Herzlich Willkommen zur 15. Etappe der Tour de France!
Endlich geht es wieder in die Berge. Und sofort erwartet die Fahrer bei der ersten Alpenetappe eine durchaus anspruchsvolle Bergankunft in Verbier und wir erwarten heute, dass die Favoriten auf den Gesamtsieg auch um den Etappensieg fahren und das sich das bisher noch sehr ungeordnete Bild in der Gesamtwertung etwas ordnet. Hier ist das Profil der heutigen Etappe:
Wie man sieht warten heute 207,5 Kilometer mit insgesamt sechs Bergwertungen auf die Fahrer. Fast direkt nach dem Start in Pontarlier geht es bergauf und auch in der Folge wartet ein recht munteres Auf und Ab, bevor dann ein Flachstück den Weg zum letzten Berg des Tages, einem Berg der ersten Kategorie, ebnet. Dieser Berg ist mit 8,8 Kilometern zwar recht kurz, dafür mit 7,5 % Steigung im Durchschnitt aber ziemlich steil. Die anderen Schwierigkeiten neben diesem Berg sind wohl vor allem die lange Wegstrecke, 207,5 Kilometer sind ja wahrlich kein Pappenstiel, die bisherigen kräftezehrenden ersten beiden Tourwochen sowie die große Anzahl an Bergen, sodass wir heute so gut wie sicher einen Favoritensieg erleben werden, doch wer auch immer heute als Erster das Ziel in Verbier erreicht, ist wahrlich ein verdienter Sieger.
Das Rennen begann heute um 12 Uhr bei einer angenehmen Temperatur von 20° Celsius mit einer kurzen Flachpassage, bevor es dann direkt zur ersten Bergwertung des Tages hinauf ging. Die Côte du Rafour war mit 3,7 Kilometern Länge und einer durchschnittlichen Steigung von 5% aber nur ein Vorgeschmack auf den Tagesabschluss in Verbier. Auf jeden Fall wurde diese Bergwertung dazu genutzt, die Ausreissergruppe des Tages zu bilden. Dies war eine recht langwierige Angelegenheit, denn es dauerte seine Zeit, bis die Favoritenteams endlich mit einer Ausreissergruppe zufrieden waren. Die erste Attacke kam direkt am Fuß des Anstieges von David de la Fuente, dem sofort der Schwede Thomas Lövkvist folgte, doch da war es zuerst das Fuji-Team, das etwas dagegen hatte. Mit gesamter Mannschaftsstärke setzten sie nach. Das Motiv ganz klar: Das Verhindern weiterer Bergpunkte für David de la Fuente. Um das gepunktete Trikot wird uns noch ein heißer Kampf erwarten, den de la Fuente heute verlor. Und auch die nächste Attacke, diesmal von Luis Leon Sanchez Gil wurde vereitelt. Diesmal nicht von Fuji-Servetto, sondern von mehreren Teams mit vereinten Kräften, da Sanchez Gil nach wie vor eine hervorragende Position in der Gesamtwertung einnimmt, nach seinem geglückten Fluchtversuch in den vergangenen Tagen. Da dieses Tauziehen um die Gruppe des Tages so lange dauerte, kam es bei der ersten Bergwertung zum Sprint um die Punkte. Und wer suchte da seine zweite Chance? Natürlich, David de la Fuente. Der kleine Spanier, den die Fuji-Kameraden aus den Augen verloren zu haben schienen zog den Sprint früh an und sicherte sich relativ konkurrenzlos die Bergpunkte und stockte so sein Konto weiter auf, wenn auch nicht sehr erheblich. Auf die weiteren Plätze kamen Mikel Astarloza, Luis Leon Sanchez Gil, dessen Fluchtversuch gerade erst zu Ende war, und der Schwede Thomas Lövkvist, der die Punkte im "Vorbeigehen" einsammelte. Hier die Übersicht an der ersten Bergwertung:
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Km 8.0 - Côte du Rafour:
01 DE LA FUENTE RASILLA David (COF)
02 ASTARLOZA Mikel (COL)
03 SANCHEZ Luis-Leon (RAB)
04 LÖVKVIST Thomas (COL)
