Hallo und herzlich willkommen zur 104. Auflage des französischen Klassikers Paris - Tours. Das Rennen ist das vorletzte wichtige Rennen des Jahres und beschließt für viele Fahrer, vor allem für die Sprinter, die beim Giro di Lombardia keine Chance haben werden, die Saison.
Der Klassiker wird in diesem Jahr in La Loupe gestartet und endet in Tours, der Hauptstadt des französischen Départements Indre-et-Loire. Das Ziel befindet sich auf der legendären, 2.7 Kilometer langen Avenue de Grammont. Aufgrund von Bauarbeiten, die im kommenden Frühjahr beginnen, wird sie für die Radrennfahrer vorerst das letzte Mal die Zielgerade sein.
Werfen wir mal einen Blick auf das Profil:
Die Strecke führt zunächst über flaches Terrain in Richtung Süden. Dieser Teil der Strecke ist jedoch sehr windanfällig. Alle Favoriten werden vorne fahren wollen, um Windkanten aus dem Weg zu gehen. Das wird das Rennen natürlich sehr spannend, aber auch gefährlich machen.
Gegen Ende wird das Profil dann immer welliger. Kurze nicht sehr steile Anstiege sollten eigentlich niemand in Schwierigkeiten bringen, doch angesichts der Streckenlänge von 233 Kilometern und der sehr langen Saison schon einiges an Kräften kosten, bevor auf den letzten 12 Kilometern die Côte de Beau-Soleil, die Côte de l’Epan und die Côte du Petit Pas d’Ane gute Möglichkeiten zum Angriff bieten. Vom letzten Anstieg sind es nur noch vier Kilometer bis ins Ziel.
Nun werfen wir einen Blick auf die Startliste:
Startliste
Der große Favorit ist natürlich Mark Cavendish. Der Vorjahressieger sollte in einem Massensprint nur schwer zu schlagen sein. Einzig Tyler Farrar sollte, wenn er einen guten Tag erwischt, in der Lage sein den Manx Express in Bedrängnis zu bringen.
Aufgrund des hügligen Profils auf den letzten 15 Kilometern haben jedoch auch Klassikerfahrer wie Philippe Gilbert und Filippo Pozzato eine Chance. Sie werden einen Massensprint mit einer Attacke vermeiden wollen.
Die französischen Hoffnungen ruhen wohl auf den Schultern von Mondory, Seb. Chavanel, Dumoulin und Lequatre im Falle eines Sprints. Als Ausreißer sollte man auf französischer Seite vor allem auf Sylvian Chanavanel und Pierrick Fedrigo achten. Für Jérémy Roy ist Paris - Tours ein ganz besonderes Rennen. Er wurde am 22. Juni 1983 in Tours geboren. Viele seiner Fans, Freunde und Verwandten werden an der Strecke stehen und ihn anfeuern. Ich denke wir können auch von ihm eine Attacke erwarten.
Bevor wir nun die Live-Bilder zeigen, werden wir die ersten Rennstunden zusammenfassen:
Zitat
Um 11:30 Uhr wurde das Rennen unter tosendem Beifall der Zuschauer in La Loupe gestartet. Der Himmel war leicht bedeckt und es war ca. 20 Grad warm. Ein schöner Tag zum Radfahren, wäre da nicht der starke Wind gewesen, der meist von hinten, teilweise jedoch auch von der Seite blies.
Gleich bei Kilometer 0 ging es dann auch schon mit den Attacken los. Immer wieder setzten sich vereinzelt Fahrer ab, die jedoch auch recht schnell wieder eingeholt wurden. Bei Kilometer 15 konnte sich dann endlich eine fünfköpfige Spitzengruppe absetzen. Sie gewann schnell einen Vorsprung von über 4 Minuten, der noch bis auf 8 Minuten, bei Kilometer 110 ansteigen sollte.
Die Ausreißer waren: R.Bertogliati(VBG), J.Kern(MRM), S.Knaven(SKS), M.Buffaz(QST), L.Y.Bak(ALM)
Zwei Franzosen waren also dabei, was den Zuschauern an der Strecke natürlich besonders gut gefiel.
Die Spitzengruppe befindet sich nun 35 Kilometer vor dem Ziel. Sie hat einen Vorsprung von nur noch 1 Minute und 43 Sekunden.
Noch 35 Kilometer:
Hinten im Feld wir jetzt ordentlich Tempo gemacht. Ich sehe da Topsport Vlaanderen, HTC Columbia und Francaise des Jeux. Noch arbeiten Sprinterteams und Klassikerteams miteinander. Das sollte sich jedoch spätestens am Côte de Beau Soleil ändern.
Noch 30 Kilometer:
Die Spitzenreiter haben soeben den Côte de Crochu überquert. Sie arbeiten noch gut zusammen, doch man kann ihnen die Anstrengung schon im Gesicht ablesen.
Jetzt kommt auch schon das Feld. Oh, das ist ein sehr hohes Tempo hier. Hinten haben schon die ersten Fahrer Probleme.
Noch 28 Kilometer:
Vorne im Feld bestimmt jetzt vor allem Skil-Shimano das Tempo. Sie haben auch nach dem Hügel durchgezogen. Das Feld ist wie an einer Perlenkette aufgereiht. Durch den starken Wind reißt es hinten jetzt auch.
