Herzlich Willkommen zur kurzen Zusammenfassung des heutigen Klassiker, des Circuito Getxo in Spanien!
Dieses Rennen bildet eines der wenigen flachen Eintagesrennen in Spanien und bietet damit in der Regel vor allem den einheimischen Sprintern die Gelegenheit zu glänzen. So siegten zwischen 1924 und 1988 ausschließlich spanische Radsportler. Einziger deutscher Sieger ist bislang Marcel Wüst.
Start und Ziel sind die Stadt Getxo im Baskenland. Die erste Austragung fand 1924 statt. Seit dem Tod das baskischen Radrennsportlers Ricardo Otxoas, der 2001 zusammen mit seinem Zwillingsbruder Javier Otxoa während des Trainings von einem Autofahrer erfasst wurde, trägt das Rennen ebenfalls den Namen Memorial Ricardo Otxoa.
Start-, Zielort und Namensgeber des Rennens: Die Stadt Getxo
Bei dem wie angesprochen auch heuer flachen Kurs über 185,35km waren aufgrund des topografisch relativ anspruchslosen Terrains logischerweise die Sprinter favorisiert. Der Topfavorit am Start in Getxo war dabei gleichzeitig auch die größte Hoffnung der einheimischen spanischen Fans: Oscar Freire vom Team Footon, dessen Management seit einigen Tagen erst in neuer Hand ist. Neben Freire machten sich aber auch Vicente Reynes von Landbouwkrediet und besonders der Baske Inaki Isasi von Cofidis Hoffnungen auf eine Topplatzierung in der Heimat.
Aber auch aus dem Ausland trafen einige recht renommierte und sehr schnelle Sprinter ein. So gehörten neben den genannten drei spanischen Kandidaten auch namhafte Fahrer wie Leonardo Duque, Francesco Chicchi und der Führende in der Continental-Tour, Francesco Gavazzi zum engeren Favoritenkreis.
Selbstverständlich schien ein Sprint zwar vorprogrammiert, war aber nicht obligatorisch, sodass auch eher angriffslustige Fahrer das Rennen mitprägen sollten.
Beim Start um 13:00 in Getxo machten sich so 10 topmotivierte Teams auf den Weg, davon immerhin vier zur ProTour zugehörig, trotz des momentan sehr engen Rennkalenders in der ersten Radsport-Liga zwischen Tour und Vuelta, zwischen San Sebastian und Polen.
Bei mäßigen Temperaturen um die 18°C brauchte auch das Rennen erst gewisse Zeit, um Tempo aufzunehmen. Nach, scheinbar im Einvernehmen aller Fahrer, zehn sehr langsam absolvierten Kilometern ging dann aber erstmals richtig die Post ab, der Kampf um die Ausreissergruppe war eröffnet. Dabei versuchten vor allem die einheimischen Teams, diese Gruppe möglichst kleinzuhalten um in der Heimat die Rennkontrolle zu bewahren. Unterstützt wurden die Teams Footon Servetto, Euskaltel und Andalucia dabei vom niederländischen Skil Shimano.
Nachdem die erste Ausreissergruppe, bestehend aus Julien Loubet (ALM), Arthur Vichot (FDJ) und Bas Krauwel (LAN) eingeholt wurde, kristallisierte sich dann erstaunlicherweise noch größere Gruppe des Tages heraus. Dieser Gruppe gehörte mit Iban Mayoz immerhin ein Einheimischer an. Ihn begleitete mit Pierre Cazaux, Paul Voss und Davide Appollonio ein recht junges Trio:
Zitat
CAZAUX Pierre (FDJ)
VOSS Paul (APP)
APPOLLONIO Davide (ALM)
MAYOZ ETXEBERRIA Iban (COF)
Dieser Gruppe wurde von den oben angesprochenen, besonders motivierten Teams der Lokalmatadoren und Skil Shimano jedoch nur allzu leicht kontrolliert und an der langen Leine gehalten. So betrug der maximale Vorsprung des zwischenzeitlich Führungsquartetts lediglich 3:32 Minuten. Doch von Erfolg war diese frühe Attacke nicht im Geringsten gekrönt, bereits bei Kilometer 164 wurde diese Gruppe eingeholt und hatte mit dem Ausgang des Rennens letztlich mehr zu tun.