Und nach der Bergwertung, da ging er weiter, der Kampf um den Platz in der Ausreissergruppe. Diesmal war es ein anderer Spanier, nämlich Francisco Mancebo vom Team Katyuscha, der die Attacke setzte, als man sich bereits im Mini-Anstieg zur zweiten Bergwertung des Tages befand. Die Rede ist vom Col des Etroits, der mit 1,5 Kilometern Länge und 5% Steigung wie sein Vorgänger ein Berg der dritten Kategorie war. Der ehemalige Tour-Vierte Mancebo wurde erstmal fahren gelassen und bekam kurz nach seiner Attacke prominente Unterstützung aus dem Feld, nämlich den Italiener Gilberto Simoni. Der erfahrene Italiener schloss schnell zum Spanier Mancebo auf und die beiden machten sich so gemeinsam, und also nur zu zweit, vom Feld gebilligt, auf den Weg zur Vorausfahrt nach Verbier. Die Tatsache, dass beide anstandslos fahren gelassen wurden, spricht ebenso wie die Ergebnisse der beiden Oldies in dieser Saison eine klare Sprache: Simoni und Mancebo sind recht weit von den Leistungen früherer Tage entfernt. Nichtsdestotrotz sind sie natürlich noch immer vor allem starke Bergfahrer und konnten sich auch langsam, aber stetig, immer weiter vom Peloton absetzen. Daraus resultierend waren es auch Mancebo und Simoni, die die Höchstpunktzahl am zweiten Berg des Tages unter sich ausmachten, jedoch friedlich und schiedlich ohne Attacke. Anders lief es im Peloton, wo wieder heftig um die Punkte gekämpft. Wieder war es de la Fuente, der die Restpunktzahl abstauben wollte, doch diesmal hatte Mikel Astarloza etwas dagegen und sicherte sich Rang drei auf dem Col des Etroits. Rang vier immerhin noch für de la Fuente.
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Km 18.5 - Col des Etroits:
01 SIMONI Gilberto (QST)
02 MANCEBO Francisco (KAT)
03 ASTARLOZA Mikel (COL)
04 DE LA FUENTE RASILLA David (COF)
Nun kehrte erstmal Ruhe ins Renngeschehen ein, die Gruppe des Tages war gefunden und alle schienen erstmal zufrieden. Erstmal, denn spannend sollte es natürlich erst gegen Ende, hinauf nach Verbier werden. Eine typische Etappe war das heute, auf der man die Tour de France nicht gewinnen, aber sehr wohl verlieren konnte. ein einziger schlechter Tag, ein einziger Hungerast und alles könnte vorbei sein. Doch vor dem Showdown zum Ende dieser Etappe gab jedoch immerhin noch drei andere Anstiege zu erklimmen. Zwar nicht ganz so schwere wie der letzte, doch auch noch ordentlich. Zuerst die Côte de La Carriere, dann die Côte de Prévonloup. Beides waren Anstiege der dritten Kategorie und beide sollten im Verlauf dieser Etappe wie erwartet keine herausragende Rolle spielen, sodass wir das Renngeschehen bis zum vorletzten Anstieg vielleicht etwas kürzer widergeben können, um am Ende dann mehr Zeit für die wirklich entscheidenden Dinge zu haben:
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Nun, das Rennen nahm quasi seinen vorgezeichneten Verlauf nach der zweiten Bergwertung bis zum Fuße des Col de Mosses. Im Feld gab es viele Teams, die Interesse daran hatten, dass Mancebo und Simoni nicht durchkamen und sie machten es dem Duo auch mehr als schwer, sie machten ein erfolgeiches Ende dieses Ausreissversuchs unmöglich und verringerten den Rückstand nach Kilometer 71 kontinuierlich. An genau diesem Punkt hatten Simoni und Mancebo ihren Maximalvorsprung von 3:48 Minuten erreicht. Jener schmolz also wie angesprochen so wie Schnee in der Sonne. Naja, ganz so schnell nun auch nicht, aber doch merklich. Dafür verantwortlich im Feld waren die Teams der absoluten Sieganwärter des heutigen Tages. Allen voran natürlich das Team des spanischen Topfavoriten Alberto Contador, das bisher noch recht erfolglos seine Kreise bei der Tour de France zieht. Das sollte sich heute ändern. Ebenso oft an der Spitze sah man Caisse d´Epargne und BBox Bouygues Telecom. Mit Armtrong bzw. Klöden und Schleck bzw. Leipheimer sicher zwei Teams mit starken Kapitänen und hervorragenden Edelhelfern, wenn auch in der Breite nicht so stark aufgestellt wie Astana oder das vierte Team, das sicht regelmäßig an der Nachführarbeit beteiligte, Saxo Bank. Ihr Joker war natürlich der jüngere Bruder BBox-Kapitäns Fränk Schleck, Andy Schleck. Diese vier Teams zeichneten dafür verantwortlich, dass Simoni und Mancebo heute chancenlos waren und als größten Erfolg den Gewinn vieler Bergpunkte verbuchen konnten. Denn nicht nur bei Berg Nummer zwei und drei, auch bei Berg Nummer vier und fünf waren es die beiden, die die meisten Bergpunkte einheimsen konnten. Hier die Übersichten über die dritte und vierte Bergwertung des Tages:
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Km 54.0 - Côte de La Carrière:
01 SIMONI Gilberto (QST)
02 MANCEBO Francisco (KAT)
03 ASTARLOZA Mikel (COL)
04 DE LA FUENTE RASILLA David (COF)
Km 74.0 - Côte de Prévonloup:
01 SIMONI Gilberto (QST)
02 MANCEBO Francisco (KAT)
03 ASTARLOZA Mikel (COL)
04 DE LA FUENTE RASILLA David (COF)
Identische Ergebnisse also, wie man sieht, an der Côte de La Carriére und der Côte de Prevonloup. Beide Anstiege hatten mit einer Durchschnittssteigung von 5% noch recht humane Steigungsprozente, was dem zu dieser Zeit schon recht erschöpften Ausreissergruppe sichtlich entgegenkam. Im Feld hingegen bereitete man sich mit diversen Nahrungsmitteln auf das erste wirklich große Hindernis, den Col des Mosses vor. Dieser war mit 13,8 Kilometern der deutlich längste Anstieg des Tages bis dato, jedoch mit durchschnittlich 4% auch nicht gerade der steilste Berg. Dennoch sollte das Rennen an diesem Anstieg richtig Fahrt aufnehmen.
Das war also unsere kurze Zusammenfassung der Rennkilometer 20 bis 120, bevor es dann also zum Col des Mosses hinauf ging und das Tempo erstmals richtig angezogen wurde bergauf. Dieses Bemühen trug zwar nicht unbedingt Früchte, was abfallende Fahrer anging, erfüllte aber in sofern seinen Zweck, dass alle Fahrer bei höherem Tempo nun mal mehr Kraft aufwenden müssen, was letztlich natürlich dem Stärksten zu Gute kommt. Deswegen war es wohl nicht überraschend, dass es ausgerechnet das Team Astana war, das das Tempo bereits anzog. Und bei ihrem starken Aufgebot mussten bereits zu diesem Zeitpunkt starke Bergfahrer wie Zubeldia, Karpets und Horner herhalten um das Rennen schwer zu machen. Direkt sichtbare Folgen außer dem Anschlussverschluss einiger Sprinter, darunter auch der zweifache Etappensieger Mark Cavendish, blieben, wie angedeutet, jedoch erstmal aus. Außer der Tatsache, dass der Vorsprung des Ausreisserduos Mancebo und Simoni noch schneller schwand und die beiden lediglich 30 Sekunden über die Kuppe hinein in die Abfahrt retten konnten. Im Feld war es diesmal dann nicht mehr David de la Fuente, der um die Bergpunkte sprintete, sondern nur noch sein Landsmann Mikel Astarloza vom Team Columbia, wo man nach dem bis dato schwachen Abschneiden von Wiggins wohl sozusagen ein drittes Standbein sucht. Neben dem Kampf um das Gelbe und das Grüne Trikot wollte man nun auch im Kampf um das Gepunktete Trikot eingreifen. Was daraus in den kommenden Tagen wird, bleibt abzuwarten, Astarloza jedenfalls sicherte sich Platz drei am Col des Mosses vor einem Astana-Trio, bestehend aus Zubeldia, Horner und Karpets, das die Punkte wahrlich nicht interessierte. Hier die Übersicht der Bergwertung:
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Km 135.0 - Col des Mosses:
01 SIMONI Gilberto (QST)
02 MANCEBO Francisco (KAT)
03 ASTARLOZA Mikel (COL)
04 ZUBELDIA Haimer (AST)
05 HORNER Chris (AST)
06 KARPETS Vladimir (AST)
Wie man sieht, war Simoni erneut vorne und konnte sein Punktekonto so erneut gut aufstocken. Ob das Bergtrikot für ihn oder vielleicht auch für seinen Fluchtgefährten Mancebo noch zum Thema wird während dieser Tour de France? Ich würde dies vor durchaus realistisch halten, gerade weil beide in der Gesamtwertung schon recht weit zurück sind und für Etappensiege in den Alpen dürften absolute Topleistungen erforderlich, wozu die beiden wahrscheinlich nicht im Stande sind. Zumindest nicht aus dem Peloton gegen die mittlerweile größeren Namen wie Schleck, Contador und Co. Mit der Herrlichkeit der beiden Oldies war es jedenfalls bei Kilometer 161 vorbei, sie wurden vom Feld gestellt und durchgereicht, sodass das Rennen also quasi von Neuem begann.
