Die Vuelta ciclista al País Vasco gehört seit einigen Jahren zu den wichtigsten spanischen Rennen und ist in Spanien nach der Vuelta die Rundfahrt mit dem größten Interesse.
Das liegt einerseits an den spannenden Etappen, andererseits natürlich auch an den extatischen Zuschauern, die für ihre Anfeurerung beinahe gleich viel Kraft aufwenden, wie die Radprofis die sie bejubeln. Durch die Kulisse kommt das erste Mal Stimmung wie bei den Grand Tours auf (ausgenommen bei den Monumenten) und die Fahrer können sich gleich darauf einstellen, was sie im Laufe des Jahres noch erwarten wird.
Aufgrund ihrer Profile und des Zeitpunktes der Rundfahrt, wird sie immer wieder von den besten Fahrern der Welt als direkte Vorbereitung auf die Ardennen gefahren. Die steilen Rampen und die vielen Hügel bzw. Berge bieten schon einen Vorgeschmack für die Fahrer und wer am Ende dieser Rundfahrt eine gute Form hat, wird auch bei den Ardennen ein Wörtchen mitreden können.
Die engen steilen Straßen sind ein Kriterium bei dieser Rundfahrt und die Positionierung spielt dabei eine wichtige Rolle, um nicht den Anschluss zu verlieren. Durch die ganzen Zuschauer, die immer wieder in die Strecke kommen, ist es für die Fahrer dann um vieles schwieriger schadlos über solche Anstiege zu kommen.
Was wäre eine solche Rundfahrt aber ohne einen Favoritencheck zu Beginn. Wie jedes Jahr stehen hier die besten Fahrer der Welt am Start und es gibt wieder viele Namen zu nennen, die hier um den Sieg mitfahren können.
Samuel Sanchez wird als absoluter Topfavorit ins Rennen gehen. Auch wenn seine Form noch etwas besser sein könnte, wird er in seiner Heimat sicher topmotivert sein und alles versuchen, um hier zu gewinnen.
Cadel Evans ist neben Samuel Sanchez sicher der erste Anwärter um den Sieg. Sollte er irgendwo einmal Zeit verlieren, kann er diese immer noch im Zeitfahren gutmachen. Er ist dort sicher etwas stärker einzuschätzen als Sanchez, wobei das Zeitfahren hier doch recht selektiv ist und meist nur die Form ausschlaggeben ist für eine gute Platzierung.
Ryder Hesjedal hatte letztes Jahr seinen großen Durchbruch und ist seitdem bei solchen Rennen immer ganz vorne zu finden. Die harten Anstiege liegen ihm extrem und auch beim Zeitfahren kann er immer recht weit vorne mithalten.
Ob er um den Sieg mitfahren kann ist eher unwahrscheinlich, da er beim Zeitfahren sicher nicht Evans oder Sanchez schlagen kann, bei den restlichen Etappen sollte er aber doch immer zu beachten sein, vor allem, wenn es um den Etappensieg geht.
Alexandre Vinokourov ist schon etwas in die Jahre gekommen und so langsam merkt man das auch. Auch bei ihm wäre es sehr überraschend, wenn er noch um den Sieg mitfahren könnte, trotzdem hat er durchaus Chancen aufs Podest zu kommen, wenn er bei den Etappenankünften dranbleiben kann.
Marco Pinotti hat sich in den letzten Jahren besonders am Berg um einiges verbessert. Seine größte Stärke ist und bleibt aber das Zeitfahren. Es wird sehr interessant sein zu sehen, wie gut er die steilen Rampen bewältigen kann. Es ist zwar nicht seine Stärke, aber wenn er den Abstand in Grenzen halten kann, wird auch er ein Wörtchen ganz vorne in der Gesamtwertung mitreden können, wenn die Leistung beim Zeitfahren stimmt.
Sandy Casar ist ein Spezialist für 1-wöchige Rundfahrten und solche Profile sollten ihm ganz gut liegen. Seine Schwäche ist eigentlich das Zeitfahren, wobei wie schon erwähnt, dieses Zeitfahren meist über die Form entschieden wird. Kann Casar seine Leistung abrufen, kann auch er um die Spitzenplätze mitfahren.
