Herzlich Willkommen bei FothenTV, wo Sie heute Abend die Möglichkeit haben werden, eine kurze Zusammenfassung des Straßenrennens der Männer bei der Olympiade 2012 zu erleben. Obwohl es sich um das größte Sportereignis der Welt handelt, ist es klar, dass es im Radsport andere Rennen gibt, deren Sieger populärer werden als die Olympiasieger, so zum Beispiel die Momunente oder die Grand Tours, deren größte, die Tour de France, immerhin das drittgrößte Sportereignis der Welt ist. Dennoch hat auch das olympische Straßenradrennen einen gewissen Stellenwert. Umso erschreckender ist es, wenn man das heutige Feld sieht. Ein kleineres und weniger prominent besetztes Feld hat es bei Olympia sicherlich schon lange nicht mehr gegeben. Unter den vielen Namen und Nationen, die hier fehlen, ragt natürlich insbesondere der des Gastgebers um seinen Favoriten Mark Cavendish hervor. Aber es fehlen auch andere, wobei wir denken, wer nicht will, der hat schon. Umso mehr Chancen haben nun natürlich auch andere Fahrer, mal sehen, ob und wie sie genutzt werden.
Früh im Rennen gab es natürlich viele Attacken von Fahrern, die in die frühe Gruppe wollten. Es dauerte eine Weile, bis sich aus dem Chaos heraus etwas Struktur ableiten ließ. Es war schließlich der Belgier Thomas de Gendt, dessen Attacke die heutige Gruppe initialisierte. Ein erster prominenter Namen, der da die frühe Offensive suchte. Er blieb aber der einzige Prominente in einer Gruppe, der man deutlich anmerkte, dass viele ihrer Mitglieder sich kaum Chancen ausrechnen und die deshalb nach dem Motto dabei sein ist alles nur mal gesehen werden wollen. Die Gruppe war letztendlich acht Mann groß. De Gendt als Initiator ist natürlich dabei, aber auch Afrika war sehr stark repräsentiert, Reguigui, Grmay und Berhane waren die drei Vertreter dieses Kontinents, die für Algerien, Äthiopien und Eritrea starten. Dazu kam der Russe Chernetskiy und der Tscheche Novak, sodass auch ein kleiner slawischer Block in dieser Gruppe entstand. Ergänzt wurde das Ganze schließlich durch die beiden Kolumbianer Chavez und Duarte. Diese Gruppe machte sich erst einmal auf, die frühe Rennpashe zu prägen.
Im Feld blieb es lange ruhig, ehe sich wirklich eine Allianz bilden konnte, die eine vernünftige Nachführarbeit realisierte. Begonnen hatte diese durch das Engagement von Portugal und Spanien. Auch wenn diese Länder viele Schulden haben, wenn die Gruppe durchkommen sollte, wäre es nicht die Schuld dieser beiden, wie gesagt, sie waren die ersten Nachführenden. Bald gesellten sich dann mit Norwegen und Deutschland weitere Nationen hinzu und schließlich kam dann Russland hinzu. Russland war die Nationen, die letztlich das Ende der Gruppe einläutete. In dem bestreben, reine Sprinter abzuhängen, schraubten die Russen das Tempo Runde um Runde höher. Zwar konnten dadurch keine Sprinter abgehängt werden, aber der Vorsprung der Gruppe verfloss wie der britische Regen, wenn er denn den Boden trifft. An der vorletzten Überfahrt des Box Hill war dann auch Schluss für die Gruppe und eine neue Angriffswelle war zu erwarten, denn wenn Russland so ein Tempo macht, werden die sich wohl was dabei denken, insbesondere weil sie keinen Sprinter an Bord haben.
Es war dann auch Kolobnev, der die Erwartungen erfüllte und attackierte. Da die Russen schon lange Tempo gemacht hatten, kam diese Attacke natürlich wenig überraschend und es war für die anderen Nationen klar, was zu tun war: reagieren! Überraschenderweise war es der Afrikaner Teklehaimanot, der als erster an Kolobnevs Rad kam, aber nach dem für Eritrea startenden Profi kam dann die Prominenz: Rodriguez und Samy Sanchez für Spanien, Costa und Machado für Portugal, Kristoff für Norwegen, König aus Tschechien, mit Monfort, van Avermaet und Gilbert gleich drei Belgier und auch die Kolumbianer sind wieder dabei, Betancur, Henao und Uran, ebenfalls drei Mann also und nicht zu vergessen John Degenkolb für Deutschland. Eine enorm große Gruppe, die mit einigen prominenten Namen aufwarten kann.
