Hallo und herzlich willkommen zur letzten Etappe der Tour de l’Ain 2012. Heute steht noch einmal eine schwierige Mittelgebirgsetappe an, die mit einem ansteigenden letzten Teil abschließt. Es ist allerdings vor allem der erste Teil schwierig und dann gibt es auch schon einige Flachstücke und Abfahrten, die den Anstieg nicht so schwer machen. Der Berg direkt vorher, der Col de Menthières hingegen ist schwieriger.
Heute ging es am Anfang um den Kampf um das Bergtrikot, so dachten zumindest alle, aber scheinbar hatten die beiden Fluchtversuche der letzten Tage den Venezuelaner Alarcon zu viele Kräfte gekostet, denn er versuchte nicht einmal in die Gruppe zu kommen. Diese bestand nur aus 2 Cofidis-Fahrern. Chainel und Hupond waren es. Gerade letzterer hatte schon einige Punkte sammeln können. Er sicherte sich auch die ersten beiden Bergwertungen, ließ sich dann aber aus der Gruppe zurückfallen. Chainel musste also weiter als Solist fahren, was gegen die drei Teams hinten, wieder einmal FDJ, Omega und Farnese recht schwierig war, allerdings konnte er schon einen guten Vorsprung herausfahren, nämlich knapp 6 Min. nach 40 km. Aus dem Feld heraus holte übrigens Alarcon sich immerhin die dritten Plätze.
Im weiteren Verlauf konnten die nachführenden Teams den Abstand nur auf 7 Min. halten und nicht verringern, denn nach mehreren Tagen Nachführarbeit waren die Helfer etwas geschlaucht. Die beiden Bergwertungen gegen Mitte der Etappe konnte dann Chainel gewinnen und aus dem Hauptfeld heraus konnte sich beide Male Hupond durchsetzen.
Dann ging es in die entscheidende Phase. Der Col de Menthières wurde erreicht. Nachdem Farnese und OmegaPharma schon an der steilen Côte de Giron Tempo gemacht hatten, wo aber nur Sprinter abgehangen wurden, die später wieder heranrollten, ging es nun richtig rund. Gleich unten hinein, als das Feld noch immer 5:30 Min. Rückstand auf Chainel hatte, machte Kiserlovski ein brutal hohes Tempo. Innerhalb weniger Meter schrumpfte das Feld um die Hälfte. Nach 1000 m im Anstieg waren noch rund 20 Fahrer, denn auch Charteau und Kangert (OPQ) machten ordentlich Tempo. Schnell waren sowohl di Luca als auch Betancur ohne Helfer und nach 3 km also rund 6 km vor dem Gipfel war es Lagutin, der das Finale eröffnete. Aber keiner folgte! Kangert und Charteau versuchten ihn aber wieder einzuholen, doch der Usbeke konnte sich Meter um Meter absetzen und hatte 2 km vor dem Gipfel 30 Sekunden schon an Vorsprung herausgefahren. Unterdessen verlor Chainel deutlich an Boden. Er war aber trotzdem noch 3 Min. vor Lagutin und 3:30 Min. vor dem Feld. Doch auf den letzten Metern des Anstiegs gab es noch einmal viele Sekunden ab, sodass es auf dem Col de Menthières zu folgender Situation kam:
Zitat
Chainel (COF)
Lagutin (FAR) + 2:15 Min.
Serry (FDJ) + 2:55 Min.
