Strade Bianche (WS3) 03.03.

#1 von Fothen_29 , 04.03.2012 22:29

Herzlich willkommen bei FothenTV, für die aufmerksamen Zuschauer unseres Senders sei hier angemerkt: Dass in der Werbung nun nicht mehr für Lotto und Belisol, sondern für Rabobank geworben wird, hat auf unsere Berichterstattung sowie auf die Ausrichtung unseres Senders keine Auswirkungen, wir haben lediglich unser Sponsoringkonzept verändert. Die Strade Bianche, eines der zu recht rennomiertesten italienischen Etappenrennen, ist somit das erste Rennen, welches wir Ihnen "neu eingefärbt" präsentieren. Wie sagten die niederländischen Kollegen jüngst so passend? "Die Strade Bianche ist die italienische Antwort auf Paris Roubaix und die Ronde van Vlaanderen". Nun, ob dass eventuell nicht doch ein kleinens bisschen zu hoch gegriffen ist, sei dahingestellt und soll auch nicht erörtert werden - zumindest nicht an dieser Stelle. Fakt ist, dass wir es mit recht ähnlichen Favoritenfelder zu tun haben, glücklicherweise ist hier auch eine Vielzahl von den ganz großen anwesend, was dem Rennen sicherlich zusätzlich Würze verpasst.

Gut gewürzt war auch der Start des Rennens, insbesondere der Kampf um die frühe Gruppe: Bereits sehr früh hatte sich eine erste Gruppe lösen können, mit dabei waren Failli, Eichler, Vinther, Beppu, Paolinho und Sébastien Chavanel. Diese sechs Mann wurden aber nicht ziehen gelassen, was zwei Gründe hatte. Zum einen wollten noch andere, zum anderen war diese Gruppe den Teams zu groß, die mit der Zeit in die Verantwortung des Nachführens drängten. Es handelte sich dabei um FDJ, Omega Pharma, RadioShack und Vacansoleil. Gerade auch weil nur vier Teams nachführten, wollte man das Risiko einer zu großen Gruppe nicht eingehen. Nach etwas über zwanzig Kilometern war dann dementsprechend auch Schluss für das Sextett. Es dauerte danach eine Weile und weitere Versuche, ehe sich die folgende Gruppe des Tagesbildete: Oliver Zaugg von BMC, Jérôme Baugnies von Greenedge, Andrey Amador von Garmin und Daniele Ratto von Farnese Vini. Dieses Quartett hatte sich erst nach über dreißig Kilometern gebildet, zu einem Zeitpunkt wo der erste - und auch längste - Naturstraßenabschnitt des heutigen Tages bereits passiert wurde.

In der Folge beruhigte sich das Rennen zunehmend. Dies änderte sich aber überraschend früh. Denn bereits nach nur achtzig absolvierten Rennkilometern attackierte Dario Cataldo von Omega Pharma. Anscheinend hatte er einen ordentlichen Batzen Energie zu viel, ansonsten ist diese Attacke 110 Kilometer vor dem Zielstrich nur taktisch zu erklären. Im Feld sah man überrascht auf, allerdings sah sich niemand dazu bemüßigt, Cataldo zu folgen. Die Lücke, die Omega Pharma in der Nachführ-Allianz hinterließ, wurde kurze Zeit später von Garmin geschlossen, die trotz ihres Mannes vorne nun begannen, sich hier zu engagieren. Cataldo wurde ziehen gelassen und führte ab diesem Zeitpunkt ein weitgehend unbeobachtetes Eigenleben im Vakuum zwischen Gruppe im Feld, ohne sich von letzterem zu weit zu entfernen und damit auch ohne sich der Gruppe zu nähern.

Das Rennen beruhigte sich erneut, allerdings wiederrum nur für in etwa fünfzig Kilometer. Denn nach etwa 130 absolvierten Kilometern stand der drittlängste heutige Schotterstraßenabschnitt an. Der zweitlängste Abschnitt hatte sich in etwa dort befunden, wo Cataldo attackierte, und hier, also nun nur noch etwa sechzig Kilometer vor dem Ziel, begann das Rennfinale seine Fühler nach den Fahrer auszustrecken. Die Teams brachten immer eiliger die Kapitäne in den vorderen Reihen unter, man spürte zunehmend die Nervosität, die sich des Pélotons bemannte. Passenderweise erhöhte FDJ, die ohnehin schon in der Nachführarbeit einiges geleistet hatten, nun das Tempo und begannen so, die ersten Helfer zu selektieren. Dies konnte aber eine weitere frühe Attacke von Omega Pharma nicht verhindern: Mit Edvald Boasson Hagen geht hier der erste Mitfavorit! Sofort sind einige Fahrer dabei, Marco Marcato zum Beispiel von Cofidis, Patrick Facchini von Liquigas, Lars Petter Nordhaug von Greenedge, Nicki Sörensen von Christina Watches, Paolo Tiralongo von Lampre, Frederik Kessiakoff von Ag2r sowie Bartosz Huzarski von Farnese. Insgesamt neun Mann also, dass wurde im Feld nicht gern gesehen. Während sich diese Boasson Hagen Gruppe bis auf etwa eine halbe Minute vom Feld entfernen konnte, wurde dieses immer schneller, selektierte immer weiter aus und sorgte schließlich dafür, dass die Verfolgergruppe nur ein kurzes Leben hatte und etwa 25 Kilometer nach ihrem Entstehen und damit 35 Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt war. Die Situation stellt sich nun so dar, dass wir immer noch die vierköpfige Ausreißergruppe vom Beginn haben, aber nur noch mit etwa eineinhalb Minuten Vorsprung, dann kommt mit etwas unter einer Minute Cataldo und dann das dezimierte Feld.