Der Zusammenschluss von Hauptfeld und Ausreissergruppe wurde von den Teams, deren Sprinter sich lediglich Außenseiterchancen ausrechneten, dann sofort zur Attacke genutzt. So probierte es in der vorletzten Runde Cedric Pineau (FDJ), der nach wenigen Metern solo an der Spitze Verstärkung von Pablo Lastras (ALM) bekam. Doch diese Attacke wurde vom Hauptfeld ebenso zunichte gemacht, wie die Attacke eines spanischen Quartetts in der letzten Runde: Xabier Florencio (LAN), Carlos Barredo & Rafael Valls Ferri (FDJ) und Egoi Martinez (EUS) versuchten es auf der 16,85 Kilometer langen Schlussrunde, fielen jedoch der Tempoarbeit der Sprinterteams zum Opfer. Besonders hervorzuheben ist aber sicherlich der Einsatz von Egoi Martinez vom Euskaltel-Team, das sich in der Heimat im Baskenland gewohnt angriffslustig präsentierte und erst 2 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde. Diese Einsatzfreude war letztendlich dann aber "für die Katz", da am Ende die Sprinter zum Zuge kamen.
Heute hatte er trotz Angriffsmut nichts zu jubeln: Egoi Martinez
Der Massensprint wurde dann überraschend von zwei Sprintzügen nicht unbedingt favorisierter Sprinter geprägt. So waren es die Teams NetApp und Ag2r la Mondiale, die versuchten, ihre Sprinter Vachon, kürzlich Etappenvierter bei der Tour de Wallonie, und Duque in die optimale Position zu manövrieren. So hatte bei Ag2r als am Ende überraschenderweise nicht Francesco Gavazzi, sondern Leonardo Duque die Kapitänsrolle im Sprint inne.
Als besonders gewinnbringend sollte sich diese Taktik dann jedoch nicht erweisen. So landeten Duque und Vachon am Ende nur auf den Rängen 6 und 8.
Klüger machten es da die Favoriten Chicchi und Freire, die sich im Windschatten anderer Züge mit ihren beiden Sprinthelfern Peruffo und Flahaut die entscheidenden Körner sparten, um sich letztendlich ab 110m vor dem Ziel das prägende Duell um den Tagessieg zu liefern. Und eben jenes Duell wurde ein sehr enges, da Oscar Freire etwas früher im Wind und an der Spitze war, der Italiener Chicchi am Ende jedoch über die höchste Geschwindigkeit verfügte und sich dementsprechend immer näher an Freire heransaugte, sodass es kurz vor dem Zielstrich nach einer Milimeterentscheidung aussah, die letztendlich zu Ende ging mit einem Sieg von.... FREIRE! Der Spanier wurde seiner Favoritenrolle also, wenn auch knapp gerecht und verwies den Italiener Chicchi auf Rang zwei.
Dahinter lieferten sich mit Colli sowie Veelers und van Dijk ein Italiener und zwei Niederländer einen heißen Kampf um den letzten Platz auf dem Siegerpodest, den am Ende überraschend Tom Veelers für sich entscheiden konnte, indem er Colli und van Dijk mit einer enormen Endgeschwindigkeit noch abfangen konnte.
Dahinter folgten Duque, Reynes, Vachin, Isasi und Gavazzi, der den Anfahrer für Duque spielte, auf den Plätzen 6-10.
Zitat
1. FREIRE GOMEZ Oscar (FOT)
2. CHICCHI Francesco (ACA)
3. VEELERS Tom (FDJ)
4. COLLI Daniele (GRM)
5. VAN DIJK Stefan (SKS)
6. DUQUE Leonardo Fabio (BMC)
7. REYNES MIMO Vicente (LAN)
8. VACHON Florian (SKS)
9. ISASI FLORES Inaki (COF)
10. GAVAZZI Francesco (ALM)