehen. Besonders auf den schweren Bergetappen konnte Armstrong den Attacken der jungen Garde nicht standhalten und verlor schließlich sogar die teaminterne Kapitänsrolle an Levi Leipheimer. Das Karriereende des Texaners scheint damit fast besiegelt.
Sprinter
Tops:
Mark Cavendish
Mit sage und schreibe fünf Etappensiegen untermauerte der noch immer junge Brite Mark Cavendish bei der Tour de France seine Ausnahmestellung im Sprintbereich. Zudem konnte Cavendish auch den Vorjahrestriumph in der Sprintwertung mit einem beruhigenden Vorsprung auf den Norweger Thor Hushovd wiederholen und war damit nah an der Perfektion.
Doch immerhin viermal wurde Cavendish noch besiegt bei dieser Tour: Auf den Etappen 1, 3, 5 und 13 war es am Ende eines Massensprints nicht Cavendish, der jubeln durfte. Besonders der unerwartet schwieriger Einsteig mit zwei Sprintniederlagen zu Beginn machte Cavendish zu Beginn zu schaffen, doch mit Dem Sieg auf der vierten Etappe konnte der Fahrer vom Team Columbia das Blatt wenden und gestaltete die Tour 2010 fast perfekt.
Robbie McEwen
Einen weiteren "Top" unter den Sprintern auszumachen ist angesichts der Dominanz eines Mark Cavendish nicht besonders leicht, doch von den vier Sprintern, der Cavendish jeweils eine Etappe abluchsen konnte, verdient Robbie McEwen dafür wohl am meisten Hochachtung.
Der alternde Australier im Dress der französischen Equipe von Cofidis schaffte es erneut, seine Kritiker Lügen zu strafen und den wesentlich jüngeren und dazu favorisierten Sprintern ein Schnippchen zu schlagen.
Bedanken darf er sich dabei vor allem bei seinem Team, das viel für ihn gearbeitet und ihm trotz seiner mittlerweile von vielen Experten angezweifelten Klasse ein tolles Anfahrerteam zusammenstellte. Dieses Vertrauen dankte er seinem Manager auf die beste Art und Weise: Mit einem Etappensieg.
Flops:
Allan Davis
Eine Fortsetzung seiner bisherigen Seuchensaison erlebte bei der Tour de France Allan Davis. Der Australier, der momentan das Team Rabobank anführt, fand nie zu seiner Form und war in den Massensprints fast so unsichtbar wie Cavendish auf den Bergetappen. Kein gutes Zeichen.
Man kann nur hoffen, dass Davis nach seiner letztjährigen starken Saison beim Team Bouygues Telecom wieder an seine Form anknüpfen kann. Zum einen, um sein Team Rabobank aus dem „Tabellenkeller“ der ProTour zu fahren, und zum Anderen, um sich vielleicht auch bei einem größeren Teams ins Gespräch zu bringen für das Jahr 2011. Gegenwärtig sollen bereits einige Teams Interesse an Davis angemeldet haben.
Tyler Farrar
Mit seinem Etappensieg beim ersten „richtigen“ Tagesabschnitt nach dem Prolog, den Fabian Cancellara gewinnen konnte, wurde schon an eine Art Wachablösung im Sprintbereich gedacht, da Farrar den Topfavoriten Cavendish recht deutlich distanzierte, doch diesen Eindruck der Wachablösung konnte jener Brite dann ja deutlich verwischen.
So blieb für Farrar nach seinem Etappenerfolg kein Platz ganz oben auf dem Siegerpodium mehr, immerhin konnte er noch mehrere Male aufs Podium fahren. Die großen Chancen auf den zweiten Etappensieg, an den Tagen, an denen Cavendish schwächelte, ließ Farrar sich jedoch von vermeintlich deutlich schwächeren Sprintern wie Ciolek und McEwen nehmen.
So bleibt die Tour de France 2010 für Tyler Farrar also keine totale Enttäuschung, doch sein Potential konnte er nicht wirklich abrufen, musste so mit einem Etappensieg abreisen und konnte den Ruf von Cavendish als dominierender Sprinter nicht ansatzweise gefährden.
Überraschungen
Positiv:
Sandy Casar
Der 31-jährige Franzose aus der 40.000-Einwohner Stadt Mantes-la-Jolie konnte nach Jahren größerer und kleinerer Enttäuschungen endlich mal wieder richtig überzeugen.
Nachdem dem Fahrer des Teams Francaise des Jeux bei den Olympischen Spielen 2008 mit dem Gewinn des Titels im Straßenrennen die gesamte Fachwelt verblüffte, konnte Casar, was Überraschungen angeht, bei dieser Tour de France annähernd daran anknüpfen. Mit zwei Etappensiegen auf den Etappen 10 und 16 sicherte der Franzose sich nicht nur sein ersten Etappendouble bei der Tour de France, sondern rettete die Tour de France auch aus Sicht der heimischen Fans: Denn außer Casar gelang keinem französischen Fahrer ein Etappenerfolg, sodass Sandy Casar nach dieser Tour de France ein Platz in den Herzen der Fans sicher sein sollte.
Janez Brajkovic
Seinen mit dem überraschenden Dauphiné-Triumph angefangenen Siegeszug konnte der Slowene Janez Brajkovic bei dieser Tour de France überraschend fortsetzen: Mit dem Gewinn des Bergtrikots. So konnte Brajkovic abseits seiner Helferdienste für den Kapitän des Teams, Bradley Wiggins, der es nebenbei durch die Arbeit von Brajkovic auf den fünften Gesamtrang schaffte, noch genug Punkte für das begehrte Weiße Trikot mit den roten Punkten sammeln.
Damit feierte Brajkovic binnen sehr kurzer Zeit die wohl größten Erfolge seiner Karriere und es wird spannend sein zu beobachten, welche Rolle Brajkovic zukünftig beim Columbia-Team spielen wird, und ob er an seine Erfolge anknüpfen kann.
Negativ:
[size=120]Die Astana-Affäre
Eigentlich wurde um dieses Thema genug diskutiert und es sollte nicht wieder hochgekocht werden, doch die "Affäre Astana" darf in einem Tour-Rückblick einfach nicht fehlen.
So trat erstmals ein ganzes Team über Unmut der Ergebnisse seines Kapitäns vom Rennen zurück und erregte damit vor allem beim Veranstalter alles andere als Zuneigung. Aber auch die anderen Teams kritisierten, obwohl die ergebnistechnisch davon natürlich profitierten, den Schritt des Astana-Managements, das sich seiner Sache jedoch zu 100 Prozent sicher war. Am Ende konnte man den Frieden jedoch zum Glück halbwegs wieder herstellen und die Tour de France zu einem würdigen Ende mit einem würdigen Sieger führen: Andy Schleck, gegen den Contador wohl, selbst ohne Ausstieg, nur noch sehr geringe Chancen auf den Toursieg gehabt hätte.