Die Ausreißer haben noch knapp eine Minuten an Vorsprung.
Noch 20 Kilometer:
Das Feld ist wieder zusammen, dass Tempo jedoch weiterhin sehr hoch. Die Ausreißer haben nur noch 35 Sekunden Vorsprung. Wenn sie auf eine längere Gerade kommen würden, könnte sie das Peloton bereits sehen, doch noch haben sie den Vorteil der schmalen, kurvigen Straßen auf ihrer Seite.
Noch 18 Kilometer:
Vorne ist die Harmonie verschwunden. Kern hat sich mit einer Attacke leicht abgesetzt. Diese Fahrweise gefällt den Franzosen an der Strecke natürlich.
Doch seine Begleiter setzen ihm nach und schnappen ihn sich wieder.
Ihr Vorsprung ist auf 20 Sekunden geschmolzen. Wir werden sie wohl nicht mehr sehr lange im Bild sehen.
Noch 14 Kilometer:
Das wars! Das Feld schluckt die tapferen Ausreißer und fährt mit rasendem Tempo auf den Côte de Beau Soleil zu. Die Positionskämpfe sind im vollen Gang. Jeder will vorne in den „Anstieg“ reinfahren.
Noch 12 Kilometer:
Das Feld überrollt den Anstieg förmlich. Vorne geht richtig die Post ab. Ein paar Fahrer wollen sich Absetzten, schaffen es aber aufgrund des Tempos nicht. Das Peloton zieht sich stark auseinander und es entstehen Lücken.
Währenddessen schaut die Sonne zwischen den Wolken hindurch und sorgt für malerisches Wetter auf dem Côte de Beau Soleil.
Noch 9 Kilometer:
Und schon geht es in die nächste Steigung. Der Côte de l’Épan ist ca. 500 Meter lang und ist ca. 8% steil.
Oh, da sehe ich eine Attacke. Hoogerland zieht davon. Ihm folgen Vichot, El Fares und Fedrigo.
Jetzt kommen auch Marcato und Pozzato dazu. Das sieht gut aus. Sie können sich ein paar Meter lösen.
Jetzt setzen allerdings viele weitere Fahrer nach. Gilbert und Boonen kann ich da erkennen. Aber gleich ist alles wieder zusammen.
Noch 8 Kilometer:
Das Tempo im Feld ist unverändert hoch. Immer wieder wollen sich Fahrer absetzen, schaffen dies aber nur kurz. Die Gruppe ist auch nicht mehr sehr groß. Ob da noch alle dabei sind?
Noch 7 Kilometer:
Nein! Da sind bei weitem nicht mehr alle dabei. Wir bekommen gerade die Meldung das der Vorjahressieger Mark Cavendish abgehängt sein soll. Das würde mich trotz des hohen Tempos schon ein wenig überraschen.
Noch 6 Kilometer:
Hier kommt die Bestätigung. Wir sehen Cavendish und viele weiter Fahrer, unter anderem Julian Dean, Mark Renshaw und Yauheni Hutarovich hinter dem Feld.
Noch 4 Kilometer:
Es geht in den letzten Côte. Das Tempo ist jedoch wieder zu hoch. Niemand kann sich absetzen. Das läuft auf einen Sprint einer dezimierten Gruppe heraus. Die Frage ist nun, welche Sprinter noch dabei sind.
Noch 2,7 Kilometer:
Die Fahrer befinden sich nun auf der längsten Zielgeraden der Welt, der Avenue de Grammont.
Attacken sind nun unmöglich.
Noch 1 Kilometer:
Im Moment befindet sich der Zug von Vorarlberg vorne. Ventoso ist gerade vorne und zieht das Tempo mächtig an. An seinem Hinterrad ist Galdos, dann kommt Koldo Fernandez, der scheinbar der Kapitän seine Teams ist. Dahinter kommt Goss mit Farrar am Hinterrad. Um Farrars Hinterrad streiten sich gerade Haussler und Chicchi.
Galdos hat das Tempo übernommen. Auch Davis, Hushovd und Boonen sind vorne zu sehen.
Goss zieht an Galdos vorbei. Von hinten kommt nun Hondo. Chicchi hängt sich an den deutschen dran. Nun muss Farrar reagieren. Er geht in den Wind. Oh, das könnte zu früh sein. Hushovd wird eingeklemmt. Er hat heute keine Chance. Farrar gibt alles, doch links zieht Chicchi an ihm vorbei.
Und rechts kommt jetzt Haussler! Was für einen Speed hat der den drauf? Er zieht an allen vorbei und gewinnt!
Heinrich Haussler gewinnt Paris Tours 2010! Chicchi wird zweiter. Der US-Amerikaner Tyler Farrar rollt kopfschüttelnd als dritter über die Ziellinie. Er war heute eindeutig zu früh im Wind.
Mit dem Endergebnis verabschieden wir uns aus Tours:
2.F.Chicchi
3.T.Farrar
4.D.Hondo
5.K.Fernandez
6.M.Belletti
7.A.Davis
8.F.Gavazzi
9.T.Hushovd
10.D.Oss
11.T.Boonen
12.G.Lequatre
13.L.Mondory
14.M.Ladagnous
15.M.Sieberg