Nach diesem ersten Ausrufezeichen beruhigte sich die Lage zumindest etwas, daran änderten auch Attacken von Dupont, Trofimov, Weening und anderen nicht, die es auf den folgenden zehn Kilometern versuchten. Diese Attacken hatten bloß zur Folge, dass sich das Feld immer mehr beschleunigte und dabei verringerte. So kam es, dass die Ausreißer zwanzig Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurden, Cataldo war bereits etwa acht Kilometer vorher geschluckt worden. Wir haben somit für das Finale eine größere Gruppe, in der jedes Team so in etwa durchschnittlich zwei, drei Mann unterbringen konnte. Diese gehen nun gemeinsam auf die letzten 20 Kilometer. Wir bekommen von der Regie den Hinweis, dass es eine Übersicht über diese Gruppe gibt, die wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten!

Sagan (COF)
Zaugg, van Avermaet, Nibali, Martin (BMC)
Elmiger (APP)
Cancellara, Gilbert (FDJ)
Baugnies, Gerrans (GEC)
Amador, Hesjedal (GRM)
Boasson Hagen, Löfkvist, Porte (OPQ)
Capecchi (CWO)
Karpets (LAM)
Duarte, Klöden, Velits (RNT)
Gesink (VCD)
Albasini, Gavazzi (ALM)
Ratto, Matthews, Battaglin, Chiarini (FAR)

Man sieht, hier fehlen bereits einige, die zumindest erweiterten Favoritenkreisen durchaus hätten angehören können. Manche Fahrer waren nach eigenen erfolglosen Attacken, andere nach Tempoverschärfungen oder Defekten zurückgeworfen worden. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht nochmal das Rennen danach untersuchen, wo wer verlustig gegangen ist, sondern wir schauen nach vorne, denn es geht in die drittletzte Naturstraßenpassage, und die hat es in sich, denn sie ist bis zu 15 % steil und man kann davon ausgehen, dass es einige geben wird, die sich das nicht nehmen lassen werden und hier dann auch in die Offensive gehen werden. Francesco Gavazzi ist der erste, der hier das Tempo verschärft, was zur Folge hat, dass sich sofort die ehemaligen Gruppenmitglieder aus der Spitzengruppe verabschieden müssen, sprich Zaugg, Baugnies, Amador und Ratto. Andere sind aber auch schon in Problemen und werden hier nicht mehr lange mithalten können, so zum Beispiel Elmiger, Klöden und Karpets. Ersterer wird hier schlichtweg Opfer des Tempos, die anderen beiden haben wohl schlichtweg einen schwachen Tag erwischt. Ansonsten hält das Ganze hier aber zusammen, sodass weiterhin gut zwanzig Fahrer gemeinsam unterwegs sind.

Lange wird das aber schätzungsweise nicht mehr so bleiben, denn der vorletzte Schotterabschnitt wartet sogar mit Höchststeigungen von bis zu 18 % auf. Hier kommen die Favoriten jetzt rein und sofort geht Thomas Löfkvist und damit die dritte Attacke heute von Omega Pharma Quick Step. Vielleicht ist es die effektivste, denn es können nur noch wenige folgen, nämlich Peter Sagan, Greg van Avermaet, Fabian Cancellara, Ryder Hesjedal und Peter Velits. Sechs Mann also vorne, während die ehemalige Favoritengruppe auseinander fällt. Im Moment der Attacke von Löfkvist fallen hinten Boasson Hagen, Porte, Capecchi, Duarte, Gesink, Gavazzi und Matthews raus. Somti haben wir hinter dem Führunssextett noch eine größere Verfolgergruppe mit Nibali, Martin, Gilbert, Gerrans, Albasini, Battaglin und Chiarini. So die ungefähre Rennsituation nach Löfkvists Attacke, die Gruppen stabilisieren sich in etwa so, Abstände zwischen den Gruppen variieren allerdings noch zwischen etwa einer halben und einer Minute, denn es gibt in den unterschiedlichen Gruppen immer wieder mehr oder weniger erfolgreiche Verschärfungen.