Valls Ferri (FDJ)
Navardauskas (FDJ)
Moreno Fernandez (FDJ)
Kern (COF)
Bouet (COF)
Kiserlovski (FAR)
Pozzovivo (FAR)
B. Feillu (OPQ)
Löfkvist (OPQ)
Taaramae (OPQ)
Betancur (AST)
di Luca (ASA)
In der folgenden Abfahrt, wo Bouet eine vergebliche Attacke setzte, konnte Lagutin den Abstand auf die Gruppe halten und hatte damit eine sehr gute Ausgangsposition, denn hinten waren die Helfer am Ende. Keiner konnte mehr zusetzen, sodass am Fuße des Schlussanstieges die Favoriten das Zepter hätten übernehmen müssen, aber das tat am Anfang keiner. Eine Attacke von Valls Ferri war sehr schwach. Diese konnten sogar noch Löfkvist und Feillu einfangen, aber der Abstand nach vorne zu Lagutin wurde größer. Erst nach 2 km als der Abstand auf 55 Sekunden nach oben geschnellt war, attackierte Taaramae. Die Attacke in dem schweren Stück brachte viele in Probleme. Nur Kern und Pozzovivo konnten dem Esten folgen. Am Ende des ersten Steilstücks 9 km vor dem Ziel hatten wir folgende Situation:
Zitat
Chainel (COF)
Lagutin (FAR) + 1:26 Min.
Kern (COF) + 2:04 Min.
Pozzovivo (FAR)
Taaramae (OPQ)
Betancur (AST) + 2:13 Min.
di Luca (ASA)
Bouet (COF) + 2:22 Min.
In der Folge war der Anstieg nicht mehr ganz so schwer. Es kam jetzt auch auf die Zusammenarbeit in den Gruppen darauf an. Dabei lief die Gruppe um Pozzovivo nicht sehr gut, denn der Italiener arbeitete nicht mit, weil sein Teamkollege vorne war, der sich gut hielt. Auch Chainel konnte mit dem Etappensieg liebäugeln, aber das würde schwer werden, denn hinten setzte Lagutin mit vollem Tempo hinterher. Weiter hinten konnte Bouet den Anschluss an di Luca und Betancur, die beide keinen guten Tag erwischten, aber Schadensbegrenzung versuchten zu betreiben. Vor allem di Luca im gelben Trikot wollte wieder nach vorne, allerdings wuchs die Lücke Stück für Stück. 6 km vor dem Ziel hatte er schon 20 Sekunden auf Taaramae und Co. verloren, auf Lagutin gar 45 Sekunden. Und Chainel, der Franzose, wurde lautstark angefeuert, doch Lagutin kam immer näher. Noch 50 Sekunden blieben dem Cofidis-Fahrer. Doch die weiteren Kilometer wurden immer einfacher, sodass die Chancen stiegen. Und als dann 3 km vor dem Ziel es noch 35 Sekunden waren, wurde klar, das könnte noch einmal eng werden, aber auch wichtig, Taaramae und Co. waren auch noch 20 Sekunden hinter Lagutin, der damit gute Chancen hatte auf das Podium im Gesamtklassement zu kommen. Unterdessen war Pozzovivo in der Zwickmühle. Eine Attacke würde Lagutins Chancen mindern vorne, aber die 3 Sekunden Rückstand zu Taaramae mussten noch aufgeholt werden für einen Gesamtsieg. Und so kam die Attacke. Aber Taaramae hatte das auf dem Schirm und konterte sofort. Auch Kern hing am Hinterrad aber das folgende Belauern kam Lagutin wieder zu Gute. 1,5 km vor dem Ziel hatte der Usbeke wieder 23 Sekunden Vorsprung, aber nach vorne auch noch 25 Sekunden, sodass der Tagessieg von Chainel sehr wahrscheinlich wurde. Hinten unterdessen die nächste Attacke von Pozzovivo, aber im Flachen hatte er keine Chance gegen Taaramae. Vorne konnte sich unterdessen Chainel solo feiern lassen. Er rettete 10 Sekunden vor dem Usbeken Lagutin, der widerum 19 Sekunden auf die Gruppe um Taaramae ins Ziel rettete. Die 4 Bonussekunden, die Pozzovivo gebraucht hätte um noch an Taaramae vorbeiziehen zu können, konnte er nicht holen. Ihm blieb nur Platz 5. Auf dem Podium landete Kern, der sich die 4 Sekunden sichern konnte. Danilo di Luca kam dann mit dem gelben Trikot erst 1:16 Min. nach dem Tagessieger und musste das Leibchen am letzten Tag doch noch abgeben. Damit verabschieden wir uns von der Tour de l’Ain 2012 und geben zurück zu Olympia.