Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Radsportverrückte da draußen an den Bildschirmen, herzlich willkommen zu Saisonauftakt 2012. Die nationalen Meisterschaften sind ausgetragen, nun geht es richtig los, dass erset Rennen ist auch gleichzeitig das erste Etappenrennen und das erste World Tour Rennen dieses Jahr. Letzteres wird manchem eventuell nicht schmecken, spätestens am Start war es dann aber jedem egal, dort hatte man andere Sorgen: Temperaturen von über 40° Celsius in Spitzenzeiten und nicht unerheblicher Wind ließen einen ereignisreichen Tag erahnen.
Diese Vorahnung wurde bald bestätigt, denn zu den meteorologischen Umständen kam noch der erhebliche Angrifsshunger von gefühlt dem halben Péloton dazu. Im allgemeinen Wirrwarr hatte sich schnell eine sehr große Gruppe gelöst, unter anderem mit zwei Australiern, denen hier noch mehr zugetraut wurde: Cameron Meyer und Simon Gerrans. Das so eine Gruppe keine allzugroße Zustimmung findet, liegt auf der Hand - aber im Feld kam zunächst gar keine Nachführarbeit zustande. Das änderte sich allerdings schnell, bald hatten sich Garmin-Barracuda, United Healthcare, Ag2r, Omega Pharma Quick Step und Europcar zusammengeschlossen. Das klingt jetzt erst mal nach einem massiven Bollwerk, aber ein solches war auch nötig, um die Gruppe wieder zurückzuholen. Man profitierte dabei davon, dass die Gruppe nicht so gut lief, da einige Fahrer nicht zum Nachführen zu ermuntern waren. Solcher Egoismus wurde schnell bestraft, die Gruppe war nach etwa 12, 13 km wieder gestellt und somit begann das Rennen von vorne, nur unter kontrollierteren Umständen.
Nach einigem hin und her wurde schließlich eine fünfköpfige Gruppe fahren gelassen, in der sich folgende Fahrer befanden: Meyer von Sky, aber dieses Mal nicht Cameron, sondern Travis, Hayman von Lampre, Ratto von Farnese, Bouet von Cofidis und Mannion von Saxobank. Diese fünf hatten dann bald auch einen etwas größeren Vorsprung und werden wohl zumindest die Sprintwertungen unter sich ausmachen können.
Mathew Hayman in der Ausreißergruppe.
Die erste Sprintwertung war bei km 74 erreicht, dort sicherte sich Maxime Bouet von Cofidis ohne nenneswerten Widerstand Punkte und Bonussekunden. Angesichts der Bedeutung von Bonussekunden bei dieser Rundfahrt überrascht es doch, dass sich kein weiterer Fahrer in der Gruppe um die Punkte bemüht.
Die bei km 84 folgender Bergwertung wurde ohne nähere Würdigung ignoriert, Ratto fuhr hier per Zufall als erster über die Linie.
Noch ein Blick auf die letzte Sprintwertung bei km 104 sagt uns, dass es erneut niemanden gab, der Bouet hier an der Punkte- und Sekundenjagd hindern wollte. Der Franzose freut sich natürlich umso mehr über diese Punkte, schieben sie ihn doch in der Gesamtwertung zumindest provisorisch sehr nah an die Spitze.
Recht locker kann Bouet hier alle Sprintwertungen kassieren.
Trotz des Windes übernahm kein Team die Initiative für eine Windkante, man war wohl froh, dass es im Feld einigermaßen ruhig bleiben konnte. Etwa 20 Kilometer vor dem Ziel wurde die Gruppe dann eingeholt, ab diesem Punkt stand die Nervosität einigen Fahrern merklich ins Gesicht geschrieben. Selbst einige Favoriten rechneten wohl am letzten Hügel des Tages mit Attacken, aber viel mehr als gegenseitiges Belauern kam dabei nicht heraus, einzig ein Sturz im Feld verlieh der Situation dann die Nachweisbarkeit der Nervosität. In den Sturz waren Baugnies und Venter verwickelt, beide konnten jedoch weiterfahren, was uns natürlich sehr erleichtert.
Kommen wir nun zum Finish der Etappe, es lief auf einen Sprint heraus und das Feld war zusammengeblieben, sodass auch alle Sprintkapitäne mit dabei waren. Starke Züge sehen wir vor allem bei Cofidis und Saxobank, ob die Sprinter die Vorlage jedoch umsetzen können, bleibt abzuwarten. Beim Sprint hat zunächst der gut in Szene gesetzte Breschel die Nase vorn, an seinem Hinterrad ist McEwen, aber dahinter lauern noch ernstzunehmende Kandidaten wie Petacchi, Sutton, Swift, Howard, Boasson Hagen und Greipel. Aufgrund der großen Konkurrenz waren einige Kandidaten wie Förster, Bazayev oder Hunter schon früh aussichtslos. Petacchi, Swift, Boasson Hagen und Greipel hatten die führenden schnell eingeholt und auch überholt, allerdings ist es vorne sehr knapp, zwischen den vieren wird wohl der Videobeweis hermüssen, wie gesagt, ein sehr packender Sprint. Von hier aus sieht es nach Vorteilen für Boasson Hagen und Greipel aus, aber wie gesagt, ich will mich da nicht festlegen. Ich höre gerade, das Zielfoto kommt gleich, aha jetzt sehe ich es, Sieg für Greipel, vor Swift, der sehr stark fährt, Boasson Hagen und Petacchi. Die weiteren Platzierungen und die Wertungsergebnisse kommen bald im Videotext, wir verabschieden uns bis morgen zur zweiten Etappe!
Knapper Sieg für André Greipel.