Herzlich Willkommen zu der belgischen Straßenmeisterschaft 2008! 32 Fahrer von 8 verschiedenen Teams kämpfen heute um das immer so begehrte Meistertrikot, was der Sieger dieses Rennens ja die ganze Saison bis zu den nächsten Meisterschaften behalten darf. Eben so ein Trikot, allerdings in der Disziplin Zeitfahren, konnte sich am Vortag bereits der Silence-Lotto Profi Leif Hoste sichern, indem er Stijn Devolder und Teamkamerad Dominique Cornu auf die Plätze verwies. Dieses Trio gehört heute nicht zu den Topfavoriten, man darf andere vorne erwarten.
Da der Kurs leicht hügelig und nicht komplett flach ist, sollte man auch Ausreissern eine realistische Chance einräumen. Die vielen kleinen Hügel bieten eine gute Gelegenheit, sich auf und davon zu machen und der versammelten Sprinterelite um Topfavorit Tom Boonen (QST) und Greg van Avarmaet (SIL). In vorderster Reihe bei diesen Ausreissern würde ich Philippe Gilbert erwähnen, aber auch ein Staf Scherlinckx, ein Jelle Vanendert oder ein Maxime Mofort sind auf diesem Kurs alles andere als chancenlos, uns erwartet also ein außerordentlich spannendes Rennen!
Das Profil - für Ausreisser oder für Sprinter?
Rein ins Rennen also, von den 244 zu absolvierenden Kilometern sind bereits 150 Kilometer absolviert. Sie haben aber nichts verpasst, liebe Zuschauer. Das Rennen wird momentan noch immer von einer 2-köpfigen Ausreissergruppe diktiert, welche sich bereits früh im Rennen löst, nämlich bei Kilometer 7.
Zitat
#28 VANENDERT Jelle (FDJ)
#32 AERTS Mario (RAB)
Die beiden sind sicherlich nicht zu unterschätzen, aber bei der Meute, die ihnen hinterherjagt, allen vorran Silence-Lotto, werden sie wohl kaum eine Chance haben, denn die Tendetz des Vorsprung ist bereits abfallend.
Genau 2:49 Minuten haben die beiden noch an Vorsprung. Ich denke, sie werden mir zustimmen, das kann keinesfalls reichen. Das feld wird von Silence-Lotto um deren Sprintkapitän und Youngster Greg van Avermaet bestimmt. Das gesamte Team, mit Ausnahme von van Avermaet selbst und Zeitfahrmeister Leif Hoste, ist bereits am Nachführen. Damit sehen wir wohl schon klar, wohin der Weg gehen soll, ein Massensprint ist angestrebt. Gleiches wäre eigentlich auch von Quickstep zu erwarten gewesen, doch diese bummeln noch im hinteren Teil des Feldes, Kapitän Tom Boonen in ihrer Mitte.
Das Szenario nimmt hier gerade Züge von großer Langeweile an. Das Feld fährt noch immer recht gemütlich hinterher, die Ausreisser kämpfen ihren aussichtslosen Kampf. So wird das wohl noch eine ganze Weile gehen, Grund genug für uns, kurz in die Werbung zu gehen.
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So, da sind wir wieder. Ich entschuldige mich für diese etwas längere Werbepause, doch erneut kann ich ihnen sagen, dass Sie nichts verpasst haben. Der Vorsprung der beiden an der Spitze ist erneut rapide gesunken. Gerade 23 Sekunden haben Mario Aerts (RAB) und Jelle Vanendert (FDJ) noch an Vorsprung. das bringt mich nun nochmal auf die Favoriten. Da momentan alles auf Massensprint steht, wären da besonders Tom Boonen und der junge Greg van Avermaet zu beachten. Realistisch gesehen könnte mit Gert Steegmanns wohl nur noch ein Belgier in diesen Massensprint eingreifen und um den Sieg sprinten, doch dieser steht bekanntlich in Diensten von Tom Boonen und wird heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wohl dessen letzten Anfahrer sein. Auch ein Eeckhout, ein de Fauw oder ein Gilbert können an guten Tagen bei solchen Sprints ganz vorne reinfahren, jedoch müssen sie es hier mit den beiden besten belgischen Sprintern aufnehmen, und dafür dürften sie wohl nicht stark genug sein, mal sehen.