Die Spannung war fast mit den Händen greifbar als sich das Peloton, aufgereiht wie eine Perlenkette, in Richtung Verbier und somit auch in Richtung Schlussanstieg durch die traumhafte Landschaft der französischen Pyrenäen schlängelte. Einer jedoch schien es kaum noch abwarten zu können und attackierte bereits 5 Kilometer vor dem Anstieg nach Verbier. Und zwar der amtierende Zeitfahrweltmeister Gustav-Erik Larsson. Was genau er mit dieser Attacke bezweckte, bleibt wohl sein Geheimnis, er wurde jedoch 500 Meter nach Beginn des richtigen Anstieges eingeholt, da das Tempo im Feld nun am Schlussanstieg enorm hoch war.
Überraschende Attacke, die jedoch sofort vereitelt wurde: Gustav-Erik LarssonHier vor der heißen Phase noch mal die Daten dieses Anstiegs: 8,8 Kilometer lang und im Schnitt 7,5% steil. Maximal waren es in kurzen Abschnitten 8,7% Steigung, die Fahrer hatten es mit einem sehr regelmäßigen Anstieg zu tun. Und das Tempo war nun hoch, sehr hoch sogar, wie bereits angesprochen. Weiterhin waren die absoluten Favoritenteams von Contador und der beiden Schlecks dafür verantwortlich. Während Astana schon Robert Gesink nach vorne schickte, war für Saxo Bank mit Damiano Cunego bereits ein ehemaliger Grand Tour Sieger im Tempo. BBox beteiligte sich großteils durch sein junges Talent Daniel Martin an der Führungsarbeit. Und bei diesem großen Namen an der Spitze, besonders natürlich bei Gesink und Cunego, der gegenwärtig vor einem Wechsel zu Silence-Lotto stehen soll, verloren immer mehr Fahrer den Anschluss an die Führungsgruppe. Sechs Kilometer vor dem Ziel wurde Albert Contador dann unruhig und auf seine Anweisung hin, zog Gesink das Tempo noch mal enorm an. Es war mehr eine Attacke als alles andere und nur die absolute Elite konnte folgen. Große Namen hatten auch schon Probleme, wie etwa Levi Leipheimer, immerhin amtierender Vuelta-Zweiter und Giro-Dritter und der Titelverteidiger Cadel Evans etwas überraschend. Gesink selbst musste seiner Attacke kurze Zeit später Tribut zollen, er hatte seine Arbeit für Contador gemacht, für ihn das Feld bereitet.
5,7 Kilometer vor dem Ziel bestand nach Gesinks Glanzleistung also folgende Rennsituation:
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Peloton:
KLÖDEN Andreas (GCE)
ARMSTRONG Lance (GCE)
SCHLECK Fränk (BBO)
SCHLECK Andy (SAX)
CONTADOR VELASCO Alberto (AST)
1. Verfolger: +15 Sek.
EFIMKIN Vladimir (MRM)
CASAR Sandy (FDJ)
LEIPHEIMER Levi (BBO)
ASTARLOZA CHAURREAU Mikel (THR)
WIGGINS Bradley (THR)
KREUZIGER Roman (SAX)
GESINK Robert (AST)
SANCHEZ GONZALEZ Samuel (SIL)
2. Verfolger: +28 Sek.
BRAJKOVIC Janez (THR)
ANTON HERNANDEZ Igor (SAX)
ZUBELDIA AGIRRE Haimar (AST)
EVANS Cadel (RAB)
SANCHEZ GIL Luis Leon (RAB)
PELLIZOTTI Franco (SIL)
VALJAVEC Tadej (SIL)
ROGERS Michael (RRC)