Die Situation beruhigt sich auf den folgenden Kilometern wieder, denn alle Wissen, was mit dem Schlussanstieg noch kommt. Der letzte Kilometer vor dem Ziel erhebt sich nämlich noch einmal mit bsi zu 16 %, ehe dann die letzten hundert Meter leicht abschüssig zum Ziel gehen. Schauen wir uns mal die Spitzengruppe an: Peter Sagan ist natürlich nie zu unterschätzen, man muss allerdings beachten, dass er schon früh alleine war, nachdem Marcato sich in der Boasson Hagen Gruppe ausgepowert hatte. Greg van Avermaet hingegen hatte noch lange Begleiter aus dem eigenen Team und hat zudem bereits eine gute Form. Spartakus ist klar, der gehört hier nun natürlich zu den aussichtsreichsten, müsste aber vor der Schlussrampe vielleicht noch etwas rausholen, um das hier zu gewinnen. Ryder Hesjedal is ebenfalls sehr gut in Form, ihm dürfte die Rampe wohl auch ganz gut liegen, wenn er die endschnelleren Fahrer distanzieren kann. Thomas Löfkvist darf bei diesem Rennen auch nicht unterschätzt werden, allerdings ist fraglich, wie sein Energiehaushalt nach der Attacke aussieht. Dazu dann noch Peter Velits, der natürlich, wenn er die Rampe schnell hochkommt, auch recht endschnell ist.

All diese Spekulationen höhren natürlich auf, wenn das erste Tor durchfahren wird, welches den Beginn des Anstiegs hoch zum Campo markiert. Hier beginnt nun das beäugen unter den Favoriten. Wer geht zuerst? Ryder Hesjedal! Der Kanadier weiß natürlich zwei Dinge: 1) muss er die endschnelleren Gegner loswerden, 2) muss er möglichst weit vorne auf die letzten hundert Meter kommen, denn die sind so dermaßen eng und kurvig, dass ein Überholen mindestens schwer bis beinahe ausgeschlossen ist. Cancellara und Löfkvist haben Probleme mit dem Antritt, Peter Sagan und Peter Velits nicht so echt, bis an Hesjedal ran kommen sie aber auch nicht. Greg van Avermaet ist vor Löfkvist und Cancellara, aber hinter Sagan und Velits. Der Kanadier also ein Stück vorne, aber kann er sich bis in die unüberholbaren Gassen retten? Er tritt hier mit allem was er hat und erinnert dabei ein bisschen an Cadel Evans, was zumindest seinen Bewegungsradius angeht. Zunge raus, Oberkörper weit über den Lenken gebeugt, viel Bewegung und schwere, sehr schwere Tritte. Aber er hält das durch, bringt die nötigen Sekunden zwischen sich und die beiden Peters, die sicherlich endschneller wären als er selber. Hesjedal sieht da schon die engen Kurven vor sich, der schwerste Teil ist geschafft, jetzt heißt es durchbringen. Der flachere Teil bedeutet aber auch für Sagan und Velits noch eine Chance. Peter Velits war hier so geschickt, sich vor Sagan in den Altstadt-Kurs zu mogeln, sodass der stärkere Sprinter Sagan erst mal einen Rückschlag einsteckt, beide kommen aber ein Stück ran an Hesjedal, der hier mit leerer Batterie die letzten Meter tritt, aber das reicht und das ist ein Triumph für den Kanadier, und was für einer! Ryder Hesjedal gewinnt die Strade Bianche nach einer auopferungsvollen Leistung seines Teams und nach einem eigenen, großen Kampf. Peter Sagan hat seine Endschnelligkeit ausgespielt und Peter Velits sogar noch überholen können, Platz zwei also für ihn vor ebendiesem Velits, der vierte Platz geht dann an Greg van Avermaet, der einen ordentlichen Abstand zwischen sich und Thomas Löfkvist bringen konnte. Löfkvist ist fünfter vor Cancellara, weil auch er zuerst in die Gässchen eingebogen war. Wir verabschieden uns an dieser Stelle von Ihnen, verweisen auf das gesamte Ergebnis im Teletext und hoffen, Sie gut unterhalten zu haben!

Fothen_29  
Fothen_29
Beiträge: 183
Registriert am: 03.01.2011


   

Dove Cameron - Prince + Jacob Photoshoot for Galore

Xobor Ein Kostenloses Forum von Xobor.de
Einfach ein Forum erstellen
Datenschutz