12 Kilometer vor dem Ziel wartet der letzte kleine Anstieg auf das Feld. Der unermüdliche Angreifer Philippe Gilbert hat sich diesen Punkt, wie man munkelt, ganz genau angesehen, er ist ja ein Mann für solche giftigen kleinen Anstiege. Auch Maxime Monfort (BTL), Johan Vansummeren (SIL), Johan Coenen (CHO) oder Staf Scherlinckx sind solche Attacken durchaus auf den Leib geschneidert, man muss sehen, wie das Rennen verläuft. Während ich hier so über die Favoriten rede, ist das Führungsduo um Aerts und den völlig ausgepumpten Vanendert längst vom Feld passiert. Es geht in die heiße Phase! Der gerade angesprochene Anstieg liegt noch 5 Kilometer entfernt. Man merkt, dass dieser vorentscheidenen Charakter haben könnte, denn das Feld ist aufgewacht, das Tempo und das Gerangel im Feld nehmen zu, jeder der fahrer will die ideale Ausgangsposition für den Anstieg. Und los geht´s!
Der Anstieg scheint mir etwas länger und auch steiler als auf dem Profil zu erkennen, das kommt Maxime Monfort zu Gute, der die Beine in die Hand nimmt und attackiert! Gilbert wofort wie angekündigt hinterher, auch Staf Scherlinckx und, etwas überraschend Frederik Willems von Liquigas kann ich da ausmachen, die vier attackieren und haben das Feld erstmal ganz schön gesprengt! Sie passieren nun den Gipfel des Hügels, Gilbert vorneweg. Hier die momentane Rennübersicht:
Zitat
#17 WILLEMS Frederik (LIQ)
#26 GILBERT Philippe (FDJ)
#29 SCHEIRLINCKX Staf (TCS)
#31 MONFORT Maxime (BTL)
Feld +17 Sek.
Da sind die beiden großen Rennställe, Silence und Quickstep nicht vertreten, das überrascht schon stark! Die Grupppe harmoniert gut und nur Silence ist zu sehen, wie sie nachführen! Quickstep und Chocolades Jaques halten sich überraschend noch immer zurück, die spielen mit dem Feuer heute! Noch 5 Kilometer, der Abstand sinkt kaum, das kann reichen für das Quartett an der Spitze! Willems nun ganz vorne zu sehen.
Noch 2 Kilometer, schon fast ist klar, dass die Gruppe den Sieg unter sich ausmachen, die Arbeit von Silence allein im Feld reicht einfach nicht!
Noch 1 Kilometer, 14 Sekunden ist das Quartett noch vor dem Feld. Da verliert Hoste die Nerven und versucht, den Vieren alleine aus dem Feld nachzusteigen. Das sieht wenig erfolgsversprechend aus. Vorne beginnt ein wenig das taktische Geplänkel, vielleicht die Chance für Hoste!
Noch 300 Meter, Gilbert in guter Position, Scherlinckx will das Ding von vorne nach hause fahren, er zieht den Sprint an! Direkt hinter ihm Gilbert und Monfort, dann Willems. Gilbert geht aus dem Windschatten von Scherlinckx, das sieht gut aus. Dahinter Monfort, der ist ja auch kein Übersprinter. Noch 20 Meter, Gilbert noch immer vorne, der schießt das Dingen hier ab! Starke Leistung des FDJ-Mannes, der seinem Manager AvA damit den erwünschten Sieg beschert! Zweiter wird Willems, der nochmal vorbeigezogen ist an Monfort, der Dritter wird. Scherlinckx mit der falschen Taktik, er fährt das Ding von vorne, das war falsch. Fünfter wird Hoste, dessen Aktion eher semierfolgreich war. Den Sprint des Feldes sichert sich van Avermaet vor Boonen, Eeckhout und Steegmanns.
So, das war es von mir, superspannendes Rennen hier in Belgien, mit dem verdienten Sieger, Philippe Gilbert!