3. Verfolger: +44 Sek.
GERDEMANN Linus (THR)
MARTIN Daniel (BBO)
DI GREGORIO Rémy (FDJ)
DESSEL Cyril (BBO)
ROLLAND Pierre (FDJ)
KNEES Christian (MRM)
MARTINEZ Egoi (FUJ)
KARPETS Vladimir (AST)
PEREIRO SIO Oscar (QST)
SEVILLA Oscar (RRC)
Durchaus bemerkenswert dabei: Cadel Evans nur in der zweiten Verfolgergruppe, und das obwohl er die letzte waschechte Bergetappe noch gewinnen konnte, und das vor Alberto Contador. Als positive Überraschungen könnte man vielleicht Andreas Klöden vermelden, der bei den Besten noch mithält. Zudem auch Vladimir Efimkin und Sandy Casar mit einer hervorragenden Leistung in der ersten Verfolgergruppe. Interessant sicher auch, dass Caisse d´Epargne mit Andreas Klöden und Lance Armstrong als einziges Team zwei Fahrer in der Spitzengruppe hatte. Und dazu noch zwei Namen, die auch die Tour-Zuschauer früherer Tage mit der Zunge schnalzen lassen, beide standen schon auf dem Tour-Podium, zu den Leistungen Armstrongs in der Vergangenheit muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Und die Abstände zwischen den Gruppen, sie wuchsen. Zumindest die Abstände zwischen der ersten und der zweiten Gruppe, denn während in der ersten Gruppe Klöden beide Schlecks sowie Contador sehr an einem hohen Tempo interessiert waren, konnten sich in der Gruppe dahinter nur Bradley Wiggins für seinen Kapitän Mikel Astarloza sowie Sandy Casar, Vladimir Efimkin und Samuel Sanchez Gonzalez für die Tempoarbeit erwärmen. Zwar war die zweite Gruppe so, was Tempobolzer angeht, zahlenmäßig überlegen, doch die Qualität des Trios an der Spitze war einfach enorm. Darunter litt auch das Duo von Caisse d´Epargne. Besonders Andras Klöden hatte schon relativ stark zu kämpfen und musste schließlich gemeinsam mit seinem Kapitän Armstrong 4 Kilometer vor dem Ziel reißen lassen. Grund? Attacke Contador! Der Spanier flog in gewohnter Manier seinen Begleitern fast spielerisch davon. Die beiden Schlecks kämpften, sie wollten heute den Spanier ernsthaft gefährden, doch Contador riss eine Lücke und fuhr unbeirrt sein eigenes, rasantes Tempo Richtung Etappensieg Dahinter dann die Gebrüder Schleck und dahinter das Duo Klöden&Armstrong. In den weiter zurückliegenden Gruppen ging es vor allem darum, die Abstände in Grenzen zu halten, da Contador an der Spitze nun richtig ernst machte und Evans und Co bissen gewaltig auf die Zähne. Trotzdem sah es schlecht für sie aus, denn die Abstände zwischen den Gruppen und besonders nach vorne zu Contador und den Schleck, sie wuchsen immer weiter. Daran konnte auch die eifrige und aufopferungsvolle Tempoarbeit von Bradley Wiggins für Mikel Astarloza nicht viel ändern. Unglaublich, was der Brite für einen Sprung macht bei dieser Tour de France, was seine Qualitäten als Bergfahrer angeht! Er sah sogar noch stärker aus als sein Kapitän Astarloza.
Contador an der Spitze indes fuhr unbeirrt seinen sehr schnellen Trittrhythmus, während ca. 20 Sekunden dahinter eine sichtbare Allianz der beiden Schleck-Brüder versuchte, Contador noch einzuholen. Die beiden Luxemburger sind zwar keine Teamkollegen mehr, doch was böte sich in dieser Situation mehr an, als mit dem eigenen Bruder gemeinsame Sache zu machen? Und sie durften nicht nur nach vorne schauen zu Contador, sie mussten auch Zeit gutmachen auf den Rest der Konkurrenz. Besonders auf die starken Zeitfahrer, besonders auf Klöden und Armstrong, die sich immer noch zu zweit hinter den beiden Schlecks abmühten. Beide wechselten sich ab, doch man sah Klöden doch etwas längere Einheiten an der Spitze fahren. Ihr Rückstand wuchs dennoch unaufhaltsam, sowohl auf Contador, als auch auf die Schlecks. Als Contador unter der Flame Rouge bereits Vorkehrungen zum Jubeln traf, war der Rückstand des Duos Klöden & Armstrong auf die beiden Schlecks auf 25 Sekunden angewachsen. Dahinter bestimmte vor allem Samuel Sanchez Gonzalez zusammen mit Bradley Wiggins das Tempo. Doch einem war heute einfach nicht das Wasser zu reichen: Alberto Contador.