Die Gruppe lief eine Weile ganz gut und konnte natürlich einen ordentlichen Vorsprung herausholen, denn hinten war niemand, der nachführen wollte. Deutschland und Norwegen hielten den Schaden in Grenzen, denn man hatte zwar Boasson Hagen und Greipel in den eigenen Reihen aber in beiden Fällen mit Kirstoff und Degenkolb auch endschnelle Leute vorne. Dementsprechend war recht bald klar, das vorne die Entscheidung fallen würde und somit war auch die Bühne frei für Attacken. Die erste kam von Joaquin Rodriguez, klar, der muss die Entscheidung so suchen, sonst hat der im Sprint keine Chance. Er kam allerdings nicht weg, es gelang ihm bloß, den Tschechen Leopold König zu distanzieren, der damit nicht mehr in die Entscheidung eingreifen kann. Thiago Machado aus Portugal setzte dann die nächste Attacke, erneut aber ohne größeren Erfolg, es gelang ihm nicht einmal, jemanden zu distanzieren. Spanien und Portugal kämpften aber weiter um die endschnelleren Leute in der Gruppe nicht zu distanzieren. Costa war derjenige, der die nächste Attacke setzte, aber erneut gelang es ihm bloß, Kolobnev zu distanzieren und von der Entscheidung auszuschließen. In der Folge sind es dann die Belgier, die vorne Verantwortung übernehmen und das Ganze erst einmal in geordnete Bahnen lenken. Aber das hält nicht lange: Betancur setzt die nächste Attacke, aber wieder gehen alle mit, außer Rodriguez und Machado, die haben ja schon vorher Kraft verpulvert. Das was die Gruppe hier macht, ist sich gegenseitig so richtig ins Fleisch zu gehen. Belgien bemüht sich um Beruhigung, letztlich bleibt man dabei aber nicht ganz erfolgreich, denn Henao attackiert als nächstes. Der einzige Erfolg dieser Attacke ist die Distanzierung von Rui Costa. Aber dann kommt endlich eine Attacke die sitzt: Rigoberto Uran kann sich absetzen, Samuel Sanchez hatte sofort reagiert und so ist nun ein schlagkräftiges Duo vorne. Während Henao, Betancur und Teklehaimanot nach der Attacke nicht mehr in der Gruppe bleiben, machen sich vor allem die Belgier auf die Verfolgung. Neben den drei Belgiern sind nur noch Kristoff und Degenkolb vorne, die natürlich nichts machen.
Maxime Monfort verausgabt sich hinten total und kann so dafür sorgen, dass die Lücke nicht zu groß wird. Als er dann aber nicht mehr kann, wird es ernst, van Avermaet attackiert mit Gilbert am Hinterrad um es mit Gewalt zu versuchen, denn das Duo vorne hat nur wenige Sekunden. Zunächst bleiben Kristoff und Degenkolb aber noch dran. Vorne, bei Sanchez und Uran fehlt ein wenig die Einigkeit, keiner will da voll fahren, denn die Belgier haben da durch eine starke Mannschaftsleistung erreicht, dass die Situation noch völlig offen ist. Während sich Monfort und van Avermaet verausgaben, als gäbe es kein morgen, damit Gilbert dabei bleibt, haben die Teams von Sanchez und Uran sich in Attacken aufgerieben und daher kalkulieren beide natürlich für den Fall, dass die Belgier von hinten reinrollen. Deswegen macht vorne auch keiner wirklich konsequent Tempo und somit wird es erst möglich, dass van Avermaet Meter um Meter gutmacht. Schließlich hat er es geschafft und lässt sich sofort zurückfallen. Damit ist nun ein Quintett an der Spitze: Degenkolb, Kirstoff, Sanchez, Uran und Gilbert. Wer machts? Das belauern hat natürlich von vorne begonnen und es ist wieder Uran, der hier in die Offensive geht. Es gelingt ihm mit seinem Antritt Degenkolb und Kristoff stehen zu lassen, während Sanchez und Gilbert nicht direkt am Hinterrad sind, aber in Schlagdistanz bleiben. Degenkolb und Kristoff wurden von dem Antritt von Uran sichlich überrumpelt, denn Uran attackierte von letzter Position, während Degenkolb und Kristoff gerade vorne waren. Als sie realisierten was los war, war die Post schon abgefahren. Aber schauen wir nach vorne: Uran muss nun durchziehen, der Buckingham Palace ist in Sichtweite, aber Sanchez und Gilbert kommen Meter für Meter heran. Uran geht langsam die Kraft aus, dass wird nicht reichen. Jetzt, vor dem Buckingham Palace tritt Sanchez an, Gilbert am Hinterrad. Beide bei Uran, der hat nun keine Kraft mehr, aber Bronze bleibt ihm wohl. Gilbert an Sanchez Hinterrad, dass ist seine Position, dass lässt er sich nicht mehr nehmen und schon gar nicht im Sprint. Jetzt tritt er an, geht vorbei und da ist Sanchez ohne Chance. Philippe Gilbert ist Olympiasieger 2012!