Fränk Schleck ist in den Bergen zuhause, vor allem, wenn sie so steile Rampen in sich haben. Bei ihm wird interessant sein, inwiefern sich die Form auf seine Leistungen auswirken wird. Da er sich aber beim Zeitfahren steigern konnte, wird auch er im Kampf um die Gesamtwertung zu beachten sein.
Haimar Zubeldia konnte letztes Jahr mit starken Leistungen gegen Ende der Saison überzeugen. In seiner Heimat ist auch er topmotiviert und will auf jedenfall vorne mitfahren. Nachdem es bei der Volta nicht nach Wunsch verlief, will er hier auf alle Fälle Wiedergutmachung betreiben.
Mit Robert Kiserlovski ist letztes Jahr ein Stern aufgegangen, der alles daran setzen wird, dass dieser nicht wieder untergeht. Seine Leistungen in dieser Saison sprechen eindeutig für ihn und seine Erwartungen werden dementsprechend auch recht hoch sein.
Er ist ein guter Allrounder und wird sicher auch hier im Kampf um die Top 10 zu beachten sein.
Jérôme Coppel hat sich ausgezeichnet weiterentwickelt und ist in Frankreich seit einem Jahr immer zu beachten, wenn es in die Berge geht. Auch beim Zeitfahren ist er sehr stark, wenn die Distanz nicht allzu groß ist. Die Frage bei ihm wird sein, wie gut er die knackigen Anstiege bewältigen kann. Für die Top 10 ist er auf jedenfall ein Kandidat.
Carlos Sastre ist schon etwas in die Jahre gekommen und die Baskenland-Rundfahrt war nie wirklich seine Stärke. Ihm fehlt es schon seit vielen Jahres etwas an Spritzigkeit, mit einer konstanten Leistung, kann aber auch er die Top 10 knacken.
Igor Anton wäre als einer der Favoriten zu nennen, wenn es da nicht einerseits die Form gäbe in Kombination zu der Verletzung im letzten Jahr, von der er sich noch erholen muss. Bei ihm muss man wirklich noch abwarten, wie gut es laufen wird.
Benat Intxausti hat hier letztes Jahr mit dem zweiten Platz eine riesige Überraschung geliefert. Sowohl am Berg als auch beim Zeitfahren war er ganz vorne zu finden und konnte sich somit deutlich vor seinem Teamkapitän Samuel Sanchez platzieren. Dieses Jahr werden die Rollen aber wieder beim Alten sein und Intxausti wird wahrscheinlich wieder nur als Helfer agieren und somit seinem Kapitän seine Ambitionen unterordnen. Trotzdem muss man ihn auch definitv beachten, wenn es um die Top 10 geht.
Richie Porte war neben Kiserlovski ein weiterer recht junger Fahrer, bei dem letztes Jahr der Knopf aufgegangen ist. Er ist am Berg sehr konstant geworden, ganz vorne konnte er aber bisher noch nicht mitfahren. Wie gut ihm diese steilen Rampen liegen werden, bleibt abzuwarten, beim Zeitfahren kann er aber mit Sicherheit etwas Zeit gutmachen.
Thomas Löfkvist ist seinen Fans in den letzten beiden Jahren doch einiges schuldig geblieben, trotzdem ist er bei 1-wöchigen Rundfahrten immer wieder in den Top 10 zu finden. Besonders bei Tirreno-Adriatico, wo es ähnliche Rampen gibt (die aber deutlich kürzer sind), kann er immer wieder aufzeigen. Wenn die Form stimmt, sollte auch er recht weit vorne zu finden sein.
Daniel Moreno ist ein guter Allrounder, der immer sehr weit vorne zu finden ist. Wie gut er hier zurechtkommen wird, bleibt abzuwarten. Die anderen Favoriten müssen ihn aber mit Sicherheit auch im Auge behalten.
Für Wout Poels läuft diese Saison großartig. Er ist eine der Entdeckungen dieses Jahres. Bereits beim Tirreno Adriatico war er sehr weit vorne zu finden, bei ihm scheiterte es nur an der Konstanz über eine ganze Woche. Dies wird auch bei der Baskenland Rundfahrt ein Kriterium für ihn sein, wie gut er die schweren Etappen überstehen wird. Man kann gespannt sein, welche Rolle er im Team übernehmen wird und wie sinnvoll es ist, ihn bereits in einer Führungsposition fahren zu lassen.
Domenico Pozzovivo ist auch sicherlich nur ein Außenseiter, der beim Tirreno in diesem Jahr aber schon großartige Leistungen abrufen konnte. Seine größte Schwäche ist das Zeitfahren, wobei das Zeitfahren bei der Baskenlandrundfahrt ihm noch am ehesten liegen könnte. Die Rampen dürfte er auf jedenfall ohne großen Zeitverlust überwinden können.
Daniel Navarro ist ein guter Rundfahrer. Bei dieser starken Besetzung wird er sicher eine perfekte Rundfahrt benötigen, um ganz nach vorne zu kommen. Dass er die Klasse besitzt, um die Top 10 zu knacken, konnte er in der Vergangenheit immer wieder beweisen.
Carlos Barredo gilt hier nur als Außenseiter. Er ist bei den Klassikern zuhause, kann aber auch bei Rundfahrten hin und wieder gute Leistungen zeigen. Er ist eher ein Mann für eine Etappe, als für eine gesamte Rundfahrt. Kann er auf einer solchen Etappe hingegen etwas Zeit rausholen, muss auch er beachtet werden.
Peter Sagan ist seit mehr als einem Jahr einer der stärksten Fahrer, wenn es nach einem schweren Tag in einen Sprint geht. In der Gesamtwertung wird es aber trotzdem extrem schwierig für ihn werden, da für ihn solche steilen Rampen wahrscheinlich nicht ohne Zeitverlust zu überwinden sind. Er kommt sehr gut über Anstiege mit, aber die im Baskenland werden teilweise doch etwas zu schwer für ihn sein. Trotzdem wird es 1-2 Etappen geben, wo er definitiv als Favorit zu nennen ist.
Russell Downing, der Kapitän von Radio Shack wird es sehr schwer haben, hier um die vorderen Plätze mitzufahren. Dazu müsste er in Topform fahren, was aber leider nicht der Fall ist. Für ihn wird eher eine der letzten Etappen interessant sein, wo er im Sprint vielleichtetwas bewegen kann.
Es gibt noch sehr viele andere starke Fahrer zu nennen, die sich aber einem Kapitän unterordnen müssen. Wie gut deren Leistung sein wird, bleibt abzuwarten. Es gibt aber sehr viele Fahrer, die hier um die Spitzenplätze mitfahren können. Wenn es aber um den Rundfahrtsieg geht, wird alles über Cadel Evans und Samuel Sanchez laufen.
Nun aber zur Zusammenfassung der ersten Etappe.
Knapp 2 Kilometer vor dem Ziel wartet mit dem Alto de la Antigua noch eine extrem schwere Steigung, die für Gesamtwertung sicherlich richtungsweisend wird. Wer heute nicht mitfahren kann, wird auch bei den kommenden Etappen nicht viel mitzureden haben. Die letzten Meter der Steigung sind mit bis zu 20% extrem schwer und man kann gespannt sein, welche Favoriten da vorne sein werden.
Recht früh setzte sich eine Gruppe ab, die auch fahren gelassen wurde. Eine sehr ausgeglichene Gruppe mit keinem großen Namen.
FAVILLI Elia (RSH)
CHEREL Mikael (FDJ)
ERVITI Imanol (LTR)
MURAVYEV Dmitriy (AST)
Dimtriy Muravyev ist sicher der auffälligste Fahrer der Gruppe, der möglicherweise die besten Chancen bei einem Durchkommen hätte. Die folgenden Bergwertungen gingen dann auch an die Ausreißer:
Bergwertung 1:
1. MURAVYEV Dmitriy (AST)
2. ERVITI Imanol (LTR)
3. FAVILLI Elia (RSH)
4. CHEREL Mikael (FDJ)
5. KAISEN Olivier (RAB)
Bergwertung 2:
1. ERVITI Imanol (LTR)
2. FAVILLI Elia (RSH)
3. MURAVYEV Dmitriy (AST)
4. CHEREL Mikael (FDJ)
5. JOLY Sébastien (ALM)
Bergwertung 3:
1. MURAVYEV Dmitriy (AST)
2. CHEREL Mikael (FDJ)
3. ERVITI Imanol (LTR)
4. FAVILLI Elia (RSH)
5. SCHNYDER Nicolas (BMC)
Bergwertung 4:
1. MURAVYEV Dmitriy (AST)
2. FAVILLI Elia (RSH)
3. ERVITI Imanol (LTR)
4. CHEREL Mikael (FDJ)
5. TOMEI Francesco (GEO)
Bergwertung 5:
1. CHEREL Mikael (FDJ)
2. FAVILLI Elia (RSH)
3. ERVITI Imanol (LTR)
4. MURAVYEV Dmitriy (AST)
5. LOBATO DEL VALLE Juan Jose (CSM)
Den 5. Platz sicherten sich jeweils immer Fahrer, die aus der Nachführarbeit über die Wertung fuhren. Nachdem die Etappe sehr kurz war, wurde schon sehr früh von viele Teams nachgeführt, sodass der maximale Abstand 3:29 Min betrug.