Der Spanier fuhr die letzten 4 Kilometer solo an der Spitze und hielt die neben ihm besten Bergfahrer der Welt, die Schlecks, Armstrong, Klöden, nicht nur auf Distanz, sondern vergrößerte seinen Vorsprung immer weiter. Oben drauf gab es den ungefährdeten Etappensieg in Verbier, mit dem Contador die heutige Demonstration seiner Stärke krönte. Mit ausgebreiteten Armen fuhr er über den Zielstrich und die Zeit lief gegen die beiden Schlecks, die sich noch einen brüderlichen Sprint um Rang zwei lieferten. Diesen gewann erwartungsgemäß Andy Schleck und belegte so mit 27 Sekunden Rückstand auf Contador einen guten zweiten Platz zeitgleich mit seinem Bruder. 27 Sekunden waren es also am Ende, eine achtbare Leistung des Brüder-Paars aus Luxemburg!
Nun wartete alles auf den siebenmaligen Sieger dieser ehrwürdigen Rundfahrt, doch die Uhr tickte und tickte, und sie blieb bei 58 Sekunden stehen. Also knapp eine Minute Rückstand für Armstrong, damit scheint das Unternehmen Toursieg Nr. 8 nicht gerade leichter zu werden. Kurz nach Armstrong kam dann sein völlig ausgepumpter Edeldomestike Klöden ins Ziel.
Erstatte nach dem Sieg sofort Meldung nach Hause: Alberto ContadorAnderthalb Minuten nach Contador trudelte dann der zweite Spanier ins Ziel. Samuel Sanchez Gonzalez. Der Spanier führte die erste Gruppe mit mehr als zwei Leuten ins Ziel, ihm folgten dabei Astarloza, Wiggins und der Edelhelfer Schlecks, Levi Leipheimer. Nun waren die Augen vor allem auf den amtierenden Tour-Sieger Cadel Evans gerichtet, doch er kam nicht und kam einfach nicht. Erst 141 Sekunden nach Contador kam Evans völlig erschöpft auf Platz 14. Noch hinter Vladimir Efimkin und dem bärenstarken Sandy Casar. Habe ich wen vergessen? Achja, vor Evans, Casar und Efimkin kam ein Duo ins Ziel, dem die Zukunft gehört: Roman Kreuziger und Robert Gesink. Platz 10 und 11 für die beiden vielleicht talentiertesten Jungprofis der Gegenwart mit 1:51 Minuten Rückstand.
Weitere Platzierungen, die Top 50 der Etappe, gibt´s in wenigen Augenblicken im Teletext, wo sie auch die Aktualisierung der Gesamtwertung einsehen können. Wir müssen uns aus Zeitgründen nun relativ schnell verabschieden und haben somit nur Zeit für in kurzes Fazit und die Top 10 des Tages:
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01 CONTADOR VELASCO Alberto (AST)
02 SCHLECK Andy (SAX) +27 Sek.
03 SCHLECK Fränk (BBO) s.t.
04 ARMSTRONG Lance (GCE) +58 Sek.
05 KLÖDEN Andreas (GCE) +1:01 Min.
06 SANCHEZ GONZALEZ Samuel (SIL) +1:36 Min.
07 ASTARLOZA CHAURREAU Mikel (THR)
08 WIGGINS Bradley (THR)
09 LEIPHEIMER Levi (BBO)
10 GESINK Robert (AST) 1:51 Min.
Fazit: Contador, fast schon unverschämt stark, schlägt das beste Bruderpaar im Radsport und wird auf dem Weg nach Paris kaum noch zu schlagen sein auf den Bergetappen. Oder? Cadel Evans hingegen ist die Enttäuschung des Tages, er kann sich von seiner Titelverteidigung wohl bereits verabschieden.