In der Abfahrt zur 6. und damit letzten Bergwertung war dann Schluss für die Ausreißer und das Feld übernahm das Ruder, welches mittlerweile auch schon deutlich geschrumpft war.
In diesen letzten Anstieg rein war das Tempo sehr hoch und viele Attacken folgten. Alexandre Vinokourov war überraschend stark und konnte sogar als erster über die Bergwertung gehen, gefolgt von Ryder Hesjedal, der hier von der guten Positionierung durch sein Team profitierte. Evans, Sanchez und auch Fränk Schleck ließen sich aber da nicht abschütteln, wobei Fränk dann in der Abfahrt etwas Probleme hatte und dem Tempo nicht mehr folgen konnte.
Hinter den ersten vier Fahrern entstand eine kleine Lücke, die auch nicht mehr geschlossen werden konnte. Schlussendlich kam es dann zum Sprint, in dem sich Sanchez vor Vinokourov durchsetzen konnte. Rang 3 ging ganz knapp an Cadel Evans vor Ryder Hesjedal, dem anscheinend die notwendige Spritzigkeit für die letzten Meter fehlte. Die letzte Bergwertung sah also folgendermaßen aus:
Bergwertung 6:
VINOKOUROV Alexandre (AST)
HESJEDAL Ryder (GRM)
EVANS Cadel (CSM)
SANCHEZ GONZALEZ Samuel (SAX)
SCHLECK Fränk (LEO) +1 Sek
Hinter diesen vier Fahrern kamen dann Peter Sagan und Rigoberto Uran noch fast ran und konnten den Abstand mit 2 Sekunden noch sehr in Grenzen halten. Fränk Schleck schien große Probleme zu haben und konnte sich mit letzter Kraft an der nächsten Gruppe um Andy Schleck festbeißen.
Samuel Sanchez holt sich die erste Etappe bei der Vuelta ciclista al Pais Vasco und bestätigt neben Vinokourov, Evans und Hesjedal seine Favoritenrolle
Tagesergebnis:
1. SANCHEZ GONZALEZ Samuel (SAX)
2. VINOKOUROV Alexandre (AST)
3. EVANS Cadel (CSM)
4. HESJEDAL Ryder (GRM)
5. SAGAN Peter (COF) +2"
6. URAN Rigoberto (SAX)
7. IVANOV Serguei (AST) +8"
8. SCHLECK Fränk (LEO)
9. SCHLECK Andy (SAX)
10. LE MEVEL Christophe (ALM) +15"
11. PINOTTI Marco (GEO)
12. KOLOBNEV Alexandr (LEO)
13. MORENO FERNANDEZ Daniel (FDJ)
14. POZZOVIVO Domenico (BMC)
15. SASTRE CANDIL Carlos (OLO)
16. MASCIARELLI Francesco (FAR) +17"
17. LÖFKVIST Thomas (THR)
18. GAVAZZI Francesco (ALM) +25"
19. CASAR Sandy (ALM)
20. NAVARRO GARCIA Daniel (COF)
21. DE WEERT Kevin (OLO)
22. COPPEL Jérôme (FDJ)
23. PORTE Richie (THR)
24. VAN GARDEREN Tejay (SAX)
25. VISCONTI Giovanni (THR) +40"
Die weiteren Platzierungen gibt es dann im Teletext. Es sind aber einige wichtige Fahrer in der Gruppe um Visconti vertreten, sodass damit eigentlich alle wichtigen Fahrer innerhalb von 40 Sekunden